Ein wahr gewordener Traum

  11.10.2022 Wohlen

Final der Schweizer Kartmeisterschaft in Wohlen mit Freiämter Sieger

Über 1000 Zuschauer, zwei prominente Fahrer und der Sieg des Sarmenstorfers Lyon Mathur. Der Final der Schweizer Kartmeisterschaften in Wohlen hatte einiges zu bieten.

Josip Lasic

Der zweite Lauf der Kategorie OK Senior am Schweizer Kartmeisterschaftsfinal in Wohlen ist gerade zu Ende gegangen. Zahlreiche Zuschauer hört man jubelnd den Namen «Lyon» brüllen. Der 16-jährige Sarmenstorfer Lyon Mathur hat diesen Lauf auf dem 2. Rang beendet, nachdem er den ersten gewonnen hatte. Nur der FIA-Langstrecken-WM-Fahrer Fabio Scherer hat sich vor ihm klassiert. Dieser fährt in Wohlen aber ausser Konkurrenz. Mathurs Konkurrent um den Schweizer-Meister-Titel heisst Patrick Näscher. Und der konnte den letzten Lauf nur weit hinten im Feld beenden. Im entscheidenden Finalrennen reicht es dem Sarmenstorfer, unter die besten acht zu kommen, um den Titel zu gewinnen.

«Es war äusserst unwahrscheinlich, dass das passiert. Ich konnte den Finallauf ohne Druck angehen», erzählt Mathur, der selbst einen Tag später noch nicht richtig realisiert hat, dass er Schweizer Meister geworden ist. Dafür war der vermeintlich ohne Druck zu bestreitende Final zu packend. In diesem erleidet Mathur einen Motorschaden. Öl läuft aus. «Ich musste zusehen, dass ich den Kart ins Ziel bekomme. Viel länger hätte er nicht durchgehalten. Dann hätte ich ihn über die Ziellinie stossen müssen.» Erinnerungen an das Vorjahr werden wach. Auch damals fand der Final in Wohlen statt. Im letzten Lauf erlitt Mathur einen Unfall und wurde «nur» Vizemeister. «Diesmal konnte ich aber zeigen, was ich kann.» Scherer ist erneut vor Mathur. «Aus taktischer Sicht war es nicht sinnvoll, ihn zu attackieren. Er war nicht mein Gegner.» Den Rest des Feldes lässt der junge Motorsportler hinter sich und feiert den Meistertitel.

Freiämter gewinnt in Wohlen: Ein Glücksfall für den Verband
«Die Art, wie er gefahren ist, spricht für die Cleverness von Lyon Mathur. Er war schon die ganze Saison über extrem souverän», sagt Christian Eichenberger, Kommunikationsverantwortlicher vom Verband Auto Sport Schweiz (ASS), der die Kartmeisterschaft organisiert. Für den Verband war der Verlauf der Meisterschaft optimal. Dass Wohlen Finalort ist, hat sich erst in den letzten beiden Jahren etabliert. «Das lag an der Coronapandemie. Vorher war das Rennen in Wohlen mitten in der Saison. Während Corona mussten wir die Läufe in Italien und Frankreich aber jeweils vorziehen. Es hat sich gezeigt, dass es richtig ist, das einzige Rennen in der Schweiz als letztes durchzuführen.»

Allgemein ist die Wohler Kartbahn wichtig für den Verband. Sie ist eine der wenigen in der Schweiz, die sich für die Rennen der Schweizer Kartmeisterschaft eignen. Eichenberger: «Die Infrastruktur ist gut. Abgesehen davon erfüllt eigentlich kaum eine andere Strecke in der Schweiz die nötigen Sicherheitsvorschriften für solche Rennen. Und in Wohlen ist auch genug Platz vorhanden für alle Teams mit ihren Karts und allem Drum und Dran. Das muss bei der Planung auch berücksichtigt werden.» In der Tat war der Platz um die Anlage herumgespickt mit Zelten der verschiedenen Teams, in denen die Fahrzeuge gewartet, repariert und gereinigt wurden und in denen auch die Fahrer zwischen den Rennen durchschnaufen konnten. «Eigentlich ist Wohlen schon am Kapazitätslimit, was den Platz angeht. Andere Anlagen hätten aber nicht mal so viel Raum zur Verfügung.»

VIP-Fahrer als weiteres Highlight
Die Zuschauer haben die Durchführung im Freiamt jedenfalls gedankt, indem sie in Heerscharen erschienen sind. Über 1000 Besucher fanden sich am Wochenende auf der Wohler Kartbahn ein. Mehr noch als im Vorjahr. Und das trotz heftiger Regenfälle am Samstag. Eichenberger: «Das liegt daran, dass in vier von fünf Kategorien noch um den Meistertitel gekämpft wurde. Und wenn einer von den Fahrern noch aus der Region ist, ist das etwas vom Besten, was uns passieren konnte.» Ausgerechnet in der Kategorie Super-Mini, die bereits entschieden war, wurde ein zweiter Fahrer mit Freiämter Bezug Meister. Dan Allemann stand schon vor dem Final in Wohlen als Titelträger fest. Sein Vater ist Ken Allemann, Inhaber von Spirit Karting in Bremgarten. Neben dem Fachgeschäft für Kartzubehör betreibt er auch den Rennstall Spirit Racing. Und mit diesem hat er für ein weiteres Highlight am Rennwochenende in Wohlen gesorgt.

Für das Team Spirit Racing ging der siebenmalige Schweizer Berg-Meister Eric Berguerand in der Kategorie KZ2 als VIP-Fahrer an den Start und holte sich im letzten Rennen den 3. Rang. Neben ihm war Mathurs Konkurrent Fabio Scherer ein prominentes Gesicht. «Er gehört mittlerweile schon fast zum Inventar in Wohlen», sagt Eichenberger. «Fabio hat seine Wurzeln im Kart, wohnt mittlerweile im luzernischen Aesch, also sehr nahe, und nutzt deshalb das Rennen in Wohlen jedes Mal als Training und als Gelegenheit, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und alte Bekannte zu sehen.»

Für den Verband Auto Sport Schweiz war das Rennen in Wohlen ein voller Erfolg. «Die Strecke wird jetzt saniert. Der Rennkalender ist zwar noch nicht raus, aber wir sind fest davon überzeugt, dass wir auch im nächsten Jahr in Wohlen fahren werden. Ob es der Final wird? Die Austragung in Wohlen hat sich auf jeden Fall etabliert. Die Chancen sind also da, dass er nächstes Jahr auf der sanierten Strecke durchgeführt wird.»

Der nächste Schritt für Mathur
Ob Lyon Mathur dann dabei sein wird, ist noch unklar. «Ich wollte die Meisterschaft unbedingt in Wohlen gewinnen. Das bedeutet mir alles. So konnte ich all meinen Freunden, meiner Familie, meinen Sponsoren zeigen, wie ich fahre, und mich mit dem Titelgewinn für ihre Unterstützung bedanken.»

Jetzt, wo er diesen Erfolg feiern konnte, besteht die Möglichkeit, dass er künftig in einer anderen Klasse fährt. «Nach Möglichkeit würde ich gern Rennen im Auto fahren oder eine internationale Kartmeisterschaft und die Schweizer nur daneben. Ich weiss es noch nicht. Zuerst muss ich diesen Erfolg sacken lassen.» Vielleicht konnte man in Wohlen eine zukünftige Grösse des Motorsports beobachten. Dass man als Kartfahrer den Sprung in andere Klassen schaffen kann, durfte man bei anderen Fahrern sehen, mit denen sich Lyon Mathur auf Augenhöhe präsentiert hat.

 


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