Bei den Anwälten des Wildes

  28.06.2022 Aristau

Die Jagdgesellschaft Reusstal zeigte den Kindern aus Aristau und Merenschwand ihr Hobby

Sie erlegen nicht nur Tiere, sie hegen und pflegen. Ihre vielfältigen Aufgaben zeigten die Jäger 190 Schulkindern. An verschiedenen Posten lernten sie Interessantes zum Hundewesen, zum Rehwild oder zum Jagdbetrieb. Und die Kinder erfuhren, dass alleine im Aargau jährlich 1200 Rehe im Strassenverkehr umkommen.

Annemarie Keusch

«Sind das echte Tiere?» Immer wieder schnellen Finger von Kindern in die Höhe. Fragen haben sie viele, an allen sechs Posten. «Das Interesse ist gross», sagt Christoph Käppeli, Obmann der Jagdgesellschaft Reusstal. Alle drei Jahre führen sie den Schülerparcours durch. «Es ist für Kinder und Lehrer eine schöne Abwechslung. Und viele wissen kaum etwas über die Jagd und haben falsche Vorstellungen, die wir revidieren können», erklärt er. Zudem sei es wichtig, die Kinder möglichst früh für die Natur und ihre Anliegen zu sensibilisieren. Diesmal sind es 190 Schülerinnen und Schüler aus Merenschwand und Aristau. Mühlau, das ebenso zum Revier gehören würde, musste absagen.

In ihren Klassen begaben sich die Schülerinnen und Schüler auf die Tour durch den Wald. Zwölf Pächter seien es, die das Revier vom Kanton gepachtet haben, 2295 Hektaren umfasse dieses. «Gut zuhören lohnt sich», mahnte Christoph Käppeli bei der Begrüssung. Alle Kinder hatten einen Wettbewerbstalon dabei, den es auszufüllen galt. Während die Fragen mit genug Aufmerksamkeit beantwortet werden konnten, war das Schätzen des Umfangs eines Baumes schon schwieriger.

Acht Millionen Menschen, 20 Millionen Vögel

«Wir Jäger, wir schiessen nicht nur, wir sind verantwortlich für das Wild», betonte Christoph Käppeli. Dass es Reh, Fuchs und Co. gutgeht, dass sie nicht krank werden, dass sie genug Platz haben, dafür schauen sie. «Wie? Wir beobachten sehr genau.» Hinkt ein Reh oder sind einem Fuchs Haare ausgegangen? «Wir sind quasi die Anwälte des Wildes. Setzen uns für ihre Anliegen ein, etwa, dass sie genug Ruhe haben.» Oder die Jäger werden bei Wildunfällen aufgeboten, um verletzte Tiere zu suchen, zu bergen oder zu erlösen.

Nicht nur die klassischen Waldtiere wie Fuchs, Reh oder Dachs waren Thema am Schülerparcours. Auch über das sogenannte Federwild erfuhren die Schülerinnen und Schüler viel Spannendes. Bei absoluter Stille sind die Gesänge vieler Vögel zu hören – da ein Zaunkönig, dort ein Buchfink. Acht Millionen Menschen leben in der Schweiz, die Zahl der Vögel ist mehr als doppelt so hoch. «Sie brauchen auch Platz und Lebensraum», mahnten die Jäger. 370 Vogelarten gebe es, 40 Prozent davon seien bedroht, weil sie zu wenig Lebensraum haben. «Ein naturnaher Garten mit Brutmöglichkeiten wäre ein guter Anfang», appellierten die Pächter der Jagdgesellschaft Reusstal an die Kinder.

Die Schülerinnen und Schüler erfuhren auch, wer der «Verräter» im Wald ist: der Eichelhäher. «Begeben wir uns auf einen Hochsitz, verrät uns ihr Geschrei und alle Tiere wissen, dass etwas nicht gut ist. Aber sie schreien auch, wenn Rehe auf die Lichtungen kommen. Also sind sie Verräter und Helfer zugleich.»

Von Rocky fasziniert

Fasziniert waren die Aristauer und Merenschwander Kinder auch von Josef Gugerli und seinem Hund Rocky. Gemeinsam sind sie ein eingespieltes Gespann, Rocky gehorcht aufs Wort, findet verwundete Tiere. «Etwa rücken wir bei Autounfällen aus, wenn sich die Tiere in Deckung gerettet haben, aber verletzt sind», führte Gugerli aus. Ein Spital oder einen Arzt gebe es für die Wildtiere nicht. 1200 Rehe seien alleine im Aargau jährlich im Strassenverkehr umgekommen. Wie schnell und zielgerichtet Rocky solche Tiere aufspürt, demonstrierten sie eindrücklich. Und dies funktioniert nicht nur bei Wild, sondern auch bei Gugerlis Autoschlüssel. «Es ist vieles möglich, wenn man den Hunden zeigt, wie es geht.»


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