Das Herz blutet
09.12.2022 Zufikon, Region BremgartenTambourengruppe der Musikgesellschaft löst sich nach 52 Jahren auf
1970 baute Arthur Meier eine Tambourengruppe der Musikgesellschaft Zufikon auf. Peter Karli ist seit 1972 dabei. Er erlebte viele Höhepunkte und jetzt die Auflösung dieses ...
Tambourengruppe der Musikgesellschaft löst sich nach 52 Jahren auf
1970 baute Arthur Meier eine Tambourengruppe der Musikgesellschaft Zufikon auf. Peter Karli ist seit 1972 dabei. Er erlebte viele Höhepunkte und jetzt die Auflösung dieses Registers.
Roger Wetli
«Die Tambouren waren immer eine eingeschworene Gruppe. Es hiess immer ‹Einer für alle, alle für einen›. Wir pf legten auch privat freundschaftlichen Kontakt», lacht Peter Karli, der Vize-Tambourenleiter. «Wir gehörten immer zur Musikgesellschaft Zufikon, organisierten uns aber immer selber. Der Montagabend war bei mir jetzt 50 Jahre für die Tambouren reserviert. Das wusste auch meine Frau, als sie mich kennenlernte.» Dass sich dieses Register der Musikgesellschaft jetzt auflösen muss, lässt sein Herz bluten.
Als einen Grund gibt Karli das Fehlen von jungen Leuten an. «Wir konnten jetzt schlicht keine mehr nachziehen. Und die älteren Tambouren werden immer älter», so der Zufiker Ortsbürger. «Dazu kamen die Pandemie, wegen der wir uns nicht mehr regelmässig sahen, gesundheitliche Probleme und beruf liche Veränderungen.»
Laufend junge Tambouren ausgebildet
Gegründet wurde das Tambourenregister der Musikgesellschaft Zufikon 1970 durch Arthur Meier. «Es hatte bereits vorher eine solche Gruppe gegeben. Meier Arthur baute sie aber richtig auf», erinnert sich Peter Karli. Er selber kam 1972 dazu und lernte zuerst vier Jahre lang, das Instrument zu spielen. 1976 wurde er als damals 16-Jähriger in den Verein offiziell aufgenommen. Karli blieb den Tambouren bis heute treu, übernahm in den 90er-Jahren die Ausbildung der Jungtambouren von Arthur Meier. «Wir bildeten laufend drei bis sechs neue Tambouren aus. Wenn davon einer später bei uns blieb, war das gut. Das wurde aber in den letzten Jahren immer schwieriger.» Zudem integrierten sie die Jungtambouren in die Auftritte und nahmen sie auf die Musikreisen mit.
Gerne erinnert sich Peter Karli an die Musiktage in Zofingen und Bremgarten. «Wir haben an beiden Orten gut abgeschlossen. In Bremgarten erreichten wir in unserer Kategorie gar den zweiten Rang – hinter Zofingen.» Es sei ihnen aber nie nur um die Musik gegangen. Ebenso wichtig seien die gemeinsamen Erlebnisse mit Gleichgesinnten gewesen. Dazu gehörte auch die regelmässige Teilnahme am Zürcher «Sechseläuten». «Wir rutschten da einfach mal rein und unterstützten zuerst das Unteroffiziersvereinsspiel Zürich, das zur ‹Zunft Kunststaffel› gehörte. Wir spielten da sicher zirka 15Jahre lang freudig mit», blickt Peter Karli zurück. «Später waren wir Teil des Spiels der ‹Zunft Höngg›. Mit der Unteroffiziersvereinigung nahmen wir an den Umzügen am Sonntag und am Montag teil. Mit ‹Höngg› am Montag.» Es sei zwar jeweils anstrengend gewesen, aber immer ein tolles Erlebnis. «Ebenso schöne Erinnerungen gibt es von den vielen Teilnahmen am Bremgarten-Kartell. Dieser Studentenkonvent wurde von den Tambouren Zufikon seit 1991 alljährlich musikalisch begleitet und hat uns viele schöne und unvergessliche Stunden und Freundschaften eingebracht.»
Auftritt in den USA
Als grandiosen Vereinshöhepunkt bezeichnet Peter Karli die Reise in die USA, welche die Zufiker Tambouren zu Neujahr 2001 antreten durften. «Wir begleiteten die Stadtpolizei Zürich und flogen mit ihr nach New York und dann weiter nach Pasadena, um an der «Rosebowl-Parade» teilzunehmen. Das war grandios.» Etwa 200Meter nach Umzugsstart sei man scharf rechts abgebogen, um dann unter frenetischem Jubel der Zuschauer eine zehn Kilometer lange gerade Strasse durch die Stadt abzuschreiten. «In etwa der Mitte der Strecke passierten wir einen Schweizer-Verein, der für uns unglaublich Stimmung machte. Es waren zehn grandiose Tage», lacht Peter Karli.
Wichtig sei ihm aber auch immer gewesen, dass die Tambouren das Zufiker Dorfleben mitgestalteten. «So unterstützten wir die anderen Vereine gerne bei ihren Festivitäten», unterstreicht er. «Und die Beziehung zum Mutterverein, der Musikgesellschaft Zufikon, war immer durch Freundschaft und Respekt geprägt. Bei verschiedenen Musikfesten wie auch den Jahreskonzerten der Musikgesellschaft Zufikon traten wir immer gemeinsam freudig und mit grossem Stolz auf. Nebenbei nahmen wir aber auch an separaten Wettbewerben teil.» Peter Karli spielte zudem gleichzeitig zehn Jahre lang Schlagzeug in der Musikgesellschaft Zufikon.
Emotional schwierig
Die vier allerletzten Auftritte spielten die Zufiker Tambouren im Rahmen der Jahreskonzerte der Musikgesellschaften Zufikon und Oberwil-Lieli in diesem November. «Es waren zuerst harzige Proben. Normalerweise sind wir immer zwei Wochen vor dem Konzert auftrittsbereit. Diesmal harzte es und ging dann wie erwartet doch», so Karli. «Und beim ersten dieser vier Auftritte funktionierte bereits alles wie von uns gewünscht perfekt. So konnten wir die Konzertbesucher mit unserem Spiel noch einmal richtig begeistern und uns als Tambourengruppe würdig von unserem Publikum und unseren Fans für die jahrelange grosse Unterstützung bedanken und verabschieden. Auch wenn es die Gewissheit der Auflösung emotional sehr schwierig machte.»
Die «Phase des Loslassens» habe nun begonnen. «Wir müssen jetzt mit dem Vorstand der Musikgesellschaft besprechen, was wir mit unseren Instrumenten machen. Und ich muss mich zuerst noch an die freien Montagabende gewöhnen. Die Kontakte und Freundschaften bleiben aber bestehen. Mal abwarten, was die Zukunft bringt», so Peter Karli.