Wirtetradition aufrechterhalten

  21.05.2021 Kelleramt

Das Restaurant Hecht wird nach 19 Jahren wieder durch die Besitzerfamilie geführt

In den letzten acht Jahren gab es vier Pächterwechsel im Restaurant Hecht. Neu wirten Anita und Oliver Strebel. Sie ist die Tochter von Josy und Sepp Meier, denen das Gebäude gehört und die 40 Jahre den Betrieb leiteten.

Roger Wetli

«Ein Abbruch des ‹Hechts› zugunsten eines Mehrfamilienhauses stand nie zur Diskussion», betont Anita Strebel. «Wir möchten hier die Wirtetradition langfristig fortführen und die Gäste verwöhnen.» Das Restaurant wurde von ihren Grosseltern 1936 übernommen. Anschliessend wirkten ihre Eltern bis 2002 40 Jahre im «Hecht». Wie lange bereits bei der Rottenschwiler Brücke eine Wirtschaft betrieben wird, ist unbekannt. Nach Strebels Eltern führte eine Familie Kyburz das Restaurant elf Jahre weiter. Ab 2013 folgte eine Phase mit vier verschiedenen Pächtern. «Wir möchten jetzt wieder Ruhe reinbringen», betont Anita Strebel. Das Gebäude ist nach wie vor im Besitz ihrer Familie.

Bereits früher zur Diskussion

Die Wirtstochter wuchs im Betrieb auf, absolvierte in jungen Jahren die Kochlehre, eine Serviceausbildung und bestand die Wirteprüfung. «Natürlich gab es bereits 2002 Diskussionen, ob ich hier einsteigen möchte. Ich wollte den ‹Hecht› aber eigentlich nie übernehmen», gesteht sie. Dass dies jetzt doch passiert, ist verschiedenen Umständen geschuldet. «Unser letzter Pächter hatte einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Als sich vor einiger Zeit abzeichnete, dass er diesen wohl vorzeitig kündigen wird, überlegten wir, wie es weitergehen soll», so Strebel. «Wirtswechsel kosten den Vermieter immer viele Ressourcen. Deshalb steigen wir jetzt ein.»

Der Zeitpunkt ist für Anita Strebel und ihren Mann Oliver günstig. «Unsere Kinder sind jetzt 10, 14 und 16 Jahre alt und deshalb einigermassen selbstständig», so Anita Strebel. «Zudem genoss ich die letzten 16 Jahre als Vollzeithausfrau. Das war schön. Jetzt kann ich mich aber wieder anders orientieren, zumal ich die Wirtetätigkeit von früher gut kenne.»

Nähe als Trumpf

Ein Quereinsteiger ist dagegen ihr Mann Oliver Strebel. Der gelernte Maurer absolvierte die Handelsschule und arbeitete als Logistikfachmann und Abteilungsleiter einer Warenausgabe. «Im letzten Jahr lernte ich online auf die Wirteprüfung. Für mich ist das alles noch Neuland», erklärt Strebel. «Wir wollen jetzt aber beide 100 Prozent für den ‹Hecht› geben, und das bis zu unserer Pensionierung. Einen Plan B gibt es nicht.» Er wird im Servicebereich tätig sein, sie in der Küche. Als Chefkoch konnte das Paar Christian von Gunten gewinnen. «Er absolvierte bei meinen Eltern die Lehre, blieb 30 Jahre im ‹Hecht› und war erst die letzten drei Jahre im ‹Horben› angestellt», ist das Paar glücklich. «Zudem wohnen er und wir direkt neben dem Restaurant.» Das sei gerade für ihre Kinder ein grosser Vorteil.

Unterstützung durch Eltern

Grosse Freude an der Wiederbelebung der Familientradition haben auch Josy und Sepp Meier. Beide sind heute über 80 Jahre alt und unterstützen das neue Wirtepaar. «Sie akzeptieren und verstehen es, dass wir das Konzept leicht angepasst haben», erklärt Anita Strebel. Der «Hecht» soll weiterhin ein Restaurant für jedermann sein. Wanderer und Biker dürfen mit schmutzigen Schuhen erscheinen und die Gerichte sollen auch für Familien erschwinglich sein.

Neben alten Schweizer Spezialitäten wie gebackener Hecht und Cordon bleu weist die Speisekarte solche aus aller Welt auf. «Wir sind viel rumgekommen. Und aus jeder Reise haben wir neue Rezepte für uns privat nach Hause genommen. Diese fliessen jetzt ins Restaurant ein», so die Köchin. «Heimlich erstelle ich seit 15 Jahren immer wieder Menükarten für Gastrogerichte. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich sie je gebrauchen werde.» Die Verbindung aus Tradition und Weltoffenheit spiegelt sich auch in der Einrichtung und im Namenszusatz «Chrüz und Quer».

Langsamer Einstieg

Seit einer Woche ist der «Hecht» als Take-away offen. Die Menüs dürfen auch auf der Terrasse konsumiert werden. Sobald wieder möglich, soll der «Hecht» wie früher als Restaurant von Mittwoch bis Sonntag jeweils zwischen 8.45 und 23 Uhr offen sein. Die aktuellen Auflagen kommen Anita und Oliver Strebel durchaus entgegen. «So können wir nach und nach Erfahrungen sammeln und den Betrieb laufend ausbauen», erklären sie. Das Paar hat grossen Respekt vor den neuen Aufgaben. «Wir verspüren aber keinen Druck, sondern grosse Freude», so Oliver Strebel. «Wir sind offen für das, was kommen wird. Zumal die Reaktionen aus dem Dorf sehr positiv sind.»


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