Freunde sind ein Glücksfaktor

  17.05.2022 Wohlen

Klassenaustausch der Kanti Wohlen mit einer Schule in Radom (Polen) – ein Gastbeitrag

Andere Länder, andere Kulturen, andere Wahrnehmungen. Ein Austausch zwischen einer Kanti-Klasse und einer polnischen Klasse ergab viele Erkenntnisse. Beide Klassen waren auf der Suche nach dem Glück. «Letztlich ist Glück etwas Individuelles», schreiben Alexandra Gisi und Tale Sieroka. Sie beide haben den Austausch nachfolgend aufgezeichnet.

Um etwas Abwechslung in den stressigen Schulalltag zu bringen, haben wir, die Klasse G3F der Kantonsschule Wohlen, uns dazu entschieden, ein Projekt einer ganz anderen Art zu verwirklichen: einen Klassenaustausch. Die Kantonsschule Wohlen steht in Kontakt zu einer Schule in Radom, Polen, die bereit war, mit uns zusammenzuarbeiten und diesen Austausch zu realisieren. Dabei ging es darum, für eine Woche nach Polen zu reisen und danach den polnischen Schülern die Schweiz zu zeigen. Wir sind eine Klasse, die sehr offen und interessiert daran ist, unseren Horizont zu erweitern und neue Kulturen kennenzulernen. Wir schätzen uns glücklich, dass wir an unserer Schule solche Möglichkeiten haben und haben deswegen voller Vorfreude ein vielfältiges Programm geplant.

Glück als Projektthema

Ein so vielfältiges Programm wäre allerdings nicht möglich gewesen ohne die Stiftung Movetia. Durch die grosszügige finanzielle Unterstützung konnten wir ohne grosse Einschränkungen Polen bereisen wie auch die Schweiz von ihren faszinierendsten Seiten zeigen. Ausserdem hat Movetia uns veranlasst, das Projekt an ein konkretes Thema zu knüpfen und ihm somit einen tieferen Sinn zu geben. Der Austausch befasst sich mit dem Thema Glück. Auf unserer Reise versuchten wir der Frage, was denn das individuelle Glück ausmacht, auf den Grund zu gehen. Im World Happiness Report 2021 rangiert die Schweiz auf Platz 3, während Polen den Rang 44 einnimmt.

Mit dieser Information gaben wir uns die Aufgabe, herauszufinden, ob die Schweizer wirklich glücklicher sind als die Polen und aus welchem Grund.

Auf unseren Ausflügen befragten wir Passanten und Schüler zum Thema Glück. Dadurch konnten wir Schlussfolgerungen über Glück dieser zwei sehr unterschiedlichen Kulturen ziehen. Unsere Erkenntnisse werden wir in einem Kurzfilm wie auch in einem Glücksratgeber zusammenstellen und präsentieren.

Erkenntnisse: Familie, Freunde, Natur tragen zum Glück bei

Was am stärksten aufgefallen ist: Familie und Freunde sind ein wichtiger Glücksfaktor. In Polen und in der Schweiz haben wir Passanten die Frage gestellt, was sie denn mit einer Million machen würden. Ein grosser Teil der Befragten würde das Geld für etwas im Zusammenhang mit der Familie investieren.

Auch soziale Kontakte im Allgemein scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. Auf die Frage «Findest du es leicht, soziale Kontakte zu knüpfen?» antworteten 15 von 53 Polen mit Nein. Bei den Schweizern sieht das Ergebnis ganz anders aus. 30 von 32 beantworteten die Frage mit Ja. Somit ziehen wir den Schluss, dass es in unserem Umfeld in der Schweiz einfacher ist, zwischenmenschliche Beziehungen zu finden. Durch den engen Austausch mit den polnischen Jugendlichen denken wir, dass die Coronamassnahmen ein wichtiger Faktor waren. Etwa ein Jahr mussten sie zu Hause bleiben, ohne Chance, neue Menschen kennenzulernen.

Wir vermuten auch, dass die Natur einen bedeutenden Teil zum individuellen Glück beiträgt. Unsere Austauschklasse kommt aus einer grossen Stadt, während wir alle in Dörfern leben und der Natur sehr nahe sind. Die polnischen Schüler haben oft erwähnt, dass ihnen die Natur in unserer Umgebung in der Schweiz sehr gefällt. Auch Passanten haben die Natur als Glücksfaktor öfter erwähnt. Letztlich ist Glück etwas Individuelles, für einige sind es vielleicht der Sport und die gesunde Ernährung, für andere das Lesen eines Buches, doch schliesslich ist Glück am schönsten, wenn man es teilen kann.

Die Zeit in Polen

Während unserem Aufenthalt in Polen haben wir viel über die Geschichte dieses Landes gelernt. Polen hat eine deutlich schwierigere Vergangenheit hinter sich als die Schweiz.

Bereits im Geschichtsunterricht haben wir erfahren, dass Polen am Ende des 18. Jahrhunderts erstmals komplett von der Landkarte verschwunden ist. Polen diente auch oft als Schauplatz für viele gewaltvolle Konflikte. Durch einen Zusammenhalt und viele Aufstände haben sie sich immer wieder den Weg zu einem unabhängigen Land erkämpft. Das haben wir gesehen durch viele Museen, Statuen und Denkmäler.

Eine der schlimmsten Stationen der Geschichte war der Zweite Weltkrieg. Während unseres Besuchs im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurde uns eines der schlimmsten historischen Ereignisse nochmals vor Augen geführt. Aus all dem haben wir geschlossen, dass die Polen vermutlich mehr für ihr Glück kämpfen müssen.

Auch durch den Ukrainekonf likt wird Polen erneut in eine schwierige Situation gebracht. Polen sorgt mit voller Energie und Gastfreundlichkeit für die Flüchtlinge. Das wurde uns bewusst, als wir unsere Spenden in die Flüchtlingshilfsstation in Radom bringen durften. Es war ein prägendes Erlebnis für uns, was uns dazu motiviert hat, eine weitere Spendeaktion an unserer Schule zu starten.

Wir können sehr viel aus dieser Zeit mitnehmen. Auch in Zukunft werden wir offen für neue Kulturen sein und Menschen in Not unterstützen.

Alexandra Gisi und Tale Sieroka, beide G3F


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