Mit Freude und Respekt ans Werk

  22.04.2022 Wohlen

58. GV des Vereins St. Leonhard: Start zur Gesamtsanierung des Chappelehofs

Auf dieses Datum hatte der Verein lange hingearbeitet. Am Tag der Versammlung erfolgte nun endlich der Start zur Sanierung. In den kommenden zwei Jahren sind aber nicht nur die Bauarbeiter gefordert, sondern auch der Vorstand. «Die Finanzierung ist zwar gesichert, bleibt aber eine Herausforderung», so Präsident Paul Huwiler.

Chregi Hansen

«Wenn es ein Gebäude gibt, das man als Architekt unbedingt sanieren will, dann ist es dieses hier», erklärte Architekt Kurt Kolb vom Büro Hegi Koch Kolb. Denn der Chappelehof gilt als ein architektonisches Meisterwerk, dem die Fachleute mit grossem Respekt begegnen. Und Stefan Hegi machte in seiner architektonischen Würdigung gar einen Vergleich mit der von Le Corbusier entworfenen Klosteranlage Sainte Marie de la Tourette bei Lyon aus dem Jahr 1961.

Gebaut wurde der Chappelehof vor über 50 Jahren. Das damals gewählte Konzept und die Überlegungen dahinter überzeugen heute noch. Doch inzwischen nagt der Zahn der Zeit an der beliebten Begegnungsstätte. Der Start der Sanierung ist denn für den Verein St. Leonhard als Träger ein Freudentag.

Die Baukommission tagte schon 26 Mal

Zuvor war ganz viel Arbeit nötig, wie Präsident Paul Huwiler in seinem Jahresbericht deutlich machte. Zum einen mussten verschiedene Vertragswerke zwischen dem Verein und der Kirche unter Dach und Fach gebracht werden, so auch der Kauf des Landes, auf dem der Chappelehof steht und welches die Kirche für einen symbolischen Franken abtritt. Zum anderen gab die Planung der Sanierung viel zu tun, insgesamt tagte die Baukommission bereits 26 Mal. Mit Erfolg, im Februar konnte die Baubewilligung erteilt werden.

«Wir sind gut unterwegs. Rund die Hälfte der Arbeiten konnte bereits vergeben werden. Und dies erst noch zum grossen Teil an lokale und regionale Unternehmen», konnte Architekt André Konrad berichten. Trotz der steigenden Preise sei man auch finanziell auf Kurs. Gebaut wird in drei Etappen, wobei mit dem Nordtrakt inklusive Saal und Restaurant begonnen wird. Ziel sei ein möglichst nachhaltiges Bauprojekt – so wird ein Teil der Materialien wiederverwendet, beispielsweise der Holzboden für den Saal. Mit dem Entscheid für eine Pellet-Heizung und den Solarpanels auf dem Dach sei man auch energetisch vorbildlich unterwegs, so Konrad weiter. Und auch finanziell angesichts der steigenden Energiepreise.

Die vielen verschiedenen Nutzer und die unterschiedlichen Funktionen des Chappelehofs haben das Architekturbüro stark gefordert, wie Kurt Kolb an einigen Beispielen deutlich machte. So etwa bei der Gestaltung des Restaurants, das im Sommer auch den Hof nutzen kann. Gleichzeitig muss von hier aus auch der Saal bedient werden können, aber die Nutzer des Saals sollen auch die Möglichkeit haben, einen anderen Catering-Service zu nutzen oder selber etwas anzubieten. Auch der Innenhof muss ganz viele verschiedene Nutzungen zulassen, von Apéros über Konzerte bis zum Barbetrieb. Dazu soll er begrünt und mit mobilen Stühlen und Tischen und einer kleinen Bühne ausgestattet werden.

Neuer Veloweg als Hindernis

Und manchmal machten auch äussere Zwänge eine Überarbeitung nötig. So ist vor dem Chappelehof neu ein Radweg geplant, was eine Anpassung des Eingangsbereichs nötig machte. Ein wichtiges Ziel sei ausserdem, den Saal wieder in seinen Ursprungszustand zurückzuverwandeln. Dabei helfen Fotos aus der Anfangszeit. Einzig beim Treppenaufgang zur Bühne wolle man einen Kompromiss eingehen. «Auch wenn wir jetzt starten, gibt es noch einige Detailfragen, über die wir uns den Kopf zerbrechen müssen», so Kolb.

Finanziell noch nicht am Ziel

Doch nicht nur die Architekten bleiben gefordert, sondern auch der Vorstand. Die Finanzierung ist zwar durch die verschiedenen Zusagen gesichert, Stand jetzt müsste der Verein aber eine Neuhypothek in der Höhe von 8 Millionen Franken aufnehmen. «Die erhalten wir, aber das ist mehr, als wir uns wünschen. Wir sind darum weiter daran, zusätzliche Mittel zu generieren», so Präsident Huwiler. So beispielsweise bei den Spenden, hier konnten bisher 810 000 Franken generiert werden – Ziel sind jedoch 1,2 Millionen. «Wir müssen weiter dranbleiben», macht der Präsident deutlich. Zudem wolle man sich mit mehr Mitgliedern auf eine breitere Basis stellen.

Auch bei den Beiträgen von Stiftungen und ähnlichen Organisationen ist man noch weit entfernt von der Wunschvorstellung. Definitiv liegen Zusagen über 550 000 Franken vor, Ziel wären 2,9 Millionen. Mehrere Gesuche sind aber noch ausstehend, unter anderem auch dasjenige an den Swisslos-Fonds. Und auf einen Beitrag an den sozialen Wohnungsbau des Bundes wird jetzt verzichtet. «Dieser ist mit so vielen Auflagen verbunden, dass sich der Aufwand nicht lohnt», erklärte Paul Huwiler. So müsste beispielsweise für nicht zu Wohnzwecken dienende Räume ein Stockwerkeigentum begründet werden. «Sosehr wir den Chappelehof gerade wegen seiner vielseitigen Nutzung schätzen, für das Suchen nach Geldgebern ist er eine schwierige Sache», erklärt der Präsident. Wobei der Präsident die Situation mit derjenigen der Gründer verglich. Rechnet man nämlich die Teuerung auf, kostet die Sanierung etwa gleich viel wie damals der Bau. «Der heutige Vorstand steht also vor der gleich grossen Herausforderung», so Huwiler.

Immerhin, die Rechnung des letzten Jahres zeigt ein positives Bild, wie Kassierin Andrea Fuchs berichten konnte. Sie schliesst mit einem Plus von rund 250 000 Franken. Dies, obwohl den Mietern der gewerblichen Räume wegen Corona ein Mieterlass gewährt wurde. Das Vereinsvermögen beträgt 2,95 Millionen Franken, die Mitgliederzahl hat sich auf 165 erhöht. Und erhöhte sich am Schluss der Versammlung gar auf 180, weil sich mehrere Gäste spontan zum Beitritt entschlossen.

Neue Praxis als Mieter

Wie der Präsident weiter verkünden konnte, wurde für die neuen Räume oberhalb des Saals bereits ein Mieter gefunden. «Es handelt sich um eine Praxis aus dem medizinischen Bereich, die Wohlen einen Mehrwert bringt», erklärte Huwiler. Die Verträge seien schon unterschrieben, die Ärzte wollen jedoch erst nach den Sommerferien an die Öffentlichkeit treten. «Aber es ist eine Lösung, an der wir viel Freude haben», so Huwiler zum Schluss.


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