Ganz viele Perlen zu entdecken

  05.08.2022 Wohlen

Kantiforum hat das neue Programm veröffentlicht

Nach der Sommerpause startet das Kantiforum am 8. September mit einer szenischen Lesung anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums von Erika Burkart in die neue Saison. Welche herausfordernden Situationen den Machern in diesem Jahr begegnen werden, steht noch in den Sternen.

Chregi Hansen

Es waren zwei schwierige Jahre für das Kantiforum. Immer wieder musste das Programm pandemiebedingt angepasst werden. Umso mehr hofft man jetzt auf «normale Zeiten» und weiss genau, es kann auch bald wieder anders sein. Trotzdem präsentiert man auch diesmal ein vollgepacktes Programm mit nicht weniger als 18 Anlässen. Darunter wie üblich ganz viele Perlen.

Los geht es am 8. September mit einem Abend zum 100. Geburtstag der Freiämter Lyrikerin Erika Burkart. Die Autorinnengruppe «Rauf» lädt zu einer szenischen Lesung. Dabei geht es um die Frage: Wer war Erika Burkart? Ihr selbst war klar, dass die Bezeichnung «Naturlyrikerin» zu kurz greift. Doch was macht ihr Werk aus? Lässt es sich hundert Jahre nach Erika Burkarts Geburt noch in die Gegenwart transponieren? Diesen Fragen geht die Autorinnengruppe nach und fügt aus Burkarts Texten eine Collage als Basis für diesen Beschwörungsabend zusammen. Die DJane Saskia Winkelmann steuert Musik bei, die auch für Erika Burkart von zentraler Bedeutung war.

Musik und Humor

Am 18. September geht es musikalisch weiter. Die slowenischen Gitarristen Jure Cerkovnik und Aljaz Cvirn alias «Aratik» spielen Originalwerke von Gnatalli, Castelnuovo-Tedesco und eigene Bearbeitungen von Albeniz und Brahms. Dabei zeigt sich die Gitarre als ein verwandelbares Instrument, das monumentale Romantik, expressionistische brasilianische Musik wie auch heimisches spanisches Repertoire beherrschen kann.

Am 23. September kommt es zum Wiedersehen mit Mike Müller. Der bekannte Schauspieler und Komiker präsentiert sein neues Stück «Erbsache». Eine strenge Richterin, zwei ambitionierte Anwälte und drei verkrachte Geschwister sollen die Erbmasse eines Verstorbenen teilen. Da werden nicht nur unterschiedliche Interpretationen des Testaments verhandelt, Sinn und Unsinn des Erbens erörtert und Familienfehden ausgetragen, sondern auch Zeugen gehört: freundliche Polizisten, eine sehr freundliche Pflegerin und ein durstiger Arzt. In all diese Rollen schlüpft Müller in rasender Geschwindigkeit. Und sorgt dabei für viele Lacher.

Mit Reeto von Gunten kommt am 27. Oktober ein weiterer bekannter Name der Kulturszene nach Wohlen. In seinem neuen Programm «2050 Clever vorgesorgt» hat er eine ganz eigene Art der Vorsorge gefunden: Seit fast zehn Jahren schreibt er seine Tagebücher vor. So kann er sich dann entspannt zurücklehnen, 2050 im Altersheim. Heraus kommen Geschichten aus einer Zukunft, wie sie sich nur einer ausdenken kann, der sich auf die Zeit im Altersheim freut. Dort, wo herrschsüchtige Direktoren gemobbt, brandgefährliche Hobbys gepflegt und wahnwitzige Gruppenspiele ausgeheckt werden.

Einer der beliebtesten italienischen Liedermacher

Musikalisch geht es im November weiter. Erst lädt das Ensemble Romanesca zusammen mit dem Slam-Poeten Fabian Schambron zu einem etwas anderen Telemann-Abend (11. November). Patrik Lüscher (Blockflöte), Yvonne Ritter (Cembalo und Blockflöte) und Thomas Goetschel (Viola da Gamba) interpretieren Werke des berühmten Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann. Neben und zwischen den Stücken trägt Fabian Schambron Spoken-Word-Einlagen vor. Danach gastiert Pippo Pollina mit dem Palermo Acoustic Quintet in Wohlen (16. November) und singt über die Kraft der Musik und die Folgen des Wohlstands, über die seltsame Pandemie und die veränderten Leidenschaften, über Träume, Hoffnungen, Enttäuschungen. Mit über 4000 Konzerten europaweit gehört Pollina zu den beliebtesten italienischen Liedermachern.

In einem Vortragsabend bringt Sarah Nowotny dem Publikum am 20. Dezember Polen näher. Seit der Krieg im Nachbarland Ukraine losgebrochen ist, hat Polen in den Augen der internationalen Öffentlichkeit an Wichtigkeit gewonnen. Umso schwieriger sind die Konflikte mit Europa, mit der EU, bei denen Westeuropa Polen vorwirft, «gemeinsame» Werte nicht zu achten. Sarah Nowotny ist Osteuropakorrespondentin von Radio SRF und lebt in Warschau.

Am 26. Dezember lädt das Kantiforum zum Stephanstag-Konzert nach Bremgarten. Den Auftakt ins neue Jahr gestaltet dann am 27. Januar der Pianist Alex Shinn mit seinem Programm «Les barricades mystérieuses». Er lädt die Zuhörer auf eine musikalische Reise durch eine nicht greifbare Dimension ein – eine, die unabhängig von Raum und Zeit, von der Realität ist. Musikalisch geht es auch am 23. Februar weiter, wenn das Frauen-Quartett FAMM ihr «Liederprogramm über s’Babeli, s’Liseli und andere starke Frauen» präsentiert. Frauen aus alten Volksliedern treffen dabei auf Frauen der Gegenwart. Die vier Sängerinnen bewegen sich auf vielseitigem musikalischem Terrain.

Kantichor mit zwei Auftritten

Am 3. März kommt eines der bekanntesten Paare der Schweiz nach Wohlen. Die beiden Journalisten Sybil Schreiber und Steven Schneider sind bekannt für ihre Kolumne «Schreiber vs. Schneider». In ihrem neuen Programm «Paarcours d’amour» dribbeln sie sich auf der Bühne einmal mehr spontan und authentisch durch die Tücken der Zweisamkeit. Ihr Fazit: Wer liebt, sollte auch mal Luft holen und vor allem Humor haben. Am Wochenende vom 4. und 5. März kommt der Kantichor gleich zu zwei Auftritten. Am Samstag in der katholischen Kirche Wohlen, am Sonntag in der Stadtkirche Bremgarten. Der Kantichor widmet sich dem gross angelegten Oratorium «Paulus», das der junge Mendelssohn als Reaktion auf das Erlebnis der Bach-Passionen schrieb. Am 14. März referiert in Wohlen der emeritierte Professor Jakob Tanner über die «europäische Schweiz und das Projekt Europa von 1945 bis in die Gegenwart». Der Vortrag zeigt, wie die Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg zur ideellen und organisatorischen Drehscheibe für europäische Integrationsprojekte wurde. Gleichzeitig hielt sich der Kleinstaat auf Distanz, dies unter Berufung auf eine aussenpolitische Neutralität, die erneut zum Streitgegenstand der Innenpolitik geworden ist.

Wer ist der Überraschungsgast?

Am 24. März gastiert das Trio «Code Zero» mit Roxane Choux (Sopran), Arianna Congedi (Piano), Ruri Kudo (Marimbaphon) in Wohlen und lädt ein zu einem Abend klassischer Musik der etwas anderen Sorte. Danach ist die Reihe an Frank Richter (31. März). Mit Leichtigkeit, Schwärze und Tiefgang präsentiert er sein zweites Comedy-Solo-Programm «Bla Bla Land». An diesem Abend werden alltägliche Themen wie kurzfristige Absagen per Whatsapp genauso thematisiert wie das komplexere Dilemma der Altkleidersammlung.

Für den 27. April ist ein Überraschungsgast angekündigt, es lohnt sich sicher, sich den Abend freizuhalten. Am 4. Mai gibt es dann ein Wiedersehen mit Bänz Friedli, der sein neues Programm «S isch kompliziert» vorstellt. Wie gewohnt denkt er darin über einfache Antworten, schwierige Fragen und wahrhaftige Lügen nach, philosophiert und blödelt, gerät vom Kleinen ins Grosse. Den Abschluss der Saison 22/23 markiert wie gewohnt die Serenade. Am 4. Juni sind verschiedene Ensembles der Kantonsschule Wohlen zu hören.

Infos: www.kanti-forum.ch.


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