Wo der Samichlaus zu Hause ist

  30.11.2021 Boswil

Das Chlaushüsli im Boswiler Wald lockte wiederum viele Besucherinnen und Besucher an

Das Chlaushüsli in Boswil hat Tradition. Diesmal fand es unter speziellen Vorzeichen statt. Verändert hat sich für die Kinder aber nicht viel. Nur auf das «Gschichtli» mussten sie verzichten, dafür durften sie in Samichlaus’ Stube schauen.

Annemarie Keusch

Am Sonntagabend ist Hanspeter Luzio erleichtert. Der Präsident der Chlausgesellschaft Boswil-Kallern kann auf ein gelungenes Chlaushüsli-Wochenende zurückschauen. Die Unsicherheiten im Voraus waren weg. Darf das Chlaushüsli wirklich stattfinden? Gibt es noch neue Bestimmungen, die die Situation verkomplizieren? Lohnt sich der Mehraufwand? Am Schluss hat alles geklappt. Und Luzio sagt deutlich: «Ja, der Mehraufwand hat sich gelohnt.» Dass die Boswiler an der Durchführung ihres Chlaushüsli festhielten, sei ein nach wie vor guter Entscheid gewesen.

Gemerkt, dass etwas anders ist, haben am wenigsten die Kinder. «Mama, musst du das Zertifikat zeigen, damit du den Samichlaus nicht anstecken kannst?» Es war eine der wenigen Reaktionen der Kinder, dass ihre Eltern oberhalb des Chlaushüsli zeigen mussten, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind.

Mit gedecktem Tisch und Bett

Anders war auch, dass der Samichlaus im Hüsli keine Geschichte erzählt. «Viele Leute auf engstem Raum, das wollten wir einfach nicht», sagt Hanspeter Luzio. Den Anlass so sicher, wie es aktuell nur möglich ist, durchzuführen, das sei das Ziel. Also liess sich die Chlausgesellschaft etwas anderes einfallen und dekorierte das Hüsli in Samichlaus’ Stube um, samt Schaukelstuhl, Kommode, gedecktem Tisch und Bett. «Samichlaus, hier schläfst du?», fragten viele Kinder ganz neugierig.

Ganz auf Geschichten verzichten mussten die Kinder dann auch nicht. Spontan erzählte der Samichlaus ihnen, wieso der Schmutzli das Glöcklein trage, wenn sie ins Dorf gehen, und nicht mehr der Esel. Und er musste erklären, wo denn alle Schmutzli schlafen, wenn es im Haus nur ein Bett gibt. Die Kinder waren aber nicht nur neugierig, sondern halfen den Schmutzli auch bei ganz vielen Arbeiten.


Gesägt, gebacken, gegessen

Den Kindern bot das Boswiler Chlaushüsli verschiedene Erlebnisse mit Chlaus und Schmutzli

Der Aufwand war grösser, die Unsicherheit gross. Aber auch die Freude, dass das Chlaushüsli gut ankam, ist am Montag gross. Für Präsident Hanspeter Luzio ist klar, dass sich der Mehraufwand gelohnt hat. Auch wenn weniger Leute kamen, als gedacht – oder befürchtet.

Annemarie Keusch

Gründe sieht Hanspeter Luzio verschiedene. Am Sonntag war es eine stattliche Anzahl Besucherinnen und Besucher, die zum Chlaushüsli pilgerten. Der leichte Schneefall tat seines zum perfekten Ambiente. Er sorgte aber auch dafür, dass viele Familien früher den Heimweg antraten als in anderen Jahren. «Am Samstag war der Aufmarsch verhalten», erzählt Luzio, Präsident der organisierenden Chlausgesellschaft Boswil-Kallern. Nach der Absage des Murianer Chlaushüsli rechneten die Boswiler mit mehr Leuten. «Dass es weniger waren, hatte zur Folge, dass die Abstände gut eingehalten werden konnten, dass die Kinder jeweils nicht lange anstehen mussten, dass es allgemein weniger hektisch war», sagt Luzio. Für jene, die da waren, war es also auch am Samstag wundervoll.

Das Chlaushüsli in Boswil hat Tradition. Dass man dem Schmutzli bei verschiedenen Arbeiten helfen, sich mit Mandarinen, Lebkuchen und Nüsschen verköstigen, aber auch in das Leben des Samichlaus eintauchen kann, ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Aus verschiedenen Kantonen pilgerten in anderen Jahren die Leute nach Boswil, lassen sich mit dem Shuttle-Bus an den Waldrand fahren, geniessen das Ambiente. «Dass wir das Hüsli als 3G-Anlass durchführen mussten, hielt sicher einige von einem Besuch ab», sucht Luzio nach Erklärungen. Auch die Tatsache, dass viele Leute Respekt vor Anlässen mit vielen Besucherinnen und Besuchern hätten, komme hinzu.

Für die Kinder blieb alles beim Alten

Aber auch wenn der Besucheraufmarsch schon grösser war, zieht Luzio ein äusserst positives Fazit. «Es waren zwei sehr schöne Tage. Die Stimmung war wunderbar», sagt er. Auch das Verständnis dafür, dass nur Getestete, Genesene oder Geimpfte Einlass erhielten, sei da gewesen. «Es waren Vereinzelte, die dem Treiben nur von Weitem zuschauen und das Gelände nicht betreten konnten. Luzio betont, dass sich der Mehraufwand mehr als gelohnt habe. «Es brauchte mehr Leute, die Bändeli mussten organisiert sein. Schwieriger war aber der Umgang mit der Unsicherheit. Was ist möglich? Was nicht?» Er ist froh, dass der Anlass stattfand. «Nach der letztjährigen Absage ist es wichtig, solche Events wieder durchzuführen, natürlich im Rahmen des Erlaubten.»

Von all den Mehraufwänden merkten jene am wenigsten, um die es am Chlaushüsli am meisten geht: die Kinder. Sie konnten wie immer einem Schmutzli dabei helfen, Holz zu zersägen, um das Feuer am Brennen zu halten. Anderen Schmutzli durften sie beim Ausstechen von Mailänderli helfen und die frisch und vor Ort gebackenen Guetzli auch degustieren. Ebenso konnten sie mit der Unterstützung eines Schmutzli eine Rute binden oder sich mit Nüsschen, Mandarinen oder Lebkuchen verköstigen.

Entscheid fällt diese Woche

Das Chlaushüsli ist jeweils der Start in die Saison der Chlausgesellschaft Boswil-Kallern. Der Auszug, der Besuch im Solino, die Hausbesuche – viele weitere Anlässe sind geplant. Die steigenden Fallzahlen gehen aber an der Organisation nicht spurlos vorbei. Auch die Ankündigung, dass neue Massnahmen folgen könnten, verunsichert. «Wir werden diese Woche entscheiden, wie es weitergeht», versichert Hanspeter Luzio.


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