Vom Mischpult in die Stube

  09.02.2021 Boswil

Neun DJs bringen die Fasnacht nach Hause

Marco Ramuz und Tim Wernli sind Fasnächtler. Ramuz war jahrelang Teil der Guggenmusiken «Bünzgeischter» und «Sumpferstilzli», Wernli war in der Fasnachtsgesellschaft Muri-Adelburg aktiv. Die letzten Jahre drückten sie ganz vielen Fasnachtsanlässen als DJs den Stempel auf. Damit die Stimmung trotzdem entsteht, lancieren sie das Projekt «Fasnacht dihei» mit sieben anderen DJs aus dem Freiamt. --ake


Damit immerhin die Musik passt

Zwei Boswiler Hobby-DJs lancieren das Projekt «Fasnacht dihei»

Der eine nennt sich DJ Lui, der andere DJ Brösmeli. Für beide ist das «Musikmachen» eine grosse Leidenschaft. Seit vielen Jahren sind Marco Ramuz und Tim Wernli als DJs unterwegs. Jetzt in der Fasnachtszeit wären sie im Dauereinsatz. Weil alles wegfällt, realisieren sie ihr eigenes Projekt – mit sieben anderen DJs aus der Region.

Annemarie Keusch

Viel freie Zeit hätten sie in diesen Tagen nicht. An der Fasnacht laufen die beiden Hobby-DJs Marco Ramuz und Tim Wernli auf Hochtouren. Sie schwärmen von der Stimmung und der Ausgelassenheit an Fasnachtsbällen. «Es sind intensive Tage und Nächte», sagt Marco Ramuz und lacht. Seit 25 Jahren ist er in der Region und darüber hinaus als DJ Lui unterwegs. Angefangen hat der 40-Jährige in der Schulzeit. «Es macht mir einfach nur ganz viel Spass, die Leute zu unterhalten, sie zum Tanzen, Singen und Johlen zu bringen.»

Auch Tim Wernli ist in der fünften Jahreszeit jeweils ganz besonders gefragt. Durch Ramuz stiess er auf dieses Hobby, seit fünf Jahren ist er als DJ Brösmeli unterwegs. Beide nehmen für die Fasnacht jeweils eine Woche Ferien. Bis zu 30 Auftritte kommen Jahr für Jahr zusammen. Ihr letzter Auftritt an einem grossen Fest aber liegt lange zurück. Marco Ramuz und Tim Wernli sind sich einig: «Wir vermissen das Musikmachen.» Und sie vermissen die Fasnacht. Gründe genug, um ihr Projekt «Fasnacht dihei» auf die Beine zu stellen. «Dass es nichts gibt, geht gar nicht», sagt Tim Wernli. Und das sagten sich die beiden schon vor Monaten. Eigentlich planten sie, mit einem «Böllerwagen» umherzuziehen und für Strassenfasnachtsstimmung zu sorgen. Aber auch das ist in der aktuellen Pandemielage nicht möglich. Die beiden verschoben das Ganze ins Internet.

Von Zufikon bis Merenschwand

Am Schmutzigen Donnerstag und am Fasnachtsfreitag beschallen sie Interessierte von elf Uhr morgens bis elf Uhr in der Nacht. Neun DJs machen mit. Alle legen sie nacheinander auf demselben DJ-Pult auf, zwei Kameras filmen das Ganze und die Stimmung und die Musik werden in die Wohnzimmer gestreamt. «Es war schön zu sehen, dass so viele mitmachen. Und alle sagten auf Anhieb zu. Das ist ein Zeichen dafür, wie fest allen die Auftritte fehlen», sagt Tim Wernli. DJ Flaver aus Zufikon, DJ Fix & Fertig und DJ Jumping Jack Flash aus Muri, DJ Furri und DJ Ale aus Wohlen, DJ Crazy aus Bremgarten, DJ Hitz aus Merenschwand – sie alle sind dabei.

Pro Tag sind Sets von drei Gast-DJs geplant, die während zwei Stunden auflegen. Zwischendurch kommen auch Aufnahmen von Guggenmusiken aus nah und fern zum Zug. Vorgaben, welche Musik gespielt wird, wollen die beiden Boswiler keine machen. «Alle sollen ihr Ding durchziehen. Wenn zweimal dasselbe Lied kommt, ist das überhaupt kein Problem», sagt Marco Ramuz. Aber nur schon vom Genre seien die DJs ganz unterschiedlich – von Techno über Charts bis Après-Ski. Welche Songs bei ihnen auf keinen Fall fehlen dürfen? Die beiden grinsen. «‹Dänn fiir ich halt ällei› von der ‹Stubete Gäng› passt einfach», sagt Marco Ramuz. Tim Wernli setzt auf den «Sennesinger» von «Trauffer». Und sie hoffen, dass auch Zuhörerinnen und Zuhörer ihre Wünsche kundtun. Per Mail an kontakt@fasnacht-dihei.ch wird das möglich sein.

Leute sollen Spass haben

Dass nie mehr als fünf Personen im Raum sind und dass auch alle anderen Pandemie-Massnahmen eingehalten werden, ist den beiden Organisatoren wichtig. Nicht vor Leuten aufzulegen, sondern nur vor zwei Kameras, das ist für sie eine ganz neue Erfahrung. «Wir wissen nicht, wie es sein wird und ob es Spass macht», sagt Marco Ramuz. «Es wird sicher speziell», meint Tim Wernli. Sie hoffen, dass möglichst viele sich einschalten und ihren Stream hören, «ob verkleidet oder nicht, ob bei einer kleinen Party zu fünft, beim Joggen oder beim Putzen – wo auch immer».

Die Leute sollen Spass haben, das ist das Ziel von Marco Ramuz und Tim Wernli, die im OK von Erich Barmettler und Peter Zeltner in Sachen Technik unterstützt werden. Und auch die beiden freuen sich. «Es ist der erste Auftritt seit Monaten», sagt der 23-jährige Tim Wernli. Dreimal machte er seit dem Lockdown im März letzten Jahres Musik. Ramuz legte bis im Dezember regelmässig in der Flora-Bar in Wohlen auf. «Das hier wird ganz anders, hoffentlich lassen sich die Leute darauf ein», sagt Tim Wernli.

Mehr Informationen unter: www.fasnacht-dihei.ch.


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