Neue Wege gehen
31.05.2024 Merenschwand, Region OberfreiamtDer Musikverein Merenschwand tritt nicht mehr selbst auf, organisiert aber kulturelle Anlässe
Spielfähig waren sie zuletzt nicht mehr. Es mangelte an Mitgliedern und an Leuten, die sich innerhalb des Vereins engagieren wollten. Eine Auflösung des ...
Der Musikverein Merenschwand tritt nicht mehr selbst auf, organisiert aber kulturelle Anlässe
Spielfähig waren sie zuletzt nicht mehr. Es mangelte an Mitgliedern und an Leuten, die sich innerhalb des Vereins engagieren wollten. Eine Auflösung des Musikvereins stand im Raum. Aber die Merenschwander wählten einen anderen Weg – sie sind künftig Organisatoren. Am 26. November folgt ihr erster Anlass.
Annemarie Keusch
Ob der Entscheid schwergefallen ist? Jonas Zurfluhs Antwort kommt schnell. «Es gab schlicht keine Alternativen», sagt der Co-Präsident des Musikvereins Merenschwand. Im Advent 2022 spielte der Verein das letzte Konzert. Seither wurde es ruhig. «So ruhig, dass das Gerücht aufkam, dass es uns gar nicht mehr gebe», weiss Zurfluh. Ganz falsch ist dieses Gerücht nicht. Denn so, wie es den Verein 128 Jahre lang gab, wird es ihn vorläufig nicht mehr geben. Keine Konzerte mehr, keine Teilnahmen an kantonalen oder eidgenössischen Musikfesten, keine Begleitung mehr beispielsweise beim Weissen Sonntag.
Am Ursprung steht die Sorge, die viele (Musik-)Vereine plagt: Es mangelt an Mitgliedern. Wenig Nachwuchs kommt nach, während ältere Mitglieder kürzertreten. «Gerade bei der Vorbereitung zum letzten Konzert mussten wir uns eingestehen, dass wir in Zukunft nicht mehr spielfähig sind.» Zurfluh betont, dass der Mitgliedermangel eines der Probleme sei. «Aber es fehlt auch immer mehr an der Bereitschaft, sich im Vorstand oder in der Musik-Kommission zu engagieren.» Der Verein habe vieles probiert, um die Trendwende hinzubekommen, etwa zogen die Verantwortlichen einen Vereins-Coach bei. «Ohne entscheidenden Erfolg», erzählt Zurfluh.
Der Vielfalt an Ideen sind keine Grenzen gesetzt
Der Gedanke einer Auflösung stand im Raum. «Schliesslich sind wir ein Musikverein und musizieren können wir nicht mehr.» Aber aus einer Kleingruppe heraus kam eine andere Idee, ein neues Vereinskonzept. Der Musikverein entfernt sich vom eigenen Musizieren und konzentriert sich auf das Organisieren von musikalischen Anlässen und Projekten. «Damit kann das Vereinsleben weiterexistieren, kann der Verein der Musik und deren Förderung treu bleiben und wir können einen Beitrag leisten für ein vielfältiges Angebot im Dorf», sagt Jonas Zurfluh. Ein erstes solches Konzert ist bereits geplant. Am 26. November tritt die Musikformation Querland in der Kirche in Merenschwand auf.
Was weitere Anlässe betrifft, hält sich Zurfluh noch bedeckt. «Ideen gibt es», sagt er. Solche kamen auch an einem Apéro, bei dem der Musikverein über seine Zukunft informierte. Und solche sollen auch weiterhin aus der Bevölkerung kommen. «Der Ansatz ist sehr offen», betont Zurfluh. Soll aus einer Idee Realität werden, kümmert sich pro Projekt ein OK um die Organisation. Der Bezug zur Musik sei wichtig. «Aber ob es sich um grössere oder kleinere Projekte handelt, um Blasmusik, Rock oder elektronische Musik. Ob ein klassisches Konzert oder eine Party – alles darf vorgeschlagen werden.»
Wehmut ist dabei
Dass dieser Schritt der Anfang vom Ende ist, das verneint Zurfluh. «Trotzdem, ja, Wehmut ist dabei. Schliesslich ist es aktuell leider eher undenkbar, dass der Musikverein Merenschwand dereinst wieder selbst musiziert. Aber es ist der einzige Weg, unseren Verein aufrechtzuerhalten.» Zumal es im Verein Leute gebe, die sich gern im und für das Dorf engagieren. «Diese personellen Ressourcen können wir so weiterhin nutzen und dem Dorf etwas zurückgeben», betont der Co-Präsident. Wie viele Anlässe das sein werden, das lässt er bewusst offen. «Wir nehmen alles Schritt für Schritt.»
Zurfluh ist seit 2012 Mitglied des Musikvereins. Mit allen anderen verbindet ihn die Leidenschaft für das Musizieren. Mit dem neuen Konzept kann diese nicht mehr ausgelebt werden. «Ich weiss, dass einige in anderen Vereinen mitspielen oder in Kleinformationen auftreten und so weitermusizieren», sagt er. Und er selbst? «Ich habe mein Instrument noch, habe es aber nun schon länger nicht mehr gebraucht.» Der Musik verbunden bleibt er aber trotzdem, wenn auch auf andere Weise. Wie der gesamte Verein eben.