Sommer der Extraklasse

  25.06.2021 Boswil

Boswilerin Serena Raffi am Boswiler Sommer

Zum ersten Mal seit 20 Jahren stand eine Boswilerin beim Boswiler Sommer mit einem Weltklassemusiker auf der Bühne.

Gestern stand die Boswilerin Serena Raffi, die gleichzeitig auch Schweizer Meisterin im Dreisprung ist, zusammen mit dem «Paganini der Blockflöte» Maurice Steger auf der Bühne des Boswiler Sommers.

Eine grosse Herausforderung für die 28-Jährige. «Mit einem Weltklassemusiker auf der Bühne zu stehen, ist wie wenn man plötzlich im Olympia-Team ist», betont auch Festivalleiter Andreas Fleck. In einem Interview kurz vor dem Konzert sprach die Musikerin über die Parallelen zwischen Musik und Sport. «Beides fordert viel, aber beides gibt auch viel», fasst sie zusammen. Im Sport ist sie auf sich allein gestellt, im Konzert zählt das Team, das Zusammenspiel. Und doch ist beides ein Kampf. --sus


Ein Heimspiel in Boswil

Die Boswilerin Serena Raffi trat mit Flötist Maurice Steger beim Boswiler Sommer auf

Die Schweizer Meisterin im Dreisprung Serena Raffi war gestern gemeinsam mit dem weltbekannten Flötisten Maurice Steger beim Boswiler Sommer zu hören.

Susanne Schild

«Zum ersten Mal seit 20 Jahren war eine Boswilerin beim Boswiler Sommer zu hören. Etwas noch nie Dagewesenes», strich Festivalleiter Andreas Fleck heraus. Doch Serena Raffi ist nicht nur eine begnadete Musikerin, die 28-jährige Boswilerin ist auch noch Schweizer Meisterin im Dreisprung.

«Meine Leidenschaft gehört beiden. Doch die Musik ist mein Beruf. Vom Leistungssport allein könnte ich nicht leben», räumt Serena Raffi ein. Als Frau habe man es im Leistungssport nicht einfach. Irgendwann sei man mit der Frage der Familienplanung konfrontiert. Auch die körperliche Fitness würde nicht ewig anhalten. Deshalb liegt ihr Fokus zurzeit mehr auf dem Sport. «Für die Musik habe ich immer noch Zeit. Meine Uhr im Sport hingegen tickt.»

Maurice Steger kennt sie bereits seit ihrem 15. Lebensjahr. Sie nahm an Meisterkursen von ihm teil und hatte Musikunterricht bei ihm. «Maurice hat vorgeschlagen, dass wir am Boswiler Sommer zusammen auftreten könnten», so Serena Raffi. Natürlich sei es eine grosse Ehre für sie gewesen mit dem «Paganini der Blockflöte» in ihrem Heimatort auf der Bühne stehen zu dürfen. «Ihm ist es zu verdanken, dass die Blockflöte in der öffentlichen Wahrnehmung enorm an Wertschätzung gewonnen hat», ist sie überzeugt.

Im Olympia-Team der Musik

«Serena Raffi steht mit einem Weltklassemusiker zusammen auf der Bühne. Sie ist jetzt plötzlich sozusagen im Olympia-Team der Musik», ergänzt Andreas Fleck. Da müsse man erst einmal mithalten können. Es gehe darum, Leistung abrufen zu können, wenn sie gefragt ist. «Genau wie bei einem Wettkampf in der Leichtathletik», so Fleck. Wenn sie keine Leistungssportlerin wäre, hätte er ihr den immensen Druck nicht zugetraut. «Doch sie hat das alles sehr souverän gemeistert», lobt Fleck weiter.

Musik und Sport haben viele Gemeinsamkeiten

Disziplin und Fleiss sind in der Musik und im Leistungssport nötig, um Hochleistungen zeigen zu können. «Talent allein reicht irgendwann nicht mehr aus», weiss die Boswilerin aus eigener Erfahrung. «Doch wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Ich mag keine halben Sachen.» Glücklicherweise sei im Sommer in der Musik weniger los. Darum könne sie sich in dieser Zeit vermehrt auf die sportlichen Wettkämpfe konzentrieren. Der Boswiler Sommer sei eine Ausnahme. «Gestern noch auf der Bühne mit Maurice Steger, geht es heute an die Schweizer Meisterschaft der Leichtathletik. Das ist für mich auch eine Ausnahme. Doch ich freue mich auf beides sehr. Man wächst an seinen Herausforderungen.»

Natürlich muss Serena Raffi auf vieles verzichten. «Meine Freizeit ist knapp. Eine Woche Urlaub mit meinem Freund muss gut geplant sein.» Aber dennoch gibt ihr die Zweigleisigkeit zwischen Musik und Sport viel zurück. «Ich mache beides sehr gerne und möchte im Moment keines missen.»

Applaus im Konzert ist die Goldmedaille im Sport

Natürlich könne man sich immer verbessern. Doch Hochleistung zu zeigen, hänge von vielen Faktoren ab. «Man kann sich immer verbessern.» «Im Sport ist das Ergebnis messbar, im Konzert hingegen weniger», ergänzt Andreas Fleck. «Applaus ist eine weniger messbare Grösse. Es sei denn, die Leistung ist so schlecht, dass die Leute das Konzert verlassen», meint der Festivalleiter mit einem Schmunzeln.

«Die Messlatte gestern lag sehr hoch», so Fleck weiter. Eigentlich bräuchte man viel länger, um das einzustudieren. Die Generalprobe sei schon sehr anstrengend gewesen. «Das besondere am Boswiler Sommer ist, dass alles vor Ort erarbeitet wird. Das Zusammenspiel findet erst hier vor Ort statt. 18 Produktionen an 12 Tagen, das gibt es bei keinem Festival. Das ist eigentlich Irrsinn.» Erschwerend komme noch hinzu, dass jeder Musiker seinen eigenen Willen habe. Und das zu koordinieren, sei eine wahre Meisterleistung, lobt Fleck weiter. «Daher gilt mein Respekt Serena Raffi. Sich in diesen Wettkampf zu begeben, erfordert viel. Ich würde dem Druck nicht standhalten», gibt der Festivalleiter zu. Im anschliessenden Konzert hat Serena Raffi dann bewiesen, was sie kann.


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