Zwei machen nicht mit

  11.08.2020 Ringen

Ringen, Nationalliga A: Saisonstart am 5. September mit nur vier Teams – Schattdorf und Hergiswil verzichten wegen Corona

Nach einer dreistündigen Videokonferenz wurde entschieden, dass die Ringer-Saison wie geplant startet. Allerdings ohne Schattdorf und Hergiswil. Die Freiämter möchten so normal wie möglich die Saison angehen.

Stefan Sprenger

Es war eine intensive Monster-Videokonferenz. Alle Vereine der einzelnen Ligen, die Kampfrichterkommission, der Zentralvorstand von «Swiss Wrestling» und der Verbandsarzt diskutierten am Bildschirm, wie die neue Ringer-Saison über die Matte gehen soll. Am Ende des Meetings kam es zur Abstimmung, ob die jeweiligen Ligenvereine an den Ligenkämpfen teilnehmen wollen oder nicht. Es wurde klar, dass Hergiswil und Schattdorf nicht mitmachen wollen. Somit sind nur vier Teams dabei: Willisau, Einsiedeln, Kriessern und Freiamt. Ein Meister wird gekürt, jedoch gibt es keine Absteiger.

Es droht Langeweile

Marcel Leutert, Trainer der Ringerstaffel Freiamt, nahm an dieser Videokonferenz teil. «Wir sind in erster Linie froh, dass wir ringen», meint er und fügt lachend an: «Der Halbfinal ist schon gesichert.» Die Gefahr, dass die Meisterschaft vor den Halbfinals langweilig werden könnte, ist vorhanden. Leutert beschwichtigt: «Es geht um einen möglichst guten Platz im Halbfinal. Der 4. Rang tritt gegen den Tabellenführer an, das will niemand.» Trotzdem wird die NLA-Meisterschaft in diesem Jahr wohl nicht von Überraschungen geprägt sein. «Es ist natürlich nicht optimal. Aber es zählt in diesem Jahr jeder Wettkampf. Wir wollen einfach ringen», so Leutert.

Hergiswil: «Gesundheit hat oberste Priorität»

Doch wieso wollen Hergiswil und Schattdorf nicht teilnehmen? Die Hergiswiler haben auf ihrer Homepage eine Mitteilung verfasst. Darin heisst es: «Wir von der Ringerriege Hergiswil sind der Meinung, dass die Gesundheit der Athleten, der Funktionäre und der Gesellschaft momentan oberste Priorität hat. Das Umsetzen des Rahmenschutzkonzeptes ist in unseren Räumlichkeiten für Wettkämpfe kaum umsetzbar. Ringen ohne Fans kommt für uns nicht infrage. Bei einer allfälligen Quarantäne können unsere Amateursportler ihrer Arbeitstätigkeit nicht nachgehen. Die daraus entstehenden Auswirkungen wollen wir unseren Ringern, deren Umfeld und ebenso den unserem Sport gutgesinnten Arbeitgebern ersparen. Zudem bestehen unterschiedliche kantonale und regionale Bestimmungen, welche je nach Entwicklung der Pandemie kurzfristig ändern können. Ein vorzeitiger Saisonabbruch kann nicht ausgeschlossen werden.» Die Hergiswiler trainieren unter Einhaltung des Schutzkonzeptes trotzdem weiter. «Nächstes sportliches Ziel sind die Einzelmeisterschaften vom nächsten Frühling mit der Mannschaftsmeisterschaft 2021 vor Augen.»

Eine lange Zeit ohne den Ringsport. Für die Freiämter zu lange. «Es ist jedem Verein selber überlassen, aber grundsätzlich ist es schade, dass sie es nicht versuchen möchten», sagt Nicola Küng, Präsident der RS Freiamt. Auch er weiss, dass man mit einer Nicht-Teilnahme das geringste Risiko hat. «Aber wir möchten, dass etwas Normalität einkehrt, dass wir als Verein und unsere Sportler ein Ziel haben. Deswegen möchten wir es probieren», so Küng weiter.

Vermutlich nur mit 400 Fans – und Maske?

Der Entscheid wird für die teilnehmenden Vereine einen Mehraufwand bedeuten. Wichtig ist auch, wie der Bundesrat morgen Mittwoch über die neuen Regelungen in Sachen Zuschauer und Events entscheidet. Die Freiämter werden dann diesbezüglich ein Konzept erarbeiten. Vieles ist noch unklar. Es könnte beispielsweise eine Maskenpflicht in der Halle geben. Bei den Kämpfen wird in Sektoren eingeteilt und es werden vermutlich nur maximal 400 Zuschauer dabei sein können. «Aber es wäre ein Stück Normalität», betont Präsident Küng erneut.

In den beiden unteren Ligen kommt der «Plan B» zur Anwendung. Das bedeutet, dass es eine Kurzversion analog eines Ringer-Cups geben wird, um den kampfwilligen Mannschaften Einsätze zu ermöglichen. Swiss-Wrestling-Präsident Werner Bossert sagt zu dem Entscheid: «Der Verband ist froh, dass Ligenkämpfe trotz Corona auch in diesem Jahr stattfinden werden. Glücklicher wären wir natürlich gewesen, wenn in allen Kampf klassen eine reguläre Liga zustande gekommen wäre, aber jeder Verein war frei in seiner Abstimmung. Die drei Stunden Meetingdauer spiegelten die Unsicherheit bei den Vereinen wider, die auch der Verband trotz belastbarer ‹Dafür›-Argumente nicht ausräumen konnte.»

Jetzt muss umgehend ein neuer, strafferer Zeitplan erarbeitet werden. Der Saisonstart in der Nationalliga A ist auf den 5. September geplant.

Das Transfer-«Problem»

Ein «Problem» entsteht durch die Absage von Hergiswil und Schattdorf zusätzlich. Denn es besteht die «Gefahr», dass die besten Ringer nun abgeworben und transferiert werden. «Für uns kommt das nicht infrage. Wir haben ein starkes, konkurrenzfähiges Team», sagt Trainer Leutert. In der nächsten Woche absolviert die RS Freiamt eine Trainingswoche in Aristau, wo man sich mit Mattentraining auf die bevorstehende Saison mit nur vier Teams vorbereiten will. «Es gilt, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken wegen Corona und den zwei Teams, die leider nicht dabei sind», so Leutert. «Wir freuen uns trotzdem auf die Meisterschaft.»


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