BRIEF AUS THAILAND
23.09.2025 Kolumne, Region UnterfreiamtRolf Maurer, Chiang Mai.
Strube Zeiten in Thailand
Ja, wer hätte das vor zehn Jahren gedacht, dass das Land des Lächelns einmal in so tiefe Depressionen versinken würde. Die Wirtschaft seucht grad so ...
Rolf Maurer, Chiang Mai.
Strube Zeiten in Thailand
Ja, wer hätte das vor zehn Jahren gedacht, dass das Land des Lächelns einmal in so tiefe Depressionen versinken würde. Die Wirtschaft seucht grad so dahin, hat einen schwachen Ruf. Die Arbeitsmoral ist schlecht, die Qualität mangelhaft, die Liefertreue unbrauchbar. Touristen kommen auch nicht mehr nach Thailand, geschuldet auch den vielen Hin und Her wegen der Visa-Dauer von 30, 60 oder 90 Tagen. Natürlich war auch Covid daran beteiligt, dass wenig Touristen kamen.
Schulen respektive Ausbildung sind auf einem sehr bescheidenen Niveau. Der nächste Schritt in die Ausbildung nach der Schule wäre die Lehre. Aber diesen Schritt kennt man hier nicht. Wegen der schwachen Wirtschaft gibt es viele junge Arbeitslose, und das, obwohl die Regierung von null Prozent Arbeitslosen spricht.
Innenpolitisch ist und war Thailand in den letzten 15 bis 20 Jahren immer wieder von Regierungsumstürzen geplagt, teils blutige durch die Armee, teils «normale» durch (Neu)-Wahlen oder Absetzungen durch Gerichte. Einen besonders zweifelhaften Ruf nehmen da die sehr alten, aber sehr, sehr reichen (Familien)-Clans ein. Der wohl bekannteste und einflussreichste ist der Clan rund um den Patriarchen Thaksin – auch er alt und sehr, sehr reich. Diese Familie hat in den letzten Jahren das Land entscheidend mitgeprägt und sich dabei einen eher zweifelhaften Ruf erarbeitet.
Das sieht dann etwa so aus: Der Patriarch und Führer des Clans war vor zirka 15 Jahren selbst Premierminister. Seine Verdienste waren allerdings sehr zweifelhaft. Und so wurde er von den Militärs gestürzt und angeklagt wegen diversen Delikten und zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Er hat es aber vorgezogen, das Land noch während der Gerichtsverhandlung (man munkelt mithilfe der Armee) zu verlassen. Es folgte dann eine Phase, in der die Armee mit einem ehemaligen General als Premierminister das Land führte. Nach der Militärherrschaft wurden Neuwahlen angesetzt. In den folgenden Jahren wurde dann die Schwester des Patriarchen, Yingluck, Premierministerin. Sie gab aber nur ein sehr kurzes Gastspiel und wurde des Amtes enthoben, angeklagt und zu fünf Jahren verurteilt. Auch sie floh.
Dann kam ein Freund von Thaksin für einige Monate, auch er wurde wegen Erfolglosigkeit von einem Gericht entlassen. Immerhin ist er aber nicht davongelaufen. Ersetzt wurde er durch die Tochter von Thaksin, die auf den Premierminister-Thron gehievt wurde. Doch auch sie wurde nach zirka zwei Jahren vom Gericht des Amtes enthoben. Aufgrund der vielen Wechsel und weil das Land stagnierte, ist der Zeitpunkt gekommen, dass wieder Demonstrationen gegen die Regierung in Bangkok viel Unruhe verbreiten.
Dann kam noch der Grenzstreit mit Kambodscha dazu. Beide Länder hatten ihre Armee in Alarmbereitschaft versetzt. Die Situation war schon sehr kritisch, doch es blieb bei den Scharmützeln entlang der Grenze. Allerdings mit bereits über 100 Toten auf beiden Seiten. Im Moment ist es aber etwas ruhiger geworden. Ob diese Ruhe allerdings Bestand hat, ist nicht in Stein gemeisselt.
Rolf Maurer ist in Sarmenstorf aufgewachsen und lebt in Chiang Mai, Thailand. Er erzählt von seinem Leben und hält seine Gedanken als Auslandschweizer fest.