Boswil: Pfarrhaus ist umgebaut

  09.08.2022 Boswil

Die mittleren Lukarnen sind breiter geworden, das Kupferne verrät es. Und auf der Südseite ist ein neuer Balkon angebaut worden. Ansonsten ist vom Umbau des Pfarrhauses äusserlich wenig zu sehen. Im Innern hat sich jedoch ganz viel getan. --ake


Es kehrt wieder mehr Leben ein

Das Pfarrhaus Boswil wurde während eines Jahres komplett umgebaut

Innen ist kaum ein Raum mehr so, wie er vorher war. Von aussen sieht das Pfarrhaus nur leicht verändert aus. Auf der Südseite wurde etwa ein Balkon angebaut. «Dass dieser neu ist, fällt vielen gar nicht auf», freut sich Kirchenpflegepräsident Hans Hildbrand. Am Sonntag kann der Umbau besichtigt werden.

Annemarie Keusch

«Die Balken bringen ganz viel Charme in die Wohnung.» Hans Hildbrand ist begeistert. Beim Rundgang durch das umgebaute Pfarrhaus gerät der Präsident der Kirchenpflege immer wieder ins Schwärmen. «Dieser Ausblick», sagt er, am Küchenfenster der Wohnung im ersten Obergeschoss stehend. Hildbrand meint den Ausblick auf die Pfarrkirche, das Dorf im Hintergrund. Während einem Jahr Bauzeit ist aus dem vorher kaum mehr genutzten Pfarrhaus ein Gebäude entstanden, das Platz für das Pfarramt, für einen Gruppenraum und für zwei Wohnungen bietet. «Alles ist reibungslos gelaufen», sagt ein zufriedener Hildbrand. Er spricht von einem tollen Team mit der Bauausführungskommission, dem Architekten, den beauftragten Unternehmern. «Wir schafften es, das Projekt pragmatisch und unaufgeregt zu realisieren.»

Zwölf Monate reine Bauzeit

Dass das Pfarrhaus für gut 1,8 Millionen Franken umgebaut wurde, dazu sagten die Stimmberechtigten an der «Chilegmeind» im Winter 2020 Ja. Schon damals argumentierte Hans Hildbrand damit, den ursprünglichen Zweck des Pfarrhauses mit dem Umbau zu erhalten: ein Ort, wo Begegnungen möglich sind und wo gelebt wird. Nur, in den bestehenden Räumlichkeiten sei das nicht mehr möglich. «Das Haus wurde gebaut für einen Pfarrer, eine Köchin, einen Vikar, einen Pfarrhelfer und Gäste», weiss Hans Hildbrand. Ein Pfarrer lebt schon längere Zeit nicht mehr da. Seit einigen Jahren wurde das Gebäude nur noch vom Pfarramt genutzt. «Die Zeiten ändern sich.»

Aufgeteilt in zwei Wohnungen soll dem Pfarrhaus wieder Leben eingehaucht werden. Das war der Plan, der in den letzten zwölf Monaten umgesetzt wurde. Das Erdgeschoss bietet weiterhin Platz für das Pfarramt und neu für einen Gruppenraum. «Dieser sollte auf verschiedenste Arten genutzt werden können, für Sitzungen, Besprechungen und so weiter», sagt Hildbrand.

Das Herzstück des umgebauten Pfarrhauses bilden die Wohnungen. Eine im ersten Obergeschoss, eine als Maisonette-Wohnung im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss. Seelsorger wohnen darin keine. «Zumindest vorerst nicht», sagt Hildbrand. Auch wenn er Realist genug ist, um zu vermuten, dass wohl kaum mehr ein Pfarrer das Pfarrhaus bewohnen wird, betont er: «Es ist festgehalten, dass wir Eigengebrauch geltend machen können, sollte ein Seelsorger oder eine Seelsorgerin eine der Wohnungen beziehen wollen.» Diese Möglichkeit sei gegeben.

Kriterien festgelegt

Für die Vermietung wurden zehn Kriterien gesetzt, auch weil der Bau von Wohnungen in der Zone für öffentliche Bauten dies verlangte. Und auch Hildbrand und seinem Team war es wichtig, gewisse Dinge festzuhalten. «Etwa muss für die Mieterinnen und Mieter der Betrieb rund um das Pfarrhaus kein Problem sein», nennt er ein Beispiel. Jungwacht und Blauring halten hier ihre Gruppenstunden ab, die Chlausgesellschaft ist unterwegs. Und die Kirchenglocke läute jede Viertelstunde. «Dem katholischen Glauben zu folgen, war kein Argument. Das wäre heute einfach fehl am Platz», sagt Hildbrand. Per 1. September werden zwei junge Paare die beiden Wohnungen beziehen.

Hochwertig wurde das Pfarrhaus umgebaut. «Aber auf Luxus haben wir verzichtet», betont Hildbrand. Eine Erdsondenheizung wurde eingebaut, neue Fenster. «Dass wir das Gebäude klimatisch auf den aktuellsten Stand bringen, ist selbstverständlich.» Besonders stolz ist er auf den neuen Balkon, der auf der Südseite des Pfarrhauses angebaut wurde. «Dieser ist derart gut gelungen, dass viele verunsichert sind, ob dieser Balkon nicht schon immer da war. Das ist natürlich ein schönes Kompliment.» Noch ausstehend sind die Umgebungsarbeiten. Dabei wird auch auf Details geachtet. Im Garten vor dem Haus stand in einer Ecke eine Benediktsstatue. «Diese wird nun vor den Eingang platziert, damit sie richtig zur Geltung kommt.»

«Kein Renditeobjekt»

Apropos Eingänge – von diesen hat das Pfarrhaus neu zwei, einen für die öffentlichen Räume, einen zweiten, behindertengerechten für das gesamte Haus. Zeitlich und finanziell blieb das Projekt im vorgesehenen Rahmen. «Immer wieder wurden wir darauf angesprochen, ob es rentiere, das Pfarrhaus für 1,8 Millionen Franken zu sanieren. Aber ich betone nochmals: Das hier ist kein Renditeobjekt.» Das Haus mit toller Bausubstanz nicht mehr zu nutzen, das sei einfach nicht möglich gewesen. «Für mich ist es zudem eines der schönsten Häuser im Dorf», sagt Hildbrand.

Bisher habe er nur positive Reaktionen auf den Umbau gehört. Zu Gesicht bekam die Bevölkerung das umgebaute Pfarrhaus aber bisher nur von aussen. Am Sonntag, nach dem Festgottesdienst, segnet Seelsorgerin Nicole Macchia das neue Pfarrhaus ein. Und im Anschluss kann es von allen Interessierten besichtigt werden.


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