Zeitzeugen vermitteln Wissen

  21.06.2022 Wohlen

Strohmuseum im Park: Vernissage zu Plakatgeschichten aus «Chly Paris» und ein Erntefest

Prachtstag im Strohmuseum. Ein Erntefest folgte dem Auftakt rund um Plakatgeschichten. In diesen konnte dank Zeitzeugen einiges an Wissen über die Strohindustrie verewigt werden. Zudem wurde der erste Roggen geerntet. Dieser hatte früher bei der Strohverarbeitung eine grosse Bedeutung.

Daniel Marti

Hier die Historie der Strohindustrie auf Plakaten, daneben das Roggenfeld, das erstmals geschnitten wurde. Zwei Aktionen also ideal miteinander verbunden. Vor dem Strohmuseum im Park wurde nicht nur eine Vernissage, sondern auch ein Erntefest zelebriert. Ein Vermittlungsprojekt mit viel Geschichte und ein Roggenfeld mit geschichtlicher Bedeutung.

Coole Plakate

Drei Schulklassen und die Fachmittelschule für bildnerisches Gestalten, aus Hägglingen und aus Wohlen, beteiligten sich an den Plakatgeschichten. Die neun Plakate, alle angefertigt von den jungen Menschen, hatten ein Ziel: einen Einblick in die Geschichte geben. «Es sind überlieferte Erzählungen zur Strohindustrie», wie Ruth Portmann, Präsidentin der Stiftung Freiämter Strohmuseum, erklärte. «Es ist ein transformierendes Projekt, es ist generationenübergreifend.»

Die Umsetzung gelang nicht nur wegen den initiativen Schülerinnen und Schülern, sondern auch wegen den Lehrkräften, die sofort ihre Unterstützung zugesagt haben. Zwei Zeitzeugen, Hermann Seiler und Walter Bächer, erzählten von ihren Erfahrungen, von ihren Erinnerungen an die blühende Strohindustrie. Entstanden sind daraus «coole Plakate mit verschiedenen Themen», so Portmann weiter.

Die Plakatgeschichten aus «Chly Paris» sind laut Museumsleiterin Petra Giezendanner «ein wichtiger Beitrag. So erhalten wir dank den Zeitzeugen das Wissen über die Strohindustrie.» Das Wissen der Zeitzeugen könne irgendwann verloren gehen, so Giezendanner weiter. Das sei unbedingt zu verhindern. Im letzten Halbjahr wurden Interviews mit insgesamt 31 Zeitzeugen geführt. «Dieses wertvolle Wissen konnte jetzt für die Zukunft erhalten werden.»

Und alle diese Gespräche können bald auf der Homepage des Strohmuseums angeschaut werden. Im Herbst 2023 werden diese Videos zudem eine Ausstellung im Museum bestimmen. «Diese Videos bedeuten für uns einen unschätzbaren Wert», betonte Petra Giezendanner noch. Die eigene Vergangenheit sei doch wichtig. «Und genau diese Einblicke in die damalige Zeit garantieren uns diese 31 Zeitzeugen.»

Zeitzeugen lieferten interessante Geschichten

Die drei Schulklassen starteten mit ihren Plakatarbeiten Anfang Jahr. Als Ausgangslage diente eine Führung im Museum. Und die Kinder konnten dann mit den beiden Zeitzeugen Hermann Seiler und Walter Wädi Bächer ausführlich diskutieren. «Viele lustige und interessante Geschichten sind da aufgetaucht», sagt Kulturvermittlerin Andrea Huser. Und die beiden etwas älteren Herren waren gute Interviewpartner. Walter Bächer war Lehrling in der Strohindustrie, Hermann Seiler hatte viel zu erzählen, weil seine Eltern in der Strohindustrie tätig waren. Begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler von Romana Kammer, die bei der Anfertigung der Plakate eine wichtige Unterstützung war.

Diverse Plakate beinhalten «wunderbare Geschichten», so Huser. Die Vernissage war der Auftakt zur Ausstellung, die nun draussen neben dem Strohmuseum bis Anfang September bestaunt werden kann.

Die Premiere von Ruedi Donat mit dem Roggen

Vor dem Strohmuseum gab es den zweiten Höhepunkt zu feiern. Das Erntefest des Strohmuseums. Im letzten Jahr hatte Ruedi Donat fachmännisch im Rondell vor dem Gebäude angesät. Mit der richtigen Technik, die längst nicht mehr alle Landwirte beherrschen. Nun war die Zeit der Ernte gekommen. Geerntet werden die Pf lanzen in der sogenannten Milchreife im Juni, sagt der Fachmann. Dann, wenn das Korn die maximale Grösse und Reife noch nicht erreicht hat. Diese Ernte feierte das Museum mit der «Sichlete». Und Ruedi Donat trat erneut in Erscheinung. Mit dem alten Werkzeug ging er erneut fachmännisch vor. Kurz vor der Vernissage meinte Stiftungspräsidentin Ruth Portmann noch, dass wegen des Prachtwetters doch einige Besucherinnen und Besucher einen schattigen Platz woanders bevorzugt haben. Aber im Verlauf des Nachmittags fanden dann doch noch viele Menschen den Weg zur «Sichlete».

Auch das ist – wie die Plakatgeschichten – ein Blick in die Vergangenheit. Der Getreideanbau spielte in der Geschichte des Freiamts eine wichtige Rolle. Schon vor 2000 Jahren, so die Überlieferungen, galt die Region als Kornkammer. Rund um Wohlen wurde vorzugsweise Roggen angepflanzt. Ein anspruchsloses Getreide, und entsprechend gross war die Bedeutung für die Strohverarbeitung.

Seit dem letzten Jahr sollen nun im Rondell vor dem Museumsgebäude jährlich wechselnde Getreidearten angebaut werden. Eine gute Idee, eine tolle Umsetzung und eine gelungene Premiere.


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