Ein Schmuckstück für Auw

  01.04.2022 Auw

Das älteste Bauernhaus im Kanton ist saniert

Innerhalb von nur einem Jahr sind die Renovierungsarbeiten am historischen Gebäude im Dorfkern von Auw abgeschlossen worden. «Uns war es ein Anliegen, das Haus und seinen speziellen Charakter zu erhalten», sagt Thomas Strebel, Leitung Baumanagement. Entstanden ist ein Einfamilienhaus, das eine Geschichte erzählt. In Auw wurde aus Alt nicht Neu, sondern das Alte wurde mit dem Neuen verbunden. Dass die Leidenschaft der Grundeigentümerin und Bauherrin, der Feldmann Projekte in Muri, der Entwicklung von innovativen Projekten gilt, ist hier deutlich zu erkennen. «Ein Schmuckstück für unsere Gemeinde», ist auch Marlis Villiger, Gemeindeammann, überzeugt. --sus


Geschichte sichtbar machen

Ältestes Bauernhaus im Kanton Aargau erwacht zu neuem Leben

Die Gemeinde Auw erhält mit dem altehrwürdigen Gebäude an der Käsereistrasse 13 neue Aufmerksamkeit. Im Herzen des historischen Dorfkerns ist das denkmalgeschützte, älteste Bauernhaus im Kanton Aargau restauriert worden.

Susanne Schild

Seit 2017 befindet sich das Bauernhaus im Besitz der Feldmann-Immobilien AG von Muri. «Wir wollten das Gebäude, das seit rund zehn Jahren unbewohnt war, nicht weiter verlottern lassen», sagt Thomas Strebel, Leitung Baumanagement. Als 2021 die ersten Rückbauten erfolgten, sei deutlich geworden, was für ein Schmuckstück man erworben hatte. «Ein Riesenschatz», so Strebel. Deshalb wollte man nicht einfach eine «Pinselsanierung» vornehmen, sondern tief in die Sache hineingehen. Das besondere Verständnis und Flair für den Erhalt altehrwürdiger Objekte als Zeitzeugen widerspiegle sich in der sorgfältigen Restaurierung. «Das wurde durch die intensive Begleitung der Denkmalpf lege komplettiert», sagt Strebel.

Detektivarbeit geleistet

Weitere Fachexperten wurden hinzugezogen. «Anfänglich haben wir das Haus nicht richtig gesehen. Um es zu verstehen, haben wir die Bauforschung involviert», sagt Reto Nussbaumer, kantonaler Denkmalpfleger. Durch die Arbeit von Cecilie Gut, wissenschaftliche Mitarbeiterin Kantonsarchäologie Aargau, habe man das Gebäude besser einordnen können. «Die Spuren im Haus zu finden und zu verfolgen, war Detektivarbeit», sagt Gut. «Durch ihre Arbeit erhielten wir wertvolle Hinweise für die Planung und auch für die Architektin», erklärt Nussbaumer.

Daneben habe es noch viele weitere Fachleute gebraucht, wie beispielsweise Peter Egloff, den «Holzflüsterer». Egloff ist Experte für historische Wandoberflächen. «Alles war ein feines Behandeln, ein Herantasten und ganz viel Teamarbeit», fasst Nussbaumer zusammen. Nur durch die sehr gute Zusammenarbeit sei es möglich gewesen, die Sanierung innerhalb eines Jahres abzuschliessen. «Es gab viele Ideen, viele Entscheidungen mussten gefällt werden und es mussten viele Kompromisse geschlossen werden», erinnert er sich an die Bauphase zurück. «Die Sanierung war für uns alle ein lehrreicher Prozess.»

Ein Haus von zentraler Bedeutung

«Es ist immer ein schöner Moment, wenn etwas fertig ist», sagt Reto Nussbaumer. Dennoch brauche es jetzt noch Zeit und Geduld, bis alles letztlich so aussieht, wie es aussehen soll. «In fünfzig Jahren werden die Spuren der Sanierung verblasst sein. Das Holz braucht einfach Zeit, um sich anzupassen», erklärt Nussbaumer.

Von aussen betrachtet, hat sich nicht viel verändert. Dies war auch das Ziel der Restauration des Gebäudes in Auw, dessen Erscheinungsbild für den historischen Dorfkern von zentraler Bedeutung ist. Wie alt das Bauernhaus ist, lässt sich nur vermuten – der Kernbau dürfte um 1469/72 entstanden sein. Seither wurde immer wieder erneuert und umgebaut.

Alt und Neu geschickt kombiniert

Zuletzt 2021, als die umfassende Restauration in die Wege geleitet wurde. Entstanden ist ein Einfamilienhaus, das den historischen Bestand an Strukturen und Komponenten mit moderner Haustechnik, zeitgemässen Materialien und Einrichtungen wie Küche und Bäder kombiniert. Die Planung und Detailgestaltung sowie die Farb- und Materialwahl am Gebäudeäusseren und Gebäudeinneren erfolgten mit der Architektin ETH SIA Mireya Heredero und in engem Einvernehmen mit der kantonalen Denkmalpflege.

Schutz durch Bauen

Das Bauernhaus ist seit 2019 ein kantonales Denkmalschutzobjekt. Im Schweizerischen Kulturgüterschutz (KGS)-Inventar wird das Objekt als «A»-Objekt geführt. «Das heisst, es ist von nationaler Bedeutung und darf im Kriegsfall nicht zerstört werden», erklärt Nussbaumer. Aus der alten Scheune, die nebenan stand, sind Wohnungen geworden. «Das bezeichnet man als ‹Schutz durch Bauen›. Ansonsten wäre die Sanierung nicht finanzierbar gewesen», räumt Nussbaumer ein. Auch der Kanton habe das Projekt über den normalen Rahmen hinaus unterstützt. 170 000 Franken wurden von ihm in das Projekt investiert, weitere 140 000 Franken kamen vonseiten des Bundes dazu.

Eine grosse Bereicherung

«Unser Ziel, möglichst viel von der Geschichte des altehrwürdigen Bauernhauses freizulegen und sichtbar zu machen, ist uns gelungen», ist Thomas Strebel überzeugt. Die gelungene Restaurierung des ältesten Bauernhauses sei ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Eigentümern, Planern, Behörden und Unternehmen. «Wir sind stolz, dass es innerhalb von Auw so ein Schmuckstück gibt», sagt Marlis Villiger, Gemeindeammann Auw. Das Gebäude habe glücklicherweise den Dorfbrand überstanden und sei durch die Sanierung eine grosse Bereicherung für die Gemeinde. Übergangsmässig wird das Bauernhaus als Anschauungsobjekt genutzt. Eine spätere Vermietung ist nicht ausgeschlossen.


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