Ideale Nachfolge

  22.03.2022 Wohlen

Präsidentenwechsel beim Circolo Acli in Wohlen

Eine Persönlichkeit ist künftig für die Geschicke des Circolo Acli in Wohlen verantwortlich. Er sass acht Jahre lang im italienischen Parlament in Rom und vertrat dabei die Auslanditaliener. Er war auch Generalsekretär des Generalrates der Italiener im Ausland. Franco Narducci hat sich praktisch ein Leben lang für Italiens Menschen eingesetzt – in Rom und hier in der Schweiz. Nun übernimmt er das Präsidium des Circolo Acli in Wohlen, dessen Einzugsgebiet weit über die Grenzen des Freiamts hinausgeht. Sein Vorgänger, Giusi Però, war 22 Jahre lang Präsident. --dm


«Hier ist ein Ort des Friedens»

Circolo Acli Wohlen: Wechsel auf dem Präsidentenposten von Giusi Però zu Franco Narducci

Er hat eine lange Ära im Circolo Acli in Wohlen geprägt: Giusi Però war während 22 Jahren Präsident. Nun wurde mit Franco Narducci ein würdiger Nachfolger gefunden. Die beiden Persönlichkeiten verbindet eine lange Freundschaft. Und Narducci ist als ehemaliger italienischer Parlamentarier bestens vernetzt.

Daniel Marti

«Ich durfte so viele schöne Erlebnisse erleben», sagt Giusi Però. Das Circolo Acli wurde für ihn mehr als eine Herzensangelegenheit. Und so hielt er der christlichen Arbeiterbewegung sehr lange die Treue. 26 Jahre Vorstandstätigkeit, 22 Jahre davon als Präsident, sind ein beeindruckender Leistungsausweis. Es ist sogar eine innige Verbundenheit. Die tägliche Arbeit mit seinem Team habe ihn stets begeistert, erklärt er noch.

Aber irgendwie suchte er doch einen Nachfolger, denn Giusi Però (Jahrgang 1950) ist in seiner Parfümerie an der Aargauerstrasse immer noch mit Herz und Seele dabei. Und darum möchte er im Circolo Acli ein wenig kürzertreten. Weil er jetzt in der Person von Franco Narducci den bestmöglichen Nachfolger gefunden hat, tritt er einen Schritt zurück. Narducci wurde zum neuen Präsidenten gewählt, Però bleibt noch im Vorstand tätig. Für beide die Ideallösung.

Gemeinschaftswerk als starke Basis

Circolo Acli ist eine christliche Arbeiterbewegung, die in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) ins Leben gerufen wurde. Die Organisation unterstützt die italienische Bevölkerung weltweit. Und spätestens mit den Arbeitskräften, die von Italien aus in die Schweiz kamen, hielt die Bewegung auch in der Schweiz Einzug. In Wohlen geht das bis in die 60er-Jahre zurück.

Acli Wohlen hatte seinen Sitz einst bei der heutigen Aargauischen Kantonalbank, dann im Sternensaal. Mit dem Bau der Begegnungsstätte Rösslimatte wurde der wichtigste Eckpfeiler geschaffen. Die Begegnungsstätte ist ein Gemeinschaftswerk der katholischen Kirchgemeinde, der Gemeinde und des Circolo Acli Wohlen. Von Juni 1986 bis Juni 1987 wurde sie gebaut. Die Acli-Mitglieder haben dabei das Meiste in vorbildlicher Fronarbeit geleistet. Die Leitung der Begegnungsstätte liegt beim Circolo Acli.

Die Begegnungsstätte ist vor allem Anlauf- und Treffpunkt für die italiensch sprechende Bevölkerung der ganzen Region, heute dient sie Schweizern und Ausländern für kulturelle Anlässe, Weiterbildung, als Begegnungsort für Jugendliche und ältere Menschen sowie als öffentliches Vereinslokal.

Stets ein super Team um den Präsidenten

Eminent wichtig sind die Dienstleistungen, die angeboten werden. Vom Ausfüllen der Steuererklärung bis zur Besorgung eines Passes auf dem Konsulat oder die Beratungen bei der Pensionskasse, Rente und der Pensionierung. «Hier wird Sozialfürsorge betrieben», sagt der scheidende Prä- sident. «Und hier konnte ich auch immer auf mein super Team zählen.» Er erwähnt dabei vor allem Pietro Vedovato, Peter Schwyter und Gerry Zarra. «Aber alle sind wichtig und sehr kompetent.»

Giusi Però kann nur eine positive Bilanz ziehen. Seit er vor über zwei Jahrzehnten das Präsidentenamt von Ennio Carint übernommen hat, lief es immer gut. In bester Erinnerung bleiben die Jubiläen, 20 Jahre und 30 Jahre Rösslimatte. Das waren Top-Ereignisse, stets mit hohem Besuch. Oder die grosse Unterstützung von Don Silvano, der italienische Seelsorger prägte das Circolo Acli mit. Don Silvano lebt heute in der Nähe von Rom und ist kürzlich 90 Jahre alt geworden. «Wir sind immer noch in Kontakt mit ihm. Don Silvano hat die Menschen hier nie vergessen», so Però.

«Die Herausforderungen sind immer noch gross»

Mit der Kirchenpflege und der Gemeinde freut sich das Acli über weitere verlässliche Partner. Dies war ein Grundpfeiler bei der Realisation der Begegnungsstätte. Das Gebäude wurde im Baurecht über 50 Jahre realisiert. Das Baurecht hat noch 17 Jahre Gültigkeit und kann verlängert werden. «Die Begegnungsstätte ist Heimat für Vereine, Parteien und die eigenen Mitglieder», sagt Però. In den beiden vergangenen Coronajahren ging die Frequenz deutlich zurück, auch die Einnahmen haben gelitten. Dank zwei grosszügigen Spenden konnten die Finanzen jedoch im Lot gehalten werden.

Mittlerweile benützen die Italiener in der Schweiz der zweiten und dritten Generation die Begegnungsstätte und die Dienstleistungen eher weniger. Aber die Schweiz ist nach wie vor ein Einwanderungsziel der Italiener, welche die grösste ausländische Gemeinschaft in der Schweiz sind. Vor Deutschland und Portugal. Viele Italienerinnen und Italiener sind auf das Acli angewiesen. «Die Herausforderungen sind immer noch gross und es braucht unser Engagement nach wie vor», betont Franco Narducci, der neue Präsident. «Und es geht auch darum, die jüngere Generation, so ab 40 Jahre, wieder stärker in die Begegnungsstätte zu integrieren.»

Generalsekretär und Einsitz im italienischen Parlament

Franco Narducci weiss, wovon er spricht. Er ist selber ein Einwanderer, den es von Bella Italia in die Schweiz gezogen hat. Im Oktober 1947 geboren, ist er seit 1970 in der Schweiz. Hier setzte er sich stets für die Allgemeinheit ein – für die italienisch sprechende und einheimische Bevölkerung. Von 1996 bis 2006 war Narducci in der Schweizer Gewerkschaft Syna tätig, zuletzt als Ausländerkoordinator und Vizepräsident.

Die Bewegung Circolo Acli kennt er perfekt. Er war Generalsekretär des Generalrates der Italiener im Ausland in Rom von 1998 bis 2006. Und von 2004 bis 2006 präsidierte er das nationalen Acli in der Schweiz. Nun geht er als neuer Acli-Präsident hier in Wohlen zurück zu den Wurzeln. Und Franco Narducci erlebte eine grosse politische Karriere. Von 2006 bis 2013 vertrat er die Auslanditaliener im Parlament in Rom. Die acht Jahre in der italienischen Abgeordnetenkammer prägten ihn. «Das waren acht sehr intensive Jahre. Für mich war das die grösste Lebenserfahrung», betont er. Die Empfindlichkeit der Menschen habe er in diesem Amt noch vermehrt gespürt. Die Sensibilität und der Zusammenhalt seien wieder gefragt. «In diesen dramatischen Zeiten braucht es das alles wieder verstärkt», blickt er auf die gegenwärtige Situation in der Welt und vor allem auf den Krieg in der Ukraine.

Nummer zwei in der Schweiz kann von Netzwerk profitieren

Er habe sich als italienischer Parlamentarier immer für eine «demokratische, freie Welt» eingesetzt, auch deshalb sei ihm die Parlamentszeit immer noch sehr stark präsent. Weil Franco Narducci auch Vizepräsident der Kommission für Aussenpolitik war, blieben viele Kontakte bis heute bestehen. Der Draht nach Rom sei immer noch vorhanden, erklärt er.

Aus allen seinen Erfahrungen kann Franco Narducci nun profitieren. Auch als Präsident des Circolo Acli in Wohlen. «Hier in der Begegnungsstätte im Circolo Acli ist ein Ort des Friedens, hier ist neutraler Boden», so Narducci, der natürlich auch sein riesiges Netzwerk nutzen will. Das alles kommt nun der Region zugute.

Circolo Acli Wohlen ist einer von sechs Standorten im Kanton Aargau (neben Aarau, Baden, Frick, Lenzburg und Möhlin). Das Einzugsgebiet geht über die Grenzen des Freiamts hinaus – und ist nach Lugano das zweitgrösste in der Schweiz. Narducci will der italienisch sprechenden Bevölkerung eine Heimat bieten. «Wobei», räumt er ein, «nicht vergessen werden darf, dass Italienisch in der Schweiz eine Landessprache ist.»

Etliche Ideen einbringen

Der neue Präsident will die Kontinuität gewährleisten und auch neue Perspektiven aufzeigen. «Die Region rund um Wohlen wächst, darum müssen wir unser Angebot stärken, uns noch besser vernetzen. Das, was seit 50 Jahren funktioniert, muss beibehalten und noch gestärkt werden.»

Natürlich hängt vieles ab von der Begegnungsstätte. Deren Bedeutung habe leider ein wenig abgenommen, bedauert der scheidende Präsident. Die Pandemie sei hier nicht förderlich gewesen, zudem sind viele Mitglieder zusammen mit der Organisation älter geworden. «Darum müssen wir jetzt verschiedene Fragen angehen», sagt der neue Präsident. Frauen-Themen, 1.-Mai-Feier, Arbeitswelt, kulturelle Anlässe, Podiumsdiskussionen, Acli-Fest, Entwicklungshilfe. «Und das alles rund um unsere christlichen Werte.» Man habe viele Ideen, verspricht Franco Narducci.


Neue Zusammensetzung

Der Vorstand und das Präsidium von Circolo Acli Wohlen setzen sich für die Amtszeit 2022 bis 2026 folgendermassen neu zusammen.

Präsidium: Franco Narducci, Präsident und gesetzlicher Vertreter; Ettilio Randelli, Vizepräsident; Daniela Colafato, Organisatorische Sekretärin; Lino Brunetta, Administrativer Sekretär.

Vorstand: Giuseppe Però, Leiter der Gruppe Management und Organisation; Peter Schwyter, Delegierter Saal- und Steuererklärungskoordinator; Lucia Basile, Delegierte Saalkoordinatorin; Donatino Bagarozza, Delegierter Mitglieder-Verwaltung; Rocco Nicolaci, Delegierter Enars und Saaldienst.

Delegationen ausserhalb des Vorstandes: Pietro Vedovato, Delegierter für die Instandhaltung der Einrichtung; Ennio Carint, Delegierter für kulturelle Veranstaltungen; Francesco Pascolin, Zuständiger für Feste und Events; Enrico Di Chiara, Zuständiger für Lagerkontrolle; Giuseppe Ardilio, Delegierter der Freizeit- und Seniorengruppe; Gianna Tavarner, Delegierte der Freizeit- und Seniorengruppe.


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