Weiteres Nadelöhr verschwindet

  29.04.2022 Wohlen

Sanierung und Ausbau Nutzenbachstrasse: Jetzt beginnt die 3. Etappe

Trotz der Verzögerungen beim Bau der SBB-Unterführung ist das Gesamtprojekt terminlich und finanziell auf Kurs. Als letztes grosses Puzzleteil erfolgt jetzt der Ersatz der Bünzbrücke bei Anglikon. Autofahrer, aber auch Velofahrer und Fussgänger müssen wieder umdenken.

Chregi Hansen

Des einen Leid, des anderen Freud. Während sich die einen freuen, dass jetzt die SBB-Unterführung bald wieder offen ist und damit der direkte Weg von Villmergen ins Sportzentrum Niedermatten oder ins Brings, hadern die anderen, dass sich umgekehrt der Weg von Anglikon in die Badi oder zum Fussballplatz verlängert. Immerhin: Es ist das letzte Mal, dass die Verkehrsteilnehmenden umstellen müssen.

Auf der Villmerger Seite sind die Arbeiten praktisch abgeschlossen. Falls das Wetter mitspielt, wird am Sonntag, 8. Mai, der Deckbelag eingebaut. «Dafür, und um innert kurzer Behinderungszeit den Belag mit einer hohen Qualität einzubauen, werden wir die Strasse komplett sperren. Von morgens um 5 Uhr bis am Montag um 5 Uhr», erklärt Projektleiter Thomas Meile vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt. Weil davon auch viele Betriebe betroffen sind, müssen diese Arbeiten an einem Sonntag erfolgen. Dass es jetzt ausgerechnet am Muttertag ist, das ist ein Zufall.

Nur bei gutem Wetter möglich

Ein Problem stellt dabei die Firma Fresh & Frozen Food AG dar, die auch am Sonntag von LKWs angefahren wird. «Die Anlieferung erfolgt über die Industriestrasse, die Fahrzeuge müssen dann aber wenden. Das ist nicht ganz einfach, darum werden wir einen Verkehrssicherheitsdienst aufbieten», so Meile weiter. Auf der Villmerger Seite ist von der Sperrung vor allem die Stützli-Wösch betroffen. «Sie kann über den Kreisel bei der Villmerger Badi weiter erreicht werden», so Meile. Auch hier soll ein Sicherheitsdienst vorsorgen, dass nicht doch jemand in die Anglikerstrasse fährt. Schliesslich hat man in den letzten anderthalb Jahren diesbezüglich so einiges erlebt.

Mit dem Belag werden auch gleich die Markierungen am Boden angebracht. Beides ist aber nur möglich, wenn das Wetter gut ist. Sonst verschieben sich die Arbeiten um eine Woche. Sobald der Deckbelag eingebaut ist, erfolgt die grosse Verkehrsumstellung. Dann wird die Unterführung Richtung Anglikon endlich wieder geöffnet. Allerdings nur bis zum Abzweiger in die Wilstrasse.

Als dritte und letzte Bauetappe erfolgt dann der Neubau der Bünz- und der Mattenhofwegbrücke. Dazu wird der Abschnitt zwischen dem Sorenbühlweg und der Rigackerstrasse komplett gesperrt. Auch der Mattenhofweg ist dann in beide Richtungen nicht mehr passierbar – das hat Folgen für Radfahrer, Fussgänger und Anwohner. «Wir sind uns bewusst, dass dieser Weg stark frequentiert ist, und sind besorgt, sichere Verbindungen anzubieten», so der Projektleiter.

Umwege unvermeidbar

Für die Radfahrenden sowie die zu Fuss Gehenden führt diese über den Sorenbühlweg und die Sandackerstrasse nach Anglikon. Weil dort dann mehr schwächere Verkehrsteilnehmer unterwegs sind, muss der Schleichverkehr der Autofahrer via Angliker Unterdorf unterbunden werden. «Das braucht eine klare Signalisation», ist sich Meile bewusst, «denn bei der Brücke gibt es absolut kein Durchkommen.» Auch die Autofahrer müssen umdenken. «Hier liegt es an der Gemeinde Wohlen, die richtige Route dafür zu wählen und die Quartierbewohner zu informieren», macht Meile deutlich.

Fussweg wird zur Strasse

Speziell betroffen sind auch die Bewohner und die Firmen in der Mattenhofsiedlung neben der Brücke. Obwohl sie direkt neben der Nutzenbachstrasse leben und arbeiten, ist die Zufahrt in die Strasse nicht möglich. «Wir werden darum den bestehenden Rad- und Spazierweg an der Bünz provisorisch so ausbauen, dass die Anwohner und Zulieferer ihn befahren können», erklärt Meile. Da dann auf diesem Abschnitt keine Velofahrer und Fussgänger mehr unterwegs sein sollten, ist dies vertretbar und ungefährlich.

Mit dem Bau der neuen Brücke biegt das Projekt in die Zielgerade ein. «Wir beginnen diese Etappe genau nach Zeitplan», freut sich der Vertreter des Kantons. Die Verzögerungen bei der Unterführung haben sich also nicht negativ ausgewirkt. «Wäre alles nach Plan gelaufen, so wäre die Verbindung zwischen Anglikon und Villmergen jetzt für einige Monate offen gewesen und müsste nun wieder gesperrt werden. Vielleicht ist es fast einfacher, dass man nur einmal umstellen muss», sagt Meile. Und die Arbeiten an der Brücke vorzuziehen, war auch nicht möglich. «Wir mussten die Schonzeit für die Fische abwarten.»

Auf die Fische Rücksicht genommen

Diese endet am 15. Mai. In der Woche zuvor werden bereits gewisse Vorbereitungsarbeiten durchgeführt, welche aber nicht das Gewässer betreffen. Danach wird als Erstes die fast 100-jährige Bünzbrücke und auch der Übergang beim Mattenhofweg abgebrochen. «Wir werden zuvor ein Schutzgerüst unter der Brücke bauen, damit kein Abbruchmaterial ins Gewässer gerät», berichtet Bauleiter Stefan Marxer von der Firma Gerber und Partner, der in der Ingenieursgemeinschaft IG K 265 für die Kunstbauten verantwortlich zeichnet. Zudem müssen auch verschiedene Werkleitungen und ein Abwasserkanal verlegt werden.

Die Bauzeit für diesen Abschnitt wird auf rund 6 Monate veranschlagt. «Wir möchten parallel dazu bereits diesen Sommer den Deckbelag auf der Nutzenbachstrasse im bereits fertiggestellten Teil einbauen. Und falls die Witterung passt, im Spätherbst auch den Belag auf der Brücke und auf der anderen Bünzseite. Damit wäre im November ausser einigen Anpassungen und Gartenarbeiten alles abgeschlossen», sagt Meile. Ursprünglich war vorgesehen, dass der Deckbelag erst im Frühling 2023 ausgeführt wird. «Das zeigt, dass wir schnell unterwegs sind», sagt Thomas Meile stolz.

Und das sei keine Selbstverständlichkeit, betonen er und Marxer. Gerade die Verzögerungen bei der Unterführung wegen des schlechten Untergrundes haben einiges an Kopfzerbrechen bereitet. «Solche Arbeiten müssen immer lange im Voraus mit den SBB abgesprochen werden. Im Normalfall muss man die Terminfenster zwei Jahre im Voraus festlegen», macht Marxer deutlich. Nachdem die ursprünglich gewählten Daten nicht eingehalten werden konnten, zeigten sich die SBB flexibel und boten Hand für eine neue Lösung. «Das ist ein grosses Entgegenkommen, für das wir uns nur bedanken können», betont Meile.

Auf einer Begehung entlang der Kantonsstrasse erklärt er, was hier geleistet wurde. Tatsächlich ist fast alles fertig, wurden auch die Ränder teilweise bereits begrünt. Auch mit der Rekultivierung der Landwirtschaftsflächen wurde bereits begonnen. Schon länger ist das Parallelprojekt der Renaturierung des Nutzenbachs abgeschlossen. Auch schon bewährt hat sich der neue Kreisel in Villmergen. Dieser soll noch anhand eines von der Gemeinde dem Kanton zur Genehmigung vorzulegenden Begrünungskonzepts oder mit Kreiselschmuck gestaltet werden. Und die Unterführung ist endlich so breit und hoch, dass zwei Lastwagen problemlos kreuzen können. Nicht zuletzt wird der lang ersehnte neue Radweg zwischen Wohlen und Villmergen mit der Verkehrsumstellung Anfang Mai eröffnet.

Einweihung vielleicht schon im November?

Auch finanziell sei man auf Kurs, versichert Meile. Dies trotz der schwierigen Geologie und den der aktuellen Lage geschuldeten allgemeinen Problemen im Bausektor. Und hat gleich noch eine positive Nachricht an die Gemeinden. Weil im Rahmen der Revision der Strassengesetzgebung (StrG) die Gemeindebeiträge auf neu einheitlich 35 Prozent festgelegt wurden, reduzieren sich die vereinbarten Mischsätze ebenfalls und somit die daraus resultierenden Kostenanteile für die Leistungen, welche ab 2022 erbracht werden. «Die leichte Verzögerung im Ablauf hat für sie also positive Auswirkungen», schmunzelt Projektleiter Thomas Meile. Er freut sich, dass dieses grosse Projekt bald schon abgeschlossen ist. «Vom Bauablauf aus kann die eigentlich für den nächsten Frühling geplante Einweihung nun schon für im November vorgesehen werden. Wir müssen sicher noch klären, wann Regierungsrat Stephan Attiger dann Zeit hat», bemerkt er.


So wird der Verkehr umgeleitet

Mit der Umstellung der Verkehrsphase am 10. Mai und der darauffolgenden Sperrung der Bünz- und der Mattenhofwegbrücke ändert sich Folgendes am Verkehrsregime.

Von Villmergen her ist die Anglikerstrasse/Nutzenbachstrasse neu geöffnet bis zur Wilstrasse. Ab der Kreuzung Wilstrasse ist sie hingegen für Motorfahrzeuge gesperrt (ausgenommen Baustellenverkehr und Feuerwehr). Die Zu- und Wegfahrt in die Wilstrasse (Sportzentrum Niedermatten, Römer AG Brings) erfolgt also ausschliesslich über die Anglikerstrasse aus Villmergen oder via Industriestrasse.

Die Fussgänger und Radfahrer wiederum werden über den Sorenbühlweg und die Sandackerstrasse umgeleitet. Da ein stark frequentierter Rad-Gehweg umgeleitet wird, wird der Sorenbühlweg ab Schüwo-Park und die Sandackerstrasse ab der Kreuzung Stockackerweg für motorisierte Fahrzeuge gesperrt. Diese Massnahmen sind notwendig, um die Fussgänger und Radfahrer auf der Umleitung schützen zu können und nicht unnötigen Gefahren durch Schleichverkehr auszusetzen.

Beide Fusswege entlang der Bünz zwischen Wohlen und Anglikon werden gesperrt. Die Mattenhofsiedlung wird für diese Zeit via Rigackerstrasse und Mattenhofweg erschlossen. Die Zufahrt zur Badi erfolgt neu nur noch über die Allmendstrasse. --red


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