Strebel muss sich beugen

  12.02.2021 Sport

Die Traditionssportart geht ihren eigenen Weg, es gibt keine stufenweise Öffnung

Die Spitzenschwinger haben gehofft, bald wieder in den Sägemehlring steigen zu können. Doch daraus wird nichts. Gestern Donnerstag wurde eine stufenweise Öffnung verworfen. Schwingen bleibt ein Breitensport und es gilt weiterhin: «Alle oder keiner.» Der Freiämter Stefan Strebel muss sich diesem Entscheid beugen.

Stefan Sprenger

Schwingen bleibt ein Unikat in dieser Coronakrise. Von allen grösseren Sportarten verzichtet das Schwingen auf eine stufenweise Öffnung und steht damit praktisch allein da. Die rund 3000 Aktivschwinger dürfen weiterhin nur begrenzt trainieren. Und Schwingfeste rücken in weite (Sommer-)Ferne.

Stefan Strebel, technischer Leiter des eidgenössischen Schwingverbandes (ESV), hätte es gerne anders gehabt. Der Villmerger erarbeitete ein Konzept, damit die Spitzenschwinger wieder ins Training einsteigen können. «Immerhin: Nun herrscht Klarheit. Schwingen bleibt ein Breitensport.»

Gestern Donnerstag folgt die Mitteilung des Zentralvorstandes des ESV. Man habe sich «intensiv mit den Möglichkeiten für das Schwingen in der Saison 2021 auseinandergesetzt, verschiedene Ideen verfolgt und Szenarien durchgespielt», heisst es. Das wichtigste Thema war die stufenweise Öffnung. Stefan Strebel äusserte sich in einem Interview im November noch mit den Worten: «Alle oder keiner.» Diese Meinung musste er überdenken, wie er erklärt. «Andere Sportarten und auch die Wirtschaft öffnen stufenweise. Ich sah es als Chance, dass auch der Schwingsport teilweise wieder öffnen kann und Schwingfeste mit den Spitzenschwingern in absehbarer Zeit möglich sind.»

Die 58 Eidgenossen und zusätzlich rund 40 Kranzschwinger wären dann als «professionell» oder «teilprofessionell» eingestuft worden und hätten den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können. Strebel erstellte gemeinsam mit Spitzensport-Chef Matthias Glarner für diese stufenweise Öffnung ein Konzept. Eine Strategie, die nicht ganz «Schwinger-like» ist, wurde ausprobiert. Spezielle Zeiten erfordern eben spezielle Massnahmen. Doch die Angst, dass eine Zweiklassengesellschaft entsteht, war grösser. Strebel erntete für das Konzept Kritik aus den eigenen Reihen.

«Der Druck ist weg»

Nach intensiven Gesprächen mit dem Bundesamt für Sport (BASPO) und Swiss Olympic «konnten wir leider keine definitive Lösung ausarbeiten, welche sowohl den Vorgaben vom Bund wie auch den Grundsätzen vom Eidgenössischen Schwingerverband entsprochen haben», heisst es in der Medienmitteilung weiter. Somit hält der Eidgenössische Schwingerverband an seinem Grundsatz «alle oder keiner» fest. Der Verband sei sich bewusst, «dass damit der Schwingsport auch weiterhin zu hundert Prozent dem Breitensport angehört und solidarisch gelebt wird».

Strebel muss sich der Mehrheit im Zentralvorstand (dem er auch angehört) beugen. «Die stufenweise Öffnung ist begraben», so Strebel, der auch erleichtert ist über diesen Entscheid. «Der Druck ist jetzt weg», meint er. Allerdings weiss man nach wie vor nicht, wie es mit dem Schwingen weitergeht und wann wieder Schwingfeste möglich sind. «Das ist so», sagt Strebel.

Guggibad-Schwinget wird kaum durchführbar sein

Es ist aufgrund der Coronamassnahmen davon auszugehen, dass bis im Sommer keine Schwingfeste stattfinden. Das Guggibad-Schwinget im April wird kaum durchführbar sein, weil der Breitensport wohl in nächster Zeit nicht wieder aufgenommen werden kann. Der Verband schreibt am Ende seiner Mitteilung: «Wir hoffen, dass wir in der Saison 2021 wieder Schwingfeste erleben dürfen.» Strebel sagt dazu lediglich: «Wir werden sehen.»

 


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