Was wird aus der Schule?

  10.11.2020 Fahrwangen

Infoanlass Referendum gegen die Schulraumplanung – das Thema betrifft auch die Nachbargemeinden

Die Fahrwanger diskutieren über den Umbau der Bezirksschule. Sie soll ab 2022 zur Sekundar- und Realschule umgebaut werden. Doch das Referendumskomitee stört sich an den Kosten und an der Tatsache, dass Fahrwangen sie selber tragen muss. Ammann Patrick Fischer warnt währenddessen davor, ein falsches Signal auszusenden.

Chantal Gisler

Stellen Sie sich vor, die Kinder gehen in die Schule. Am Morgen zwei Stunden Mathematik, eine Stunde Deutsch. Dann grosse Pause, durchatmen. Doch anstatt die grosse Pause mit Freunden zu verbringen und den Kopf zu lüften, müssten sie in den Bus steigen und nach Sarmenstorf fahren, weil dort das nächste Fach stattfindet. Genau so sieht die Situation aktuell für die Schüler aus, die in Fahrwangen zur Schule gehen. Eine Schule sollte doch zentral und am gleichen Ort sein. Ein Schulhauswechsel sollte in wenigen Minuten gemacht sein.

Jetzt bietet sich eine Chance, das zu ändern. An der Gemeindeversammlung vom 3. September beschloss der Souverän die neue Schulraumplanung in Fahrwangen. Diese sieht vor, dass das Bezirksschulhaus saniert und künftig für Sekundar- und Realschule genutzt wird. «Das würde die Schulplanung für Lehrer und Schüler enorm vereinfachen», sagt Schulleiter Adrian Hofer. Für ihn steht das Wohl der direkt Betroffenen im Zentrum. «Wir wollen den Schülerinnen und Schülern ein möglichst breites Spektrum an Wahlfächern bieten», sagt er. «Aber wir merken, dass sich einige Schüler wieder abmelden, wenn der Standort des Wahlfachs beispielsweise in Sarmenstorf ist und sie während der Schulzeit dort hin müssten. Wenn wir alles an einem Ort hätten, wäre es sehr viel einfacher für uns.»

Dagegen wurde nun das Referendum ergriffen. 291 Personen wehren sich gegen den Entscheid und fordern, dass am 29. November an der Urne darüber abgestimmt wird. Immerhin geht es um 10 Millionen Franken. Viel Geld für die Gemeinde, die nicht auf Rosen gebettet ist.

Es gibt einen Plan B

Die wichtigsten Fragen, die sich das Referendumskomitee stellt: Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Und sollten die anderen Schulverbandsgemeinden Sarmenstorf, Bettwil und Meisterschwanden sich nicht an den Kosten beteiligen?

Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten. Aber gemäss Gemeinderat sind sie nur wenig erstrebenswert. Das versucht Gemeindeammann Patrick Fischer am Informationsanlass den rund 50 Angemeldeten zu erklären. Fakt ist: Fahrwangen wird durch den Verlust der Bezirksschule ab 2022 ein leeres Schulhaus haben. Ein Entscheid des Kantons, der die Fahrwanger noch immer schmerzt. Dieses Schulhaus möchte die Gemeinde für die Sekundar- und Realschule ausbauen. Insgesamt wurden sechs Varianten erarbeitet, davon hat sich der Gemeinderat für eine entschieden. Konkret wird das Dach des Bezirksschulhauses saniert und etwas erhöht. Das Schulhaus Variel soll einen Anbau erhalten. Die Kosten belaufen sich auf 10 Millionen Franken. Sehr viel Geld, findet das Referendumskomitee. «Gibt es denn keinen Plan B?», fragt eine Besucherin. Den gibt es: Und zwar, wenn man das Schulhaus beim Status quo lassen würde. Doch auch das zieht Mehrkosten mit sich, geschätzt 400 000 bis 500 000 Franken. «Das Dach vom Bezirksschulhaus muss in sechs Jahren sowieso saniert werden, dann würden wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen», sagt Ammann Patrick Fischer. Er prophezeit: «Wenn wir jetzt nichts mit dem Schulhaus machen, werden wir in etwa fünf Jahren mit dem Steuerfuss hinaufmüssen.» Das würde die Gemeinde noch unattraktiver machen.

Eine Umnutzung, wie sie aus dem Publikum vorgeschlagen wurde, kommt ebenfalls nicht infrage. Einerseits müsste man eine Umzonung beim Kanton beantragen. Ob er das erlaubt, ist nicht klar. Ausserdem liegt das Schulhaus direkt am Pausenplatz. Büroräume oder Wohnungen wären wegen des Lärms der Schüler höchst unattraktiv.

Wer trägt die Kosten?

Das ist auch dem Referendumskomitee klar. Eine Steuererhöhung will es verhindern. Sein Vorschlag: Die Vertragsgemeinden könnten sich an den Kosten beteiligen. Schliesslich profitieren sie ebenfalls vom Schulhaus. «Das kommt zwar vor», kommentiert Patrick Fischer, «aber sehr selten. Die Verbandsgemeinden beteiligen sich mit dem Schulgeld an dem Bau.» Eine Wortmeldung aus dem Publikum: «Aber wieso verpflichten wir die Vertragsgemeinden nicht länger als zehn Jahre?» Fischer erklärt: «Üblich ist, dass man sich als Schulverband fünf Jahre verpflichtet. Wir haben es schon auf zehn Jahre verlängert.» Die Gemeinden auf mehr Jahre zu verpflichten, sei sehr unüblich und käme nicht gut an. Der Vertrag muss von den Schulverbandsgemeinden jeweils an der Gemeindeversammlung beschlossen werden. «Aber was, wenn sie plötzlich nicht mehr wollen?», fragt ein Fahrwanger. «Dann stehen wir mit heruntergelassenen Hosen da.» Fischer beschwichtigt: «Klar, das Risiko ist da. Aber es ist verschwindend klein. Wieso sollten es sich Bettwil, Sarmenstorf und Meisterschwanden plötzlich anders überlegen?» Er kramt in seinen Unterlagen und liest eine Stellungnahme des Meisterschwander Gemeinderates vor. Die Meisterschwander werden ihre Kinder weiterhin nach Fahrwangen schicken und stehen dem Ausbau der Sekundarschule positiv gegenüber. Gemeindeammann Patrick Fischer warnt davor, ein falsches Signal an die Verbandsgemeinden auszusenden. «Fahrwangen ist als Schulstandort ideal. Längerfristig ist es eine grosse Chance für uns.»


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