Unscheinbare Torgarantin

  11.05.2021 Sport

Handball, Frauen: Der LK Zug und Sibylle Scherer feiern den Cupsieg

Der LK Zug ist im Frauenhandball seit Jahren ein Topteam. Mittendrin: Sibylle Scherer. Die Rückraumspielerin des LK Zug ist die Rekordtorschützin der höchsten Spielklasse und hat einen starken Bezug zum Freiamt. Sie war sechs Jahre lang Lehrerin in Wohlen.

Seit 2014 ging im Schulhaus Halde in Wohlen eine der besten Handballerinnen des Landes ein und aus. Sibylle Scherer, 29 Jahre jung, war dabei eher zurückhaltend, was ihr sportliches Engagement anbelangt. Sie wollte nicht, dass ihr Handballerfolg an die grosse Glocke gehängt wird.

«Sehr prägende Zeit in Wohlen»

Im Sommer 2020 war bei Sibylle Scherer eigentlich die Zeit der Veränderung angesagt. In Wohlen passte es ihr im Schulhaus Halde bestens. «Ein tolles Team. Es war eine wunderbare und sehr prägende Zeit in Wohlen, sonst wäre ich kaum so lange geblieben», sagt die Unterstufenlehrerin, die in Wohlen jeweils zwischen einem 90- und 100-Prozent-Pensum arbeitete und ihren Ex-Arbeitgeber als «sehr kulant und flexibel» in Bezug auf ihre Handball-Abwesenheiten beschreibt. Allerdings war ihr der Weg von ihrem Wohnort in Zug zu weit. Sie wechselt an die Schule in Hagendorn.

Rücktritt war schon geplant

Und auch handballerisch wollte sie ihre Karriere beenden. «Nach über zehn Jahren in der Nationalliga A war es an der Zeit, kürzerzutreten. Ich wurde müde, die Dinge wiederholten sich», so Scherrer. Doch dann kam Corona. «Und ich wollte nicht so aufhören. Ohne Fans und so abrupt war mir das zu doof.» Also hängte sie noch eine Saison dran.

Da wurde erstmals die Rekord-Tormarke zum Thema. Im September 2020 war es dann so weit. In ihrer 12. Saison in der Nationalliga A wirft die kraftvolle Rückraumspielerin ihr 1583. Tor. Das ist neuer Rekord in der höchsten Spielklasse. Bis heute konnte sie diese Bestmarke auf 1633 Kisten (in 276 Spielen) ausweiten. «Eine lässige Sache», meint sie dazu.

Plötzlich nicht mehr in der Nati: «Keine Ahnung»

Sportlich läuft es dem LK Zug nach wie vor bestens. Am vergangenen Wochenende besiegte man die SPONO Eagles mit 29:26 und feierte den Sieg im Schweizer Cup. Eine längere Titel-Durststrecke wurde beendet. Zudem steht man gegen Brühl im Playoff-Final um den Meistertitel (Start der Serie am 18. Mai). Sibylle Scherer ist allerdings zum Zuschauen verdammt. Nach einer Operation am Meniskus ist sie seit Februar ausser Gefecht gesetzt. «Es ist eine bittersüsse Situation. Ich freue mich riesig für das Team, gleichzeitig ist es nicht ganz einfach, nur von der Tribüne aus zuzusehen», so Scherer, die ihrem Team «grosse Chancen» auf den Titelgewinn zurechnet. Übrigens: Als regelmässige Topskorerin der NLA war Scherer auch Mitglied des Schweizer Nationalteams. Doch plötzlich gab es kein Aufgebot mehr von Nati-Trainer Martin Albertsen. Warum? «Keine Ahnung. Vermutlich setzt der Trainer vermehrt auf die jungen Spielerinnen», so Scherer, die in Baar aufgewachsen ist.

Scherer, die gemeinsam mit der Murianerin Daphne Gautschi bei LK Zug und in der Nati spielte, hängt noch eine Saison dran. Ab September wird sie zum Saisonstart wieder voll fit sein. Dies aber nur mit Vorbehalt. «Wenn ich die Verletzung am Knie auskuriere und nichts mehr spüre, mache ich nochmals eine Saison. Ansonsten werde ich mit dem Spitzensport aufhören», so Scherer, die nach wie vor viel Kontakt zu ihren früheren Lehrerkolleginnen- und kollegen aus Wohlen hat.

Eine der besten Schweizer Handballerinen des letzten Jahrzehnts würde so vom Spitzensport abtreten, wie sie über sechs Jahre lang an der Schule Halde in Wohlen ein und aus ging: klammheimlich und ohne grosse Aufregung zu verursachen. --spr


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote