Aus dem Keller befreit

  22.07.2022 Wohlen

Schule im albanische Blliçë erhielt Pulte und Stühle aus dem Bünzmatt-Schulhaus

In Wohlen alt und ausrangiert, kann das Schulmaterial in der albanischen Provinz noch lange weitergenutzt werden. Möglich machten den Transport das Team «Judo goes Orient» und einige Lehrer der Schule Bünzmatt. Die Gemeinde gab das Okay zu dieser Spendenaktion.

Chregi Hansen

Eigentlich wollte er dabei sein, wenn der Lastwagen mit den Schulpulten und Stühlen in Blliçë ankommt. Doch das hat nicht geklappt. «Ursprünglich wollten wir in einer grösseren Gruppe Lehrer nach Albanien reisen. Nun aber wären wir nur zu zweit gewesen. Darum haben wir darauf verzichtet, den langen Weg auf uns zu nehmen», bedauert Lukas Küchler, der Initiant dieser besonderen Aktion. Er hofft nun, dass er ein andermal die Schule besuchen kann. «Vielleicht lässt sich ja ein weiterer Transport organisieren», schaut er bereits voraus.

Erster Besuch vor sechs Jahren

Der Kontakt zwischen Wohlen und dem albanischen Dorf besteht seit 2016. Damals nahmen sechs Mitglieder des Judoclubs erstmals an der Europa-Orient-Rallye teil. Sie wollten aber nicht nur Spass haben, sondern auch etwas Gutes tun. Im Vorfeld sammelte das Team «Judo goes Orient» Hilfsgüter und verteilte diese auf seinem Weg an verschiedene Institutionen. Darunter war auch die Schule in Blliçë. Letztes Jahr reisten die Judokas erneut nach Albanien. Zwar war die Rallye abgesagt, doch die Hilfsgüter wollten sie trotzdem abliefern.

Lukas Küchler als Teilnehmer der zweiten Reise hat der Besuch in der Schule einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Judoka, der als Lehrer im Schulhaus Bünzmatt arbeitet, bekam hautnah mit, wie einfach die Zimmer an der dortigen Schule eingerichtet sind. «Der Unterricht findet in ganz einfachen, sehr kleinen Räumen statt, die noch mit Holzöfen beheizt werden. Das Mobiliar ist uralt», berichtet er. Gleichzeitig lagern im Keller seines Schulhauses Dutzende von alten Pulten und Stühlen, die kaum je noch genutzt werden. Und so entstand die Idee, diese nach Albanien zu transportieren.

Alle halfen mit

Für das Projekt spannten das Team «Judo goes Orient» und die Schule Wohlen zusammen. Für den Transport konnte mit dem internationalen Hilfswerk Osteuropahilfe «Triumph des Herzens» in Einsiedeln ein spezialisiertes Unternehmen gewonnen werden. Kurz vor den Sommerferien hielt dann ein grosser Lastwagen vor dem «Bünzmatt», und Lehrer und Schüler packten gemeinsam an, um das Mobiliar zu verstauen. 150 Pulte und 170 Stühle wurden an diesem Tag auf den LKW verladen. Bereits vier Tage später war das Fahrzeug in Albanien im Bezirk Dibra in der Stadt Peshkopi verzollt und gleichentags in der Schule von Blliçë entladen. Allerdings ohne die geplante Lehrergruppe als Begleitung. Damit konnte Küchler aber auch eine anstrengende Fahrt vermeiden. «Wir waren damals den ganzen Tag auf Schotterpisten unterwegs», erinnert er sich an die Reise vom letzten Jahr.

Inzwischen hat er die Nachricht erhalten, dass die Lieferung in Blliçë angekommen ist. Und die Freude bei den Verantwortlichen dort ist gross. «Wir sind so glücklich. Die Gemeinde bereitet noch einen offiziellen Brief vor, um ihre grosse Dankbarkeit auszudrücken», heisst es in der E-Mail, die Küchler inzwischen erhalten hat. Dazu gab es Bilder, wie der LKW im Ort ankommt und wie Tische und Stühle ins Schulhaus getragen werden. Dort finden sie wieder Verwendung, nachdem sie teilweise während Jahren im Keller des «Bünzmatt» gelagert wurden. «Keine maroden Tische und Stühle mehr für die Kinder, nichts klappert oder wackelt – so eine Freude …», sagt denn auch die Projektleiterin Suela Koçibellinj von der Partnerorganisation Vizion O. J. F. Und sprach damit allen an der Schule aus dem Herzen.

Gibt es eine Fortsetzung?

Das ganze Schulmaterial konnte natürlich nicht umsonst und gratis nach Albanien transportiert werden. Darum ist «Judo goes Orient» noch immer f leissig am Spendensammeln. Doch Lukas Küchler denkt schon weiter. Für ihn darf es eine Fortsetzung geben. Vielleicht, so der Lehrer und Judoka, entsteht sogar eine Art Patenschaft zwischen den beiden Schulen. Material, das hier nicht mehr gebraucht werden kann, dort aber mit offenen Armen empfangen wird, gibt es sicher mehr als genug.

Infos: www.judogoesorient.ch.


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