Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Basel.
Verbunden
Als Reisejournalistin schreibe ich über Grosseltern und Enkel in fernen Ländern. ...
Caroline Doka, freischaffende Journalistin, in Wohlen aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Basel.
Verbunden
Als Reisejournalistin schreibe ich über Grosseltern und Enkel in fernen Ländern. Diese Geschichten sind meine «Lizenz zum Fragen». Sie öffnen mir in den fremdesten Kulturen Türen und Herzen. Nie öffnen sich mir Menschen so sehr, wie wenn wir über die Beziehung von Grosseltern und Enkeln sprechen. Nicht selten sitzt der ganze Clan dabei und lauscht andächtig, während die Grosseltern über Fragen nachdenken, die sie sich selbst nie gestellt haben. Oft öffnet sich ein heiliger Raum.
Viele unglaubliche Menschen habe ich so kennengelernt, vom Norden Norwegens bis ins tiefste Herz Afrikas. Etwa Agogo, die Grossmutter aus Malawi, die mir ihr Rezept von gebratenen Mäusen verriet. Oder Nesurai, die stolze 100-jährige Maasai aus Kenia, die mir unter vier Augen offenbarte, was sie sonst nur ihre Töchter lehrt: Wie sie mit Verstorbenen spricht. Ich habe ihr später eine Ziege geschenkt.
Unvergessen der Grossvater, der sein Dorf in Kenia von einer menschenfressenden Löwin befreite, als er sich todesmutig zur Wehr setzte und sie mit blossen Händen erdrosselte. Auf seinen Armen sind noch heute Bissmarken zu sehen, die Albträume haben nie aufgehört. Die Liebe zu den Enkeln hilft dem psychisch angeschlagenen Löwenmann zu überleben.
Oder die kahlköpfige Clan-Älteste vom vergessenen Bergvolk der Ik in Uganda: In ihrem abgelegenen Kral erzählte sie am Feuer unter Sternen vom Wichtigsten, was sie ihre Enkel lehrt: Respekt und Dankbarkeit. Schliesslich die Grossmutter in Iran, die ihren Enkel beim Gespräch unablässig streichelte und herzte und die vor Liebe, Glück und Dankbarkeit für dieses kleine Geschöpf förmlich überfloss.
Ich erlebe, wie tief und wichtig anderswo Beziehungen zwischen Grosseltern und Enkeln sind. So wie ich es mit meinen Grosseltern erfahren habe. Ihre Geschichten haben mich stets interessiert. Begeistert forsche ich nach meinen Ahnen und bringe Dinge ans Licht, die in unserer Familie niemand wusste. Auch schwierige. Die Ahnen aus dem Vergessen zu holen und ihnen ein Gesicht zu geben, erfüllt mich mit Demut und Glück. Familienforschung gibt mir ein Gefühl für das riesige Geflecht der eigenen Vorfahren und eine Ahnung, wie wir alle miteinander verbunden sind. Vielleicht sogar Sie und ich?