Weil es auch die Jungen braucht

  16.04.2021 Region Unterfreiamt

Daniel Füglistaler kandidiert im Herbst in Villmergen als Gemeinderat

Dass alle fünf Bisherigen eine erneute Amtsperiode anstreben, das gefällt nicht allen im Dorf. Es brauche eine Verjüngung im Gemeinderat, war zu hören. Mit Daniel Füglistaler erhalten die Villmerger jetzt eine Auswahl. «Ich stelle mich dieser Herausforderung gern», sagt er.

Chregi Hansen

Eine gewisse Unzufriedenheit ist spürbar. Die Nachricht, dass alle fünf Bisherigen nochmals antreten wollen, wird in Villmergen nicht von allen goutiert. Dies umso mehr, als mit Vizeammann Klemenz Hegglin und mit Gemeinderätin Rosmarie Schneider zwei Mitglieder bereits das Pensionsalter erreicht haben.

In einem Leserbrief im «Rietenberger» rief Theo Füglistaler vor Kurzem dazu auf, nach jungen Kandidaten Ausschau zu halten. Der ehemalige Hauswart im Schulhaus Hof wollte damit aufrütteln, denn es sei an der Zeit, die nächste Amtsperiode mit neuen Ideen und jugendlichem Elan anzupacken. «Mein Vater hat mir den Brief gezeigt, bevor er ihn abgeschickt hat», berichtet Daniel Füglistaler lächelnd. Was Theo Füglistaler nicht wusste: Sein Sohn hatte zu diesem Zeitpunkt längst über eine Kandidatur nachgedacht. «Wegen mir hätte es den Brief nicht gebraucht. Denn in meinem Kollegenkreis sind wir alle der Meinung, es müsse ein Junger kandidieren», erklärt er. Nun also stellt er sich selber der Herausforderung.

Den Wählern eine Alternative anbieten

Eines ist ihm aber wichtig: Er trete nicht spezifisch gegen einen Bisherigen an. «Alle fünf machen eine gute Arbeit», ist er überzeugt. Er wolle auch nicht alles infrage stellen. Aber es brauche in diesem Gremium einen steten Wandel. Um in einem Ressort sattelfest zu werden, brauche jemand ein bis zwei Jahre. «Man stelle sich vor, in vier Jahren treten gleich drei Bisherige zurück. Dann würde die Last auf ganz wenige Schultern verteilt», schaut er voraus. Aus diesem Grund sieht er sich auch nicht als Sprengkandidat, sondern will den Wählern eine Alternative bieten.

Und die kann er tatsächlich sein. Mit seinen 38 Jahren verkörpert er nicht nur eine jüngere Generation, Füglistaler liegt Villmergen grundsätzlich am Herzen. «Einiges gilt es zu bewahren, bei anderen Dingen braucht es Innovation», sagt er. Mit Ausnahme eines kurzen Praktikums hat er stets im Dorf gelebt und sich in vielfältiger Weise für die Gemeinschaft eingesetzt. Als Scharleiter der Jungwacht, als Samichlaus, als Vorstandsmitglied bei den Handballern, als Vizepräsident bei den Jahrgängern. Und nicht zuletzt als OK-Mitglied beim letzten Jugendfest. «Dieses Fest hat uns allen deutlich gemacht, was in diesem Dorf möglich ist. Es war eine Freude, auf dem Platz zu stehen und das Geschehen rundherum zu beobachten», sagt er.

Die richtige Partei gibt es nicht für ihn

Den Zusammenhalt in Villmergen empfindet er als sensationell. «Das heisst aber nicht, dass wir hier keine Probleme haben», fügt er an. Diese zu lösen, dazu will er seinen Beitrag leisten. Und dies explizit als Parteiloser. «Ich fühle mich nicht einer Partei zugehörig. In manchen Dingen vertrete ich traditionelle Werte, in anderen eher moderne. Ich will Neues wagen, mich nicht einschränken lassen», sagt er. Und genau das findet er wichtig in einem Gremium wie dem Gemeinderat – dass verschiedene Ansichten zusammenkommen. Und auch die Stimme der Jungen ihren Platz findet. «Ja, es braucht für dieses Amt eine gewisse Lebenserfahrung. Aber die habe ich inzwischen auch», ist er überzeugt. Und: «Ich weiss nicht, ob ich der Richtige bin», sagt er, «das muss am Schluss das Volk entscheiden. Aber ich sehe eine Chance, und die will ich nutzen.»

Die Kandidatur ist auch kein Schnellschuss. Er habe schon früher darüber nachgedacht, sei auch schon mehrfach ermuntert worden zu kandidieren. «Offenbar traut man mir dieses Amt zu.» Bis vor Kurzem war Füglistaler aber als Leiter Gebäudetechnik bei der Swiss Re beruflich zu stark eingespannt, hat er doch die Leitung eines neuen Teams übernommen. Inzwischen haben sich die Abläufe eingespielt, kann er sich auf sehr gute Mitarbeiter verlassen. Auch der Arbeitgeber steht einem solchen Engagement positiv gegenüber. «Aber das Wichtigste ist für mich, dass meine Frau dazu Ja sagen kann», sagt Füglistaler, der erst letztes Jahr geheiratet hat. Sie und einige wenige Kollegen sind denn auch die Einzigen, die er bisher in seine Pläne eingeweiht hat.

Sicher nicht abheben

Doch das soll sich möglichst schnell ändern. Füglistaler will mit offenen Karten spielen und die Parteien über seine Absichten informieren. Und dann hofft er, dass seine Kandidatur eine Diskussion auslöst. Und ja, vielleicht überlege sich dann von den Bisherigen doch noch der eine oder die andere, ob nicht die Zeit für einen Rücktritt gekommen sei. «Wie gesagt, ich will niemanden verdrängen. Aber ich bin überzeugt, dass dem Gemeinderat eine Blutauffrischung guttut.» Dies umso mehr, als einige aktuelle Probleme anstehen, etwa in Bezug auf den Schulraum. Dass er als Baufachmann da einen Beitrag leisten kann, scheint logisch. Allerdings: Mit der Frage eines möglichen Ressorts mag sich Füglistaler nicht befassen. Als neuer Gemeinderat müsste er wohl das nehmen, was übrig bleibt.

Eines aber kann der eingefleischte Villmerger jetzt schon versprechen. Er werde sich wegen des Amtes nicht verändern. Nicht abheben. «Ich bin ein geselliger Mensch, liebe es, mich mit anderen zu treffen, zu diskutieren, andere Meinungen zu hören. Und die Menschen sollen spüren, dass ich für sie da bin. Und nicht umgekehrt.» Und falls er nicht gewählt wird, geht für ihn keine Welt unter. «Egal, wie es am Schluss herauskommt – für mich ist es wichtig, die Chance zu packen und mich dieser Herausforderung zu stellen.» Und dass mit ihm ein Junger kandidiert, wird viele im Dorf freuen. Nicht nur seinen Vater.


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