Bunt wie ein Regenbogen

  21.06.2022 Wohlen

Maturfeier in der Kanti Wohlen

Kanti-Rektor Matthias Angst verglich die 152 Maturandinnen und Maturanden der Kanti Wohlen mit einem bunten Regenbogen. Aus diesem bunten Haufen sind zwei junge Frauen herausgestochen. Fabienne Lerjen aus Wohlen lieferte mit einer Note von 5,81 das Glanzstück ab, nur mit einer Winzigkeit weniger folgte Alexandra Siegrist aus Fahrwangen mit einer Note von 5,77. Als Belohnung gab es den Kiwanis-Preis.


«Machen Sie, was Sie elektrisiert»

Maturfeier in der Kantonsschule: Mit Meral Kaufmann, Leiterin Bundestagsbüro von Ricarda Lang, Grüne

Über 150 glückliche Gesichter, die ihre erfolgreiche Matur feierten. Und mittendrin eine ehemalige Kantischülerin, die nun in der deutschen Politik Karriere macht. Meral Kaufmann hielt die Festrede. Und alle Gäste staunten über ihren Werdegang.

Daniel Marti

Ein Ereignis, aufgeteilt auf zwei Feiern. Ein stolzer Rektor Matthias Angst. Und eine ehemalige Schülerin, die zum feierlichen Abschluss eine feine Ansprache hielt. Meral Kaufmann, aufgewachsen in Wohlen und Waltenschwil, vor zehn Jahren Abgängerin an der Kanti Wohlen, war so etwas wie der heimliche Star der Maturfeier. Von der Kanti Wohlen aus machte sie Karriere, die sie bis nach Berlin führte.

Zuerst zum Wichtigsten. Die Maturfeier war für 152 Schülerinnen und Schüler ein Freudentag. So etwas wie das Zeugnis, das manche Tür öffnen wird und vieles für die nahe Zukunft bedeutet. 152 junge Menschen strahlten um die Wette. «Sie alle sind hier zu gereiften Persönlichkeiten geworden», sagte Rektor Matthias Angst bei der Begrüssung. «Und ich bin stolz auf alle.»

17-fach für Exzellenz und Förderung

17 Schülerinnen und Schüler bekamen nicht «nur» das Abschlusszeugnis, sondern auch ein «grosses Couvert». Die Couverts enthalten, nebst dem Maturitätsausweis, wegen der erzielten Durchschnittsnote von mindestens 5,3 ein Empfehlungsschreiben zur Aufnahme in die Schweizerische Studienstiftung. «Diese steht für Exzellenz und deren Förderung», so Rektor Angst. «Und es zeigte sich in den letzten Jahren, dass in etwa zehn Prozent der Absolventinnen und Absolventen diese grosse Hürde erreichen.» Kompliment. Jede Übergabe, aufgeteilt auf die Klassen, war ein kleines Fest.

Umrahmt wurde die Feier vom Vokalensemble vom Kantiorchester und von der Kantiband. Sie hätten alle auch ein tolles Zeugnis verdient.

Der Stargast war jedoch Meral Kaufmann. Sie ist mittlerweile Leiterin des Bundestagsbüros von Ricarda Lang in Berlin. Lang ist Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie ist frauenpolitische Sprecherin und seit Februar zusammen mit Omid Nouripour eine der Bundesvorsitzenden vom Bündnis 90/Die Grünen. Meral Kaufmann sass übrigens auch bei der Bildung der deutschen Regierung von SPD, FDP und Grüne am Verhandlungstisch.

Ihr Vater amüsierte sich prächtig

Meral Kaufmann hielt ganz locker ihre Ansprache. Sie schilderte, was sie vor zehn Jahren gedacht habe, als sie dieses Zeugnis in Empfang nehmen durfte. «Es ist ein Ticket ins Erwachsenenleben. Ein Versprechen für die Zukunft in Papierform», blickte sie zurück. Mit diesem Zeugnis könne man Bundesrätin werden, aber beispielsweise auch Bildhauer. «Die Möglichkeiten sind endlos.»

Die Maturfeier sei aber auch ein «bittersüsses Ereignis». Man nehme Abschied von Kolleginnen und Kollegen, mit denen man zusammen gelernt habe. «Es ist auch der Abschied von den Lehrpersonen, die einen geprägt und eventuell provoziert haben.» Und es sei ein Abschied vom «geschützten Raum der Kanti».

Nun fange das Leben doch richtig an, habe ihr einst eine Mitschülerin gesagt. «Nur das richtige Leben ist voller Überraschungen.» Dies zeigt nur schon die Anfrage von Rektor Matthias Angst, ob Meral Kaufmann denn die Ansprache an der Maturfeier halten möchte. Sie selber fühlte sich geehrt – und ihr Vater «amüsierte sich prächtig». Ausgerechnet sie solle diese Rede halten. Denn der Familie sind die Briefe der Kantiverantwortlichen noch sehr präsent. Briefinhalt: das ständige Schwänzen der Schulstunden … Wie sich doch die Zeiten ändern. Nun stand Meral Kaufmann dort, wo sie selber vor zehn Jahren ihr Maturzeugnis erhalten hatte.

Meral Kaufmann hat danach ihren eigenen Weg und in Deutschland Karriere gemacht. Nach der Kanti in Wohlen studierte sie erst Jus und Soziologie, später folgte ein Masterstudium in Public Policy, der Studiengang verbindet Bereiche der Politik, der Wirtschaft, der Verwaltung, des Rechts und der Soziologie miteinander. Dies führte zur Beratung von Politikern. So ist die Freiämterin zur Leiterin des Bundestagsbüros von Ricarda Lang geworden. Sie hat also den Tritt ins viel zitierte richtige Leben tatsächlich gefunden.

Sechs Ratschläge: Keine Sorgen um den beruflichen Werdegang

Und ihr nimmt man es auch ab, wenn sie ihren Nachfolgerinnen und Nachfolgern in der Kanti Ratschläge für die bevorstehende Zukunft erteilte. Es wurden gleich sechs wertvolle Inputs. «Macht euch keine Sorgen um den beruf lichen Werdegang.» Alle sollen die eigene Person wichtiger nehmen als die Arbeit, betonte sie. Der zweite Ratschlag passt bestens in die aktuelle Zeit. «Legen Sie Ihr Handy, Ihr Tablet weg. Und dann staunt ihr, was alles in eurem Kopf präsent ist.» Drittens sollen sich Maturandinnen und Maturanden bei der Studienwahl nicht dreinreden lassen. «Machen Sie, was Sie elektrisiert, was Sie mit Freude erfüllt.»

Weiter sollen die jungen Menschen ihrem Körper Sorge tragen, «denn ihr braucht ihn noch lange». Eine Runde zu joggen, könne wahrhaftig guttun. «Und engagieren Sie sich.» Es sei ein Geschenk, in einer Welt zu leben, wo der Alkoholverkauf eines Grossverteilers die Schlagzeilen bestimmt. Denn es gibt laut Kaufmann grosse Probleme zu bewältigen. «Die Welt brennt.» Der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel. «Die Welt braucht Sie, Sie brauchen die Welt. Darum: Finden Sie heraus, wie man die Welt schöner, besser und lustiger machen kann.» Meral Kaufmann weiss, dass die Aufgaben auf dieser Welt schwierig zu lösen sind: «Die Herausforderungen sind oft zu gross, und selber scheinen wir zu klein.»

Der sechste Ratschlag richtete sich nur an die Frauen. Männer und Frauen werden nach ihrem Geschmack nach wie vor «ungleich behandelt». Auch jetzt noch muss sie sich oft anhören, dass sie von älteren Männern als Praktikantin angeschaut werde. «Aber eine gerechte Gesellschaft geht uns alle an.» Frauen und Männer, inklusive erfolgreicher Abgängerinnen und Abgänger der Kanti.


«Das ist phänomenal»

Die Besten erzielten Noten von 5,81 und 5,77

«Die Männer müssen für einmal hintenanstehen.» Dies sagte Willi Villiger, er übergab als Vertreter des Kiwanis Clubs Lindenberg den Preis für die beste Matur. Der Kiwanis Club Lindenberg überreichte diesen Preis zum 24. Mal. Und dieses Jahr gleich doppelt.

Erstens, weil die Entscheidung unter den Besten hauchdünn war, und zweitens, weil die beiden Besten glänzende Ergebnisse erzielten. «Die Maturandinnen und Maturanden haben sich in den letzten Wochen reingekniet», so Villiger, «und heute ist Zahltag.» Eben für zwei Frauen. Die Beste aller 152 Schülerinnen und Schüler war Fabienne Lerjen aus Wohlen, mit total 23,5 Saldopunkten erreichte sie einen sagenhaften Notendurchschnitt von 5,81. Ganz knapp dahinter folgt Alexandra Siegrist aus Fahrwangen mit 23,0 Saldopunkten und einem Notendurchschnitt von 5,77. Die Differenz lag also bei 0,04. Diese beiden jungen Frauen verdienten sich den Kiwanis-Preis wahrlich. Und Willi Villiger wünschte den beiden, dass sie «mit viel Freude und Begeisterung in die Zukunft gehen».

Die bemerkenswerten Abschlüsse von Fabienne Lerjen und Alexandra Siegrist ordnete auch Kanti-Rektor diesen Spitzenleistungen stecken viele Jahre auf konstant sehr hohem Niveau. Es wurden ja nicht alle Fächer erst vor einigen Wochen abgeschlossen.»

Am Beispiel von Fabienne Lerjen führte Matthias Angst auch gerne vor Augen, wie dieser glänzende Maturitätsausweis überhaupt zustande gekommen ist: Für 23,5 Saldopunkte benötigt es achtmal die Note 6 und fünfmal die Note 5,5. Matthias Angst: «In 13 verschiedenen Fächern über mehrere Jahre derart ausgezeichnete Leistungen zu erbringen, ist phänomenal.» --dm


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote