Vertrauen schenken

  11.05.2021 Region Oberfreiamt

Walter Gärtner vor seiner Pensionierung

Ende Mai ist Schluss. Walter Gärtner war 17 Jahren Vorsitzender der Bankleitung bei der Raiffeisenbank am Lindenberg. Nun geht er in den Ruhestand.

Von der Industrie über Consulting bis zur Bank, so die Kurzbeschreibung des Karrierewegs von Walter Gärtners. Mit stetiger Weiterbildung und dem Willen hat er sich die Karriereleiter hochgearbeitet. «Im Leben braucht es auch Mentoren», ist sich Gärtner bewusst. «Ich bin in meinem Leben Leuten begegnet, die mir ihr Vertrauen entgegenbrachten und sagten: Das kann er.» Dass waren seine Chancen und die hat er genutzt. Ein solches Vertrauen brachte auch er seinen Mitarbeitenden und Kunden entgegen. «Unsere einzige Existenzberechtigung ist der zufriedene Kunde», so sein Credo. Dass lebte der Vositzende der Bankleitung der Raiffeisenbank am Lindenberg auch seinen Mitarbeitenden vor. Nach 17 Jahren geht nun Walter Gärtner in den Ruhestand. Ein schöner, aber auch nicht ganz leichter Schritt, gibt er zu. Vermissen werde er die Menschen. «Ich muss lernen, loszulassen. Wie gut es mir gelingen wird, wird sich erst noch zeigen.» --sab


Von Vertrauen und Emotionen

Walter Gärtner wird nach 17 Jahren als Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Lindenberg pensioniert

Mit viel Herzblut und Engagement hat Walter Gärtner seinen Beruf als Bankleiter ausgeübt. Die Menschen, ob Kunden oder Mitarbeitenden, standen für ihn stets im Fokus. Nun geht er Ende Mai in Pension.

Sabrina Salm

Jeden Morgen sagte Walter Gärtner seinen Mitarbeitern persönlich «Guten Morgen». Redete ein wenig mit ihnen und wusste, wie es ihnen geht. Nicht nur auf der Hauptfiliale in Beinwil, sondern auch in der Filiale in Auw war es sein Ritual. «Vor 9 Uhr habe ich jeden einmal gesehen», berichtet er. «Mit fünf oder mehr Filialen geht das natürlich nicht mehr. Doch mit unserer Grösse konnte und wollte ich das machen.» So habe er ein «Gspüri» für sein Unternehmen bekommen, wie Walter Gärtner erklärt. Sozialkompetenzen sind dem abtretenden Vorsitzenden der Bankleitung der Raiffeisenbank am Lindenberg sehr wichtig. «Ich bin ein Fussballer und weiss, soll ein Team funktionieren, geht das nur mit Sozialkompetenz.»

Aus der Industrie über Consulting zum Bankleiter

Eine seiner Aufgaben in seiner Führungsposition sah er auch darin, verstärkt Wert auf Sozialkompetenz seiner Mitarbeitenden zu legen. «Besonders bei den jungen Leuten mangelt es nicht an Fachkompetenz.Aber die sozialen Fähigkeiten werden oft vernachlässigt. Ich nenne sie gerne Ferraris auf Velopneus», sagt Gärtner lächelnd. «Meine Aufgabe war es, sie zu Ferraris auf Slicks zu verwandeln.» Er hat seinen Kundenberatern immer gesagt, sie sollen mit den Kunden essen gehen und Danke sagen. «Das Leben ist ein Geben und ein Nehmen. Und unsere einzige Existenzberechtigung ist der zufriedene Kunde», so eines seiner Credos. Bank und Emotionen zu verbinden, sei schwierig. «Unsere Aufgabe ist es, den Kunden abzuholen. Besonders auch emotional. Das und die Bodenhaftung nicht verlieren ist der Schlüssel zum Erfolg.»

Im luzernischen Root ist Walter Gärtner aufgewachsen, der ursprünglich aus der Maschinenindustrie kommt. Er hat sich stets weitergebildet und hat im Jahr 1987 die Chance gepackt, ins Bankenwesen einzusteigen. Er hat die Industrie verlassen und hat sich bei der Luzerner Kantonalbank ausbilden lassen, um dann die Kassenstelle in Root zu eröffnen. Zuerst war er alleine, doch durch seine innovative Arbeitsmoral mit längeren Öffnungszeiten kam er schnell zu Kunden und einem Angestellten. Fünf Jahre später hat er in Root einen Neubau mit der Bank bezogen, und das Team wuchs auf fünf Mitarbeitenden an. Insgesamt 14 Jahre war er auch Vizedirektor der Luzerner Kantonalbank. Dann wechselte er ins Consulting in die Firma Mercuri Urval. Bis er eine für ihn passende Stelle im Freiamt ausgeschrieben sah. Die Raiffeisenbank Beinwil suchte einen Bankleiter. Am 1. Februar 2004 begann er dann in Beinwil mit sechs Mitarbeitenden. Heute sind es deren 20.

«Wer eine Bank führen will, muss Menschen mögen.» Anfangs hätten die Leute zurückhaltend geschaut, was der «Neue» macht. Mit seiner offenen und kommunikativen Art ist Walter Gärtner jedoch schnell an die Menschen herangekommen. Er war eine mittreibende Kraft beim Wachstum der Raiffeisenbank Beinwil zur Raiffeisenbank am Lindenberg. Als Chef hat er sehr viel Vertrauen geschenkt. «Ich habe immer gedacht, alle sind wie ich und wollen das Beste für die Bank. Die Zielsetzungen haben alle immer klar gekannt. Deshalb habe ich einen Vertrauensvorschuss gegeben und die Mitarbeiter machen lassen», erklärt er lächelnd. Er sei sicher ein Unterstützer gewesen. Auch das Team um die Bankleitung mit Gerhard Niederberger und Quirin Senn sei gut eingespielt gewesen. «Ich habe auf der obersten Stufe praktisch 17 Jahre lang mit den selben Leuten gearbeitet. Das zeigt mir, dass ich nicht alles falsch gemacht habe.»

Neue Ära für ihn und die Bank

Die Bank weist eine Bilanzsumme von rund 480 Millionen Franken aus und zählt 2685 Genossenschafter als Mitbesitzer der Bank. Er ist stolz darauf, dass die Bank mit bestehenden Kunden gewachsen ist und sich weiterentwickelt hat. «Dass ich dieses Vertrauen schaffen konnte, ist mein schönstes Highlight.» Die Entwicklung der Bank ist für ihn sehr erfreulich. Negative Erlebnisse habe es keine gegeben. «Zumindest nicht mit den Kunden.» Aber im Zusammenhang mit der Bankenwelt schon eher. Die zunehmenden Regulierungen setzen ihm zu. Das habe sich sehr verändert. Die Bankenwelt sei nicht nur spannender und umfassender geworden, sondern auch regulierter. Heute sei die erste Herausforderung, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Die zweite Herausforderung sei dann die interne Verhandlung. Man müsse heute neue Produkte und Kompetenzen zur Verfügung stellen, als kleine Bank habe man sonst keine Chance auf dem Markt. Deshalb sei die Zukunft gemeinsam mit der Raiffeisenbank Merenschwand-Obfelden als Raiffeisenbank Reuss-Lindenberg optimal. Walter Gärtner hat Freude daran, an etwas mitgearbeitet zu haben wie die Bank am Lindenberg. Er hat sie mitentwickelt und geprägt. «Sie steht auf gesunden Beinen und auf dem Weg in eine neue Ära. Ich bin froh, dass die Mitarbeiter auch im neuen Gebilde ihren Platz haben und bin zuversichtlich, dass die Bank weiterhin erfolgreich unterwegs sein wird.»

Der richtige Zeitpunkt

Er sei immer gerne von seinem Zuhause in Inwil nach Beinwil gekommen. Mit der neuen Ära der fusionierten Banken sei es jetzt aber sicher auch ein guter Zeitpunkt für seine Pensionierung. «Ich gehe jetzt, und aus Kunden wurden Freunde. Mit einigen hatte ich einen intensiven Austausch. Das wird mir fehlen.» Auch dass er nicht mehr intensiv weiterverfolgen kann, wie sich die Mitarbeiter entwickeln, werde er vermissen. Aus dem Vorsitzenden Bankleiter der Raiffeisenbank am Lindenberg wird am 31. Mai wieder Walter Gärtner. Es geht für ihn in die Anonymität. Wie kann er das schaffen? «Ich bin immer ich geblieben. Deshalb glaube ich, dass ich den Seelenfrieden finde und die entstandenen Freundschaften pflegen kann.»


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