3000 Mal Sex

  20.04.2021 Kolumne

Stefan Sprenger, Redaktor.

Ein Nachmittagsspaziergang im Wald. Eine Lichtung. Ein Weg geht links, ein Weg geht rechts. Im Bruchteil einer Sekunde entscheide ich mich für eine Richtung: links. Ich habe einen schönen Abend, das Essen schmeckt vorzüglich, ich gehe zufrieden ins Bett. Alles gut. Wäre ich rechts gegangen, dann wäre vielleicht die Rösti angebraten, die Küche explodiert und die Welt untergegangen.

Nun, diese Prophezeiungs-Geschichte ist natürlich total übertrieben, ganz à la Mani Matters «Ich ha es Zündhölzli aazündt». Aber eine winzige Entscheidung, eine Sekunde, ein Wimpernschlag, sie kann unser Leben verändern. An einem Tag erleben wir 86 400 solcher Sekunden. Im Einzelnen betrachtet ist das superkurz. In Wirklichkeit bietet eine Sekunde in der Gegenwart aber Platz für Millionen von Entscheidungen und Begebenheiten.

Ein paar kleine Beispiele, die das gigantische Ausmass zeigen: Jede Sekunde werden vier Kinder geboren, zwei Menschen sterben. Es werden 3000 Geschlechtsakte auf der Welt vollzogen, daraus entstehen im Durchschnitt elf Schwangerschaften. In jedem Wimpernschlag werden 127 000 Zigaretten geraucht und 190 000 Streichhölzer angezündet. Pro Sekunde betreten 700 Menschen eines der über 30 000 McDonalds-Restaurants, 150 Red-Bull-Dosen und 15 000 Liter Softdrinks werden getrunken (wie viel Zucker das ist, rechne ich jetzt nicht aus). Amazon verkauft in einer Sekunde über 3000 Artikel und die Sonne verliert mehr als 4 000 000 Tonnen an Masse. Ein Gepard sprintet in einer Sekunde 30 Meter, Usain Bolt «nur» 12,5 Meter. Pro Sekunde schiessen zwischen 70 und 100 Blitze vom Himmel, sieben Stunden Videomaterial werden auf Youtube hochgeladen. Eine Stechmücke schlägt bis zu 295 Mal mit ihren Flügeln, ein Pelikan nur 1,25 Mal. Ein Specht ballert 20 Mal seinen Schnabel ins Holz und 2,6 Millionen Liter Wasser rauschen die Niagarafälle runter.

Nun bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit und das Lesen dieser Kolumne. Sie haben dafür rund 120 Sekunden gebraucht. Ich hoffe, Sie sind dabei nicht in einen Sekundenschlaf gefallen. Sie hätten so einiges verpasst. Ausserdem hat Sie das Lesen dieser Kolumne satte 120 Sekunden näher ans Wochenende gebracht. Gern geschehen.


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