Brückenbauer und viel Intelligenz

  05.04.2022 Wohlen

18. Wohler Wirtschaftstreffen mit Regierungsrat Dieter Egli und Geschäftsführern von Hightech Aargau und Camille Bauer

Der Aargau ist ein Innovationsund Forschungsstandort. Das wurde den Unternehmern am Wohler Wirtschaftstreffen bewusst. Der Drang zur Innovation kommt meistens aus den Betrieben heraus. Bestes Beispiel ist die Camille Bauer Metrawatt AG, die von Wohlen aus die Welt mit intelligenten Messgeräten beliefert.

Daniel Marti

Ein Austausch zwischen Politik und Unternehmern, ein Netzwerkanlass, ein Bogenschlagen. Dies wünschte sich Gemeindeammann Arsène Perroud vom 18. Wohler Wirtschaftstreffen. Für die Umsetzung waren vor allem die drei Gastreferenten verantwortlich. Regierungsrat Dieter Egli brachte die kantonale Sicht auf die Aargauer Innovationskraft näher. Martin Bopp führte als Geschäftsführer die Vorteile des Hightech Zentrums auf. Und Max Ulrich zeigte auf, wie wertvoll die Vernetzung der Camille Bauer Metrawatt AG ist. Drei Referate, drei Ebenen, drei verschiedene Einblicke. Das passt zum Wirtschaftsstandort der Region Wohlen. Die gemäss Perroud mit 1000 Arbeitsstätten, vielen KMU und gegen 8000 Arbeitsplätzen eine gewachsene Wirtschaftsstruktur aufweist.

Regierungsrat Egli freut sich über viel Innovation

Und die Region um Wohlen, das untere Bünztal, wie Regierungsrat Egli erwähnte, leistet einen wichtigen und wesentlichen Teil der Wirtschaftskraft des Kantons Aargau. Diese umfasst gegen 45 000 Betriebe und erarbeitet ein Bruttoinlandprodukt (BIP) von 45 Milliarden Franken. Der Gesamtwert aller Güter, Waren und Dienstleistungen hat inzwischen im Aargau einen beträchtlichen Wert erreicht. Und das ist vor allem auch dank Innovation möglich. Und über diese referierte Egli. Mit dem Erdmannlistein nannte er ein bekanntes Ausf lugsziel. «Wie dieser 60-Tonnen-Brocken hierher gekommen sein mag?», fragte er. Wie er entstanden sei? Aber die Vergangenheit müsse man eben hinter sich lassen, oft sei das Neue entscheidend, so Egli. «Aber die Menschen tendieren oft dahin, Neues abwehren zu wollen.»

So wurde in der Entstehungsgeschichte das Auto auf höchster Ebene als «vorübergehende Erscheinung» eingestuft. «Damals wollte man eigentlich keine Autos, sondern viel lieber schnellere Pferde.» Als bestes Beispiel nannte der Regierungsrat das Handy. «Es prägt unser Leben und wurde über Nacht zum Computer.» Veränderungen können schleichend, aber auch sehr schnell passieren, so Egli weiter.

Und was bedeutet das für Unternehmerinnen und Unternehmer? «Sie sind dazu verdammt, stetig in die Zukunft zu schauen.» So wie einst Wohlen mit der Strohindustrie. «Ihre Ware wurde zum Exportschlager und zur Grundlage für eine blühende Industrie.» Aus Stroh wurde Gold gemacht. Vergangene Zeiten.

Neben der eigenen Antriebskraft der Unternehmungen gibt es auch die Unterstützung durch den Staat. «Aber Innovation passiert hauptsächlich in den Betrieben», die dann wiederum vom Kanton profitieren können, so Egli, der damit auf die «Vorteile der Dichte der Aargauer Forschungstechnik» hinwies. Von der Fachhochschule Nordwestschweiz bis zum Paul Scherrer Institut. «Hier können wir von vielen kompetenten Fachkräften profitieren. Innovation lässt sich nicht einfach bestellen. Die Politik kann ein innovationsfreundliches Klima schaffen», und für die nötige Inspiration sorgen, so Regierungsrat Dieter Egli abschliessend.

Hightech Zentrum Aargau ist ein Brückenbauer

Allfällige kantonale Unterstützung kommt dann vom Hightech Zentrum Aargau. Und dieses brachte Geschäftsführer Martin Bopp näher. Das Hightech Zentrum sei ein wesentlicher Eckpfeiler in der Aargauer Hightech-Strategie, erklärte Ammann Perroud noch. Und die ist auf der Mission Innovation unterwegs. «Innovation braucht unkonventionelle Lösungen», man müsse weiterdenken als sonst, so Bopp. Und wer innovativ sein möchte, der brauche Beharrlichkeit. «Nur nicht aufgeben, irgendwann klappt es.»

Viele Unternehmen haben laut Bopp viele gute Ideen. Aber neben dem Tagesgeschäft haben es diese schwer, gezielt weiterentwickelt zu werden. «Das Risiko, dass gute Ideen im Hinterkopf stecken bleiben, ist gross. Und hier setzen eben wir ein.» Das Hightech Zentrum will hauptsächlich das Rüstzeug geben, «um aus dem Risiko eine Chance werden zu lassen». Die Technologie ist für das Hightech Zentrum Aargau übrigens Nebensache, man sei offen für alles. «Wir verstehen uns als Brückenbauer zwischen den KMU und den Hochschulen.» Und so könne man das Wissen der Hochschule eben auch für kleine Betriebe nützlich machen.

Zwischen 150 und 200 Unternehmen nutzen jährlich die Dienste des Hightech Zentrums Aargau. Und so werden jährlich rund 400 Projekte gestartet. In der Coronazeit war diese Marke sogar steigend. «Ein gutes Zeichen», so Bopp. Die Betriebe sind auch in schweren Zeiten innovativ geblieben.

Das Hightech Zentrum Aargau gibt jährlich rund eine Million Franken für Studien aus. Rund 5,5 Millionen Franken Fördergelder f liessen im Aargau. Und der Aargau investiert selber 4,1 Millionen Franken jährlich ins Zentrum. «Und für jeden Franken, der so vom Aargau investiert wird, bringen die Unternehmen selber 2,5 Franken auf.» Eine Rechnung, die für alle Beteiligten aufgeht.

Camille Bauer: Intelligenz aus Wohlen

Das Hightech Zentrum will eine Drehscheibe sein für die Förderung und Finanzierung guter Ideen. Und eigentlich wäre es auf den ersten Blick prädestiniert für die Camille Bauer Metrawatt AG. Aber dieses Unternehmen hat sich schon längst in höhere Sphären verabschiedet. Die Firma steht für innovative Messtechnik aus Wohlen, wie Geschäftsleiter Max Ulrich erklärte. Sie ist weltweit tätig – und ebenso vernetzt. 90 Prozent ihrer Produkte gehen in den Export. «Wir stehen für eine sichere elektronische Versorgung», so Ulrich. Camille Bauer ist führende Anbieterin für hochwertige Messtechnik. «Und wir sind stolz darauf, dies von Wohlen aus tun zu dürfen.» Rund 80 Mitarbeiter sind in Wohlen für Camille Bauer tätig. Ihre Produkte werden nicht vom Endkunden, sondern vom Energieversorger gekauft.

Am Anfang sei die Zusammenführung des europäischen Stromnetzes gestanden, erklärte Ulrich, der seit 17 Jahren Geschäftsführer des Unternehmens ist. Was damals, 1958, begonnen hat, verbindet heute rund 30 Länder und über 500 Millionen Menschen. «Und die Versorgungssicherheit ist immer wichtiger geworden», räumt Ulrich sein. Stichwort Smart Grid. Man ist sich gewohnt, dass der Strom zuverlässig aus der Steckdose kommt. «Hinter der Steckdose wird viel umgebaut, vieles ist im Umbruch.» Dafür benötigt es intelligente Messsysteme – und die kommen von Camille Baur aus Wohlen. «Wir sehen das als grosse Chance», so Ulrich, der auch gleich erklärte, dass der Kunde ja nicht die Messgeräte wolle, «der will nur die Daten».

Eminent wichtig in den letzten Jahren wurde auch die Cyber-Sicherheit. «Vor fünf Jahren hat dieses Thema praktisch nicht existiert», betont Ulrich. Er selber habe Cyber-Sicherheit seit sechs, sieben Jahren auf dem Radar. Denn ein Kunde habe genau das eingefordert. Und die Camille Bauer Matrawatt AG bekam den Zuschlag für den Auftrag. Die erarbeitete Erfahrung «ist für uns jetzt Gold wert», so Max Ulrich.


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