Fussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Bassecourt 1:1 (0:0)

Der FC Wohlen holt zu Hause gegen ein harmloses Bassecourt nur ein 1:1-Unentschieden. Die Gastgeber vergeben dabei unzählige Chancen, um das Spiel für sich zu entscheiden. Darunter einen Penalty in der Nachspielzeit.

Josip Lasic

Die Reaktionen der Teams nach dem Schlusspfiff sprechen Bände. Bassecourt jubelt, als hätten sie gerade einen Titel gewonnen. Bei den Spielern des FC Wohlen hängen die Köpfe. Dabei haben sich die Mannschaften 1:1-unentschieden getrennt.

Die Gäste feiern auch, weil sie die Niederlage buchstäblich in letzter Sekunde verhindern konnten. In der Nachspielzeit erhält Wohlen einen Hands-Penalty. Vilson Doda tritt an. Bassecourt-Goalie Egzon Havolli hält. Die Szene passt zum Auftritt der Wohler. Der Sieg zum Greifen nah, der Gastgeber nicht in der Lage, zuzupacken. «Wir haben sechs Punkte gegen bezwingbare Gegner verschenkt», sagt Adrian «Tschadi» Meyer, Leiter Sport beim FC Wohlen. «Zuerst gegen Schötz, dann gegen Goldau und jetzt wieder. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.» Meyer übt sich in Zweckoptimismus. «In der vergangenen Saison waren wir gegen Teams wie Goldau und Bassecourt konsequenter. Gegen die stärkeren Teams der Liga konnten wir aber nur vier Zähler holen. Vielleicht schaffen wir es, jetzt gegen die ‹grossen Namen› besser zu punkten.»

Einbahnstrassenfussball des FCW

Trainer Thomas Jent ist anderer Meinung als Meyer. «Gegen Schötz und Goldau haben wir schlecht gespielt. Gegen Bassecourt haben wir alles richtig gemacht», sagt der Trainer und ergänzt enttäuscht: «Bis auf die Effizienz bei den Torchancen.»

Die Wohler sind in der 1. Halbzeit das deutlich bessere Team. Die Gäste aus dem Kanton Jura spielen defensiv und versuchen die Freiämter Angriffe zu kontern. Bis zum Tor des FCW dringen sie selten vor. Die Wohler hingegen erspielen sich mehrere Chancen. Sie scheitern meistens an Bassecourt-Goalie Havolli. Sei es per Kopf (Marko Muslin, 7.) oder aus der Distanz (Gianluca Calbucci, 17.). Nach der Pause ändert sich wenig. Wohlen bleibt spielbestimmend. Besonders nach den Einwechslungen von Vilson Doda und Ronny Minkwitz. Die Freiämter werden offensiver, die Torchancen häufiger.

Nur etwas fehlt: ein Torerfolg. Bis zur 68. Minute. Thomas Schiavano erzielt per Kopf das 1:0 für die Freiämter. Das Tor scheint wie ein Dosenöffner zu wirken. Wohlen schaltet einen Gang hoch – die Torchancen werden noch häufiger. An der mangelhaften Effizienz ändert sich nichts. Stattdessen wird ein Jurassier bei der gefühlt ersten Chance für die Gäste im Wohlen-Strafraum zu Fall gebracht. Penalty. Charlie Mobili gleicht aus (78.).

Verschwendung von Torchancen

Wohlen drückt auf die erneute Führung. Die Torchancen werden verschwendet. Ronny Minkwitz schlägt allein vor dem Tor ein Luftloch. Adijan Keranovic schiesst den Ball dem gegnerischen Goalie direkt in die Hände. Ein Freistoss von Luigi Milicaj zischt knapp am Tor vorbei. Eine kleine Auswahl an verpassten Möglichkeiten. Die beste hat Doda beim verschossenen Penalty. Auch danach gibt Wohlen nicht auf. Aber der Ball will nach wie vor nicht in das gegnerische Tor. «Ich kann keinem der Spieler einen Vorwurf machen», sagt Jent. «Die Enttäuschung ist da, aber es ist eine andere Art der Enttäuschung als gegen Schötz und Goldau. Das Team gab alles. Der Lohn blieb aus.»

Pikant: Bei der allerletzten Aktion im Spiel hat ein Bassecourt-Verteidiger erneut die Hand im Strafraum am Ball. Der Schiedsrichter gibt keinen zweiten Penalty. Er pfeift ab. «Soll er so lange Penaltys pfeifen, bis wir ein Tor erzielen?», fragt FCW-Goalie-Trainer Boris Ivkovic. «Wir hatten genug Gelegenheiten inklusive eines Penaltys kurz vor Schluss. Wenn man die nicht nutzt, gewinnt man nicht.»

(Noch) nicht schwarzmalen

Waren die Wohler zu verkrampft vor dem Tor? Ist es eine mentale Sache? Thomas Jent findet den Zeitpunkt für solche Fragen noch zu früh. «Wir haben fünf Spiele absolviert und sind noch ungeschlagen. Wenn wir jetzt alles schlechtreden, setzen wir das Team viel stärker unter Druck.»

Die Mannschaft muss sich jetzt auf den nächsten Gegner Baden fokussieren. «Wir wissen, was wir können und was Baden kann», sagt der Trainer. «Es wird trotz des Remis gegen Bassecourt ein Spitzenspiel.» In diesem muss Jents Team kaltschnäuziger vor dem Tor werden, um zu punkten.

NACHGEFRAGT

«Muss ihn einfach reinhauen»

Nach der Einwechslung von Vilson Doda kam zusätzlicher Schwung in den Wohler Angriff. Der Flügelspieler war an zahlreichen Torchancen der Freiämter beteiligt. Mit dem verschossenen Penalty wurde er zur tragischen Figur der Partie.

Bassecourt-Verteidiger Thomas Domingos hat sich vor dem Penalty zuerst mit Ihnen und dann noch mit Luigi Milicaj und Ronny Minkwitz ein verbales Duell geliefert. Hat Sie das vor dem Schuss verunsichert?

Vilson Doda: Nein. Es gibt da keine Ausreden dafür. Ich muss den Penalty einfach reinhauen. Das ist mir leider nicht gelungen.

Den Punktverlust müssen Sie nicht auf Ihre Kappe allein nehmen. Was war mit dem FC Wohlen los?

Wir haben allein in der 2. Halbzeit vier oder fünf hundertprozentige Torchancen nicht genutzt. Mal ist der Goalie zur Stelle, mal ein gegnerischer Abwehrspieler, mal schiessen wir daneben. Momentan ist im Abschluss irgendwie der Wurm drin bei uns.

Haben Sie eine Erklärung, woran das liegen könnte?

Wer schon Fussball gespielt hat, weiss, dass es so Phasen in einem Team geben kann. Genauso, wie es Phasen gibt, wo eine Mannschaft Tore aus unmöglich scheinenden Situationen erzielt. Wichtig ist, dass wir weiterhin an uns arbeiten und an uns glauben. Ich hoffe, dass diese Phase so schnell wie möglich vorübergeht. --jl

Tickets für das Baden-Spiel

Tickets für das Derby FC Baden gegen den FC Wohlen (Samstag, 16 Uhr, Esp) können unter info@ fcwohlen.ch bis morgen Mittwochabend vorreserviert und am Freitag zwischen 13 und 17 Uhr auf der Geschäftsstelle abgeholt werden. So kann man sich ein Ticket garantieren und umgeht allfällige Wartezeiten. --red