Fast wie im Film
23.12.2022 Fussball, SportDie Waldhäuserin Rebecca Storr spielt in den USA
Die 21-jährige Rebecca Storr ist für die Feiertage nach Hause ins Freiamt zurückgekehrt. Sie studiert seit Sommer an der Minot State University in North Dakota, spielt Fussball für das College-Team ...
Die Waldhäuserin Rebecca Storr spielt in den USA
Die 21-jährige Rebecca Storr ist für die Feiertage nach Hause ins Freiamt zurückgekehrt. Sie studiert seit Sommer an der Minot State University in North Dakota, spielt Fussball für das College-Team und erzählt über ihre ersten Monate in den USA.
Josip Lasic
Es klingt wie das Drehbuch zu einem amerikanischen Weihnachtsfilm. Ein Schneesturm trifft den US-Bundesstaat North Dakota, wo die Freiämterin Rebecca Storr studiert, als sie nach Hause in die Schweiz reisen will. Sie fährt mit dem Zug nach Minneapolis, von wo aus sie über Amsterdam nach Zürich f liegt. «Mein Flug in Amsterdam hatte noch Verspätung. So dauerte die Heimreise statt 19 Stunden insgesamt 36 Stunden. Und ja, es klingt wirklich ein wenig nach Weihnachtsfilm», sagt die 21-Jährige lachend.
Bis Sommer hat die Waldhäuserin bei den FC-Aarau-Frauen in der Women’s Super League gespielt. Für ihren Traum, ein Studium der Meeresbiologie, wechselte sie an die Minot State University, wo sie für das College-Team spielt. Mit den «Minot State Beavers» hat sie den Final des Conference Tournaments erreicht, wo die «Biber» ausgeschieden sind. Der Fussballerin ist es mit dem Team aber gelungen, einen neuen Schulrekord aufzustellen. 13Spiele ohne Niederlage in Serie. Abgesehen von zwei Partien, die Storr wegen Gehirnerschütterungen verpasst hat, kam sie auch regelmässig zum Einsatz. «Ich denke, dass ich sportlich angekommen bin. Das Niveau ist vergleichbar mit demjenigen beim FC Aarau», erzählt sie. «Der Fussball ist im Schnitt etwas athletischer als in Europa. In der Vorbereitung hatten wir zwei Wochen lang täglich zwei Trainings. Und am Wochenende bestreitet man jeweils am Freitag und Sonntag immer zwei Spiele. Das ist eine Umstellung. Dafür sind wir Spielerinnen aus Europa taktisch etwas besser ausgebildet.» In Storrs Fall so gut, dass ihr Trainer die gelernte Abwehrspielerin teilweise auch im Mittelfeld und sogar im Sturm einsetzt. «Mein einziges Saisontor habe ich aber in einem Spiel als Verteidigerin geschossen», berichtet sie lachend. «Als Stürmerin habe ich nie getroffen. Der Trainer war trotzdem der Ansicht, dass ich mit meiner Art zu spielen und dem taktischen Verständnis unsere Offensive besser gemacht habe.»
Viel Zeit gemeinsam mit Team
Und auch schulisch ist die junge Frau in den Vereinigten Staaten angekommen. An der Minot State University studiert sie Biologie. Erst nach zwei Jahren kann sie zur Meeresbiologie wechseln. Da sie an der Sportkanti in Aarau Biochemie als Schwerpunktfach hatte, ist für sie vieles Repetition. «Ich bin froh, dass es schulisch gut läuft. Wenn man schlechte Noten hat, darf man auch nicht mehr spielen.»
Am Ende der zwei Jahre wird sie an eine Universität an der Küste wechseln müssen. Vorzugsweise nach Florida. Bis dahin möchte sie aber in Minot bleiben. Mit rund 49 000 Einwohnern ist der Ort in North Dakota für amerikanische Verhältnisse eher klein. «Man kann hier auch nicht so viel unternehmen. Der Höhepunkt ist, wenn wir in die ‹Mall›, also das Einkaufszentrum, gehen können. Das klingt wieder so nach Filmklischee. Gewisse Dinge sind natürlich vergleichbar damit, wie man sich das Leben in den USA anhand von Filmen und Serien vorstellt. Aber das ist alles sehr überzeichnet.» Ansonsten unternimmt sie viel mit ihren Teamkolleginnen oder der ganzen Mannschaft. Insbesondere mit zwei Niederländerinnen, die mit ihr Fussball spielen, hat sie sich gut angefreundet. «Ich gehe gern mit anderen Freshmen aus meinem Studiengang mittagessen, aber die meiste Zeit verbringen wir schon mit Teamkolleginnen.» Seit Neustem teilt sich die Freiämterin auch ein Zimmer auf dem Campus mit einer Mitspielerin.
Andere Länder, andere Sitten
Dass sie auf dem Campus wohnt, ist ein grosser Vorteil für Rebecca Storr. Das Training beginnt schon um 6.30 Uhr morgens. Nach zwei Stunden Training geht es mit Unterricht weiter. Dieser dauert rund vier Stunden, danach folgt Zeit, die sie obligatorisch fürs Lernen und das Erledigen von Hausaufgaben nutzt. «Den Abend haben wir dann für uns und können etwas unternehmen. Aber ich gehe relativ früh ins Bett, da ich jeweils um 5.30Uhr aufstehe. Insofern ist es von Vorteil, wenn ich nicht noch lange Wege zurücklegen muss.» Trotzdem möchte sie nächstes Jahr mit Teamkolleginnen in eine Wohnung ziehen. «Dann kann ich auch selbst kochen. Das Essen ist nämlich etwas, was mir von zu Hause am meisten gefehlt hat. In der Mensa gibt es häufig das Gleiche und das Essen ist immer sehr fettig und ungesund. Da freue ich mich auf die Tage bei meiner Familie und auf die Küche zu Hause.» Ansonsten war der Wechsel in die USA kein allzu grosser Kulturschock für Storr. «Mir ist aufgefallen, dass man in den USA eher verschwenderisch mit Energie umgeht und weniger sparsam ist als in der Schweiz. Aber das ist etwas, worauf ich mich eher achte. Ansonsten kann ich sagen, dass das Leben anders ist, eine andere Kultur. Aber ich könnte nicht genau sagen, wo die Unterschiede sind.» Was sie sagen kann: Das Leben in den USA gefällt ihr. So sehr, dass sie ihr Studium sicher dort beenden will. «Ich glaube aber nicht, dass ich für immer dort leben bleiben würde.» Das muss sie auch nicht. Und bis Anfang Januar der Unterricht und die Trainings wieder losgehen, kann sie die Zeit in Waldhäusern geniessen. «Ich freue mich, meine Familie und meine Freunde wiederzusehen.»