Dritter Titel in Serie

  08.06.2022 Mühlau

Segelflug-Schweizer-Meister aus Mühlau

Er ist der beste Junior im Lande. Und das zum dritten Mal hintereinander. Alain Schad ist total fasziniert vom Segelfliegen.

Dass er auf diesen Sport kam, war eigentlich Zufall. Als Alain Schad in der ersten Klasse war, nahm ihn ein Klassenkamerad mit auf den Flugplatz. Sein Interesse und seine Faszination waren schnell geweckt. Mittlerweile verbringen Schad und seine Eltern viel Zeit auf dem Platz der Modellf luggruppe Affoltern. Und der 16-Jährige trainiert erfolgreich. Er vertritt die Schweiz an den Europameisterschaften im August. --ake


Natur und Technik ideal vereinen

Der 16-jährige Alain Schad aus Mühlau ist Schweizer Meister im Modell-Elektrosegelflug

Zum dritten Mal hintereinander ist es Gold, auch an internationalen Segelflug-Meisterschaften repräsentierte Alain Schad die Schweiz bereits. Im August geht er nach Ungarn, an die Europameisterschaften. Der junge Mühlauer spricht über seine relativ unbekannte Sportart.

Annemarie Keusch

Immer wieder lacht Alain Schad. «Es ist nicht so einfach zu erklären», meint er. Über Segelflug wissen wenige Leute Bescheid, über die verschiedenen Abkürzungen noch weniger. F5J heisst die Kategorie, in der Schad vor wenigen Wochen an der Schweizer Meisterschaft startete. Er versucht die Buchstaben und Zahlen zu erklären, sagt dann vereinfachend: «Elektrosegelflug mit Motor.» Maximal 30Sekunden dürfe der Motor am Start laufen. Und Ziel sei es, diesen auf möglichst tiefer Höhe abzuschalten. «Aber man muss den Segelflieger nachher zehn Minuten in der Luft halten können», erklärt Schad. Also ist ganz tiefe Höhe nicht per se der Goldweg. Und als wäre das nicht herausfordernd genug, ist am Schluss eine Punktlandung gefragt, zeitlich und örtlich.

Dass Alain Schad sein Hobby erklären muss, passiert dem 16-jährigen Schüler oft. «Mein Hobby wird nicht von allen ernst genommen. Viele denken, es sei ein bisschen im Kreis fliegen, aber es ist weit mehr», sagt der 16-Jährige selbstbewusst. Er spricht vom Zusammenspiel zwischen Technik und Natur, davon, die Thermik ausnützen zu wollen, um Höhe zu gewinnen. Und Schad erzählt, dass die Elektrosegelflieger keineswegs fertig zusammengebaut geliefert werden. «Die Technik bauen wir selber ein», sagt Schad.

Überhaupt zu diesem Hobby kam der Mühlauer durch seinen ehemaligen Nachbarn. Zusammen in der Klasse haben sie sich bestens verstanden und so nahm er Schad einmal zum Modellfliegen mit. «Vorher waren bei mir eher Modellautos hoch im Kurs. Aber die Technik faszinierte mich schon immer, entsprechend begeistert war ich.» Seit einigen Jahren gehört er der Modellfluggruppe Affoltern an. «Mit Fliegern ist die Freiheit grösser als mit Autos», sagt er und grinst. Zwei Disziplinen bestreitet er – den Kunstflug und den Segelflug, Zweiteren auch wettkampfmässig. Und das äusserst erfolgreich.

Äussere Bedingungen sind entscheidend

An der Schweizer Meisterschaft, die kürzlich stattgefunden hat, gewann Schad in der Juniorenkategorie den dritten Titel hintereinander, gesamthaft wurde er Fünfter. «Zuvor bin ich möglichst oft geflogen, um das ideale Gefühl für den Flieger zu erhalten», sagt er. Es ist ein neuer, den er in möglichst vielen Flugstunden auf sich einstellen musste. «Mittlerweile habe ich gegen 30 Flieger», sagt Schad. Von kleinen bis zu solchen mit vier Metern Spannweite. Möglichst alle Bedingungen müssen trainiert sein. Wind, kein Wind, Sonne, Regen. «Es ist immer anders, das macht dieses Hobby so abwechslungsreich.» Und Segelf liegen beginnt weit vor dem Abwurf des Fliegers. «Beobachten ist sehr wichtig, etwa zeigt sich Thermik, indem sich Äste von Bäumen bewegen», erklärt Alain Schad.

Der Vater assistiert

Begleitet wird er im Training und an den Wettkämpfen von seinen Eltern, die er mit dem Segelflug-Fieber angesteckt hat. Vater René ist Sohn Alains Helfer, beobachtet bei Wettkämpfen die Gegnerschaft, sagt die Zeit an, damit genaue Landungen möglich sind, und schaut auch dafür, dass es nicht zu Kollisionen mit anderen Segelfliegern kommt. «Wir haben extra eine Stoppuhr gekauft, die rückwärts zählt», nennt Vater René Schad ein Beispiel für die Begeisterung der Familie für den Segeflugsport. Überhaupt seien die finanziellen Investitionen nicht zu unterschätzen. Die Schads sehen darin einen Grund, weshalb nur wenige Junioren diesen Sport bestreiten – an der Schweizer Meisterschaft waren es lediglich vier.

Die Schads sind dem Modellsegelf lug-Fieber verfallen. «Mein Vater flog früher auch und ich war ab und zu dabei, daher besteht eine kleine Verbindung. Durch unsere ehemaligen Nachbarn wurde diese wieder aktiviert», sagt René Schad. Mittlerweile fliegt auch er. Mutter Monica Schad ist an den Wochenenden auch viel auf Flugplätzen unterwegs. «Ich finde es ein total tolles Hobby, weil man viel Zeit in der Natur verbringt», sagt sie. Selber fliegt sie aber nicht. «Ich bin zur Unterstützung da.»

International bewegt er sich im Mittelfeld

Um diese Unterstützung ist Alain Schad vor allem dann froh, wenn es in die Entscheidung geht. Die Besten erreichen die Fly-offs und machen dort den Sieger aus. «Da sind schon auch Nerven gefragt», gibt er zu. An den Schweizer Meisterschaften auf der Hochebene nahe des Chasserals hielten diese. «Den dritten Titel in Serie, das freut mich natürlich», sagt der 16-Jährige. Aber er hat weitere Ziele, will sich bei den Erwachsenen und auch international etablieren. Im August steht die EM in Ungarn an. «Die Schweiz ist kein Modellflugland. Im Vergleich mit osteuropäischen Ländern oder Deutschland sind wir klar im Hintertreffen», weiss er. Ein Platz im Mittelfeld sei das Ziel.

Und Alain Schad will die Freude an seinem Hobby nicht verlieren. «Angst habe ich nicht. Beim Segelf liegen lernt man so viel über die Natur und die Technik, das begeistert mich einfach», sagt er. Wenig überraschend, dass er nach den Sommerferien seine Lehrstelle als Anlage- und Apparatebauer bei der Ruag in Emmen antritt. «Hauptsache Flieger», sagt er und lacht.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote