Stets über Solidarität reden

  06.05.2022 Wohlen

1.-Mai-Feier im Circolo Acli: Viel Prominenz in der Begegnungsstätte Rösslimatte

Grossräte, Alt-Nationalrat, Gemeindeammann. Diverse Politiker feierten mit dem Circolo Acli den Tag der Arbeit. Die ganze Welt sei bedroht, betonte der Präsident von Travail.Suisse Adrian Wüthrich.

Daniel Marti

Hoher Besuch in der Begegnungsstätte Rösslimatte. Giuseppe Rauseo, Präsident Acli Schweiz, gab sich ebenso die Ehre wie der Kapuzinermönch Martino Dotta aus Bellinzona, der die Stiftung «Fondazione Francesco» gegründet hat. Die Stiftung setzt sich für ein gut ausgebautes Gesundheitswesen ein. Der prominente Besuch ist am 1. Mai wegen des Tages der Arbeit angereist. Dieser Feiertag erinnert an die weltweiten Erfolge der Arbeiterbewegung auf sozialer, kultureller und finanzieller Ebene.

Wohlens Acli-Präsident Franco Narducci durfte weiter Alt-Nationalrat Adrian Wüthrich begrüssen. Wüthrich ist hauptberuflich als Präsident und Geschäftsführer des Gewerkschaftsdachverbandes Travail. Suisse tätig. Ende Mai 2018 wurde Wüthrich für die SP neues Mitglied im Nationalrat, er rückte für den verstorbenen Alexander Tschäppät nach. Im Herbst 2019 schaffte er jedoch die Wiederwahl nicht.

«Den Menschen aus der Ukraine  eine Heimat bieten»

Eröffnet wurde die offizielle Feier von einem Parteikollegen von Wüthrich, von Wohlens Gemeindeammann Arsène Perroud. Perroud sei ein junger Ammann, er stehe symbolisch für die Zukunft Wohlens, erklärte Acli-Präsident Narducci. «Das Acli ist eine wichtige Institution, die unsere Gemeinde stark geprägt hat, vor allem mit der Begegnungsstätte und mit der Kultur», erklärte Perroud und gab so symbolisch die wertschätzenden Worte zurück. «Frieden, Freiheit, Solidarität», so lautete das Motto der SP am 1. Mai. «Genau das wünschen wir den Menschen in der Ukraine», so Perroud weiter. Die Schweiz müsse sich einsetzen, damit das Leid der Menschen ein Ende habe. Sie müsse die Sanktionen der EU mittragen, sagte der Ammann. «Die Schweiz muss den Menschen aus der Ukraine Schutz und Heimat bieten.» Das tun laut Perroud bereits viele Menschen in der Schweiz. Die Aufnahme von Flüchtlingen sei beeindruckend.

Solidarität fordert Arsène Perroud auch im eigenen Kanton Aargau. «Hier stehen wir vor einer Zerreissprobe», sagte er in Anspielung auf den 15. Mai. Dann stimmt der Kanton Aargau ab über das neue Steuergesetz. Das neue Gesetz sei überhaupt nicht solidarisch. Das neue Steuergesetz sei wesentlich bei der Frage, wie das Zusammenleben ausgestaltet werde. Die Ausdrücke Frieden, Freiheit, Solidarität geraten laut Arsène Perroud weiter unter Druck. Und darum stand er bei der Acli-Gesellschaft für eine Ablehnung des neuen Steuergesetzes ein.

Zu verwöhnten Gören geworden

André Rotzetter, Präsident Travail. Suisse im Aargau, widersprach jedoch dem Wohler Gemeindeammann. Rotzetter, Mitte-Politiker und wie Perroud Mitglied des Grossen Rates, gab zu bedenken, dass etliche Gemeinden das neue Steuergesetz problemlos tragen können. Aber er wisse, die Gemeinde Wohlen sei finanziell nicht auf Rosen gebettet.

Rotzetter widmete sich dann auch dem schrecklichen Krieg in der Ukraine. «Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein», sagte er, «auch dann nicht, wenn wieder Frieden geschlossen wird.» Er fragte sich jedoch allgemein, wo die jungen Menschen sind. «Wo sind sie, hier im Acli, in den Gewerkschaften? Rotzetter rief dazu auf, sich zu engagieren. Der 1. Mai sei ein guter Tag, um Werte und Vorstellungen zu vermitteln. Aber auch die ältere und die jüngere Generation müssen es schaffen, Solidarität zu leben. «Denn wir hatten in Europa zwar 75 Jahre lang Frieden, aber wir wurden dadurch zu verwöhnten Gören.» Die eher jüngere Generation konnte laut Rotzetter auf einem gemachten Bett aufwachsen. Das könne schon dazu führen. «Darum», betonte er, «müssen wir die Solidarität immer wieder erklären und ständig über sie reden.»

Lohnrunde im Herbst gefordert

Adrian Wüthrich nahm dagegen die junge Garde ein wenig in Schutz. «Auch die Jungen können vieles», so der Alt-Nationalrat. «Trotzdem ist die Welt bedroht. Das Leid des Krieges ist unfassbar, dafür ist die grosse Solidarität der Schweiz erfreulich.» Über 40 000 Flüchtende aus der Ukraine fanden bisher Aufnahme in der Schweiz.

Abschliessend schaute der Präsident von Travail.Suisse auf die Schweizerinnen und Schweizer. Die haben laut Wüthrich ein paar offene Rechnungen. «Wegen der Teuerung fordern wir für den anstehenden Lohnherbst höhere Löhne.» Auch die Rente sei ein wichtiges Thema, die es gemäss Wüthrich zu erhöhen gilt.


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