Boswil: Hilfsgüter gesammelt

  22.03.2022 Boswil

Er fuhr für den Verein «Brugg für die Ukraine» mit Hilfsgütern nach Polen. Kaum zu Hause, stellte Marcel Ramuz zusammen mit dem Samariterverein Boswil eine Sammelaktion auf die Beine und gestern Montag fuhr er wieder los, um die vielen Hilfsgüter dorthin zu bringen, wo sie am meisten benötigt werden. --ake


Das machen, was möglich ist

Spendenaktion zugunsten der Ukraine in Boswil – die Solidarität ist gross

Von langer Hand geplant war die Aktion nicht. Eher spontan ging Marcel Ramuz auf den Samariterverein zu, eine Woche später konnten sie Schlafsäcke, Isolationsmatten, Shampoo, Zahnbürsten und noch viele weitere Güter in Empfang nehmen. Gestern Montag ist Ramuz mit dem Transporter in Richtung Polen losgefahren.

Annemarie Keusch

Immer wieder kommen Marcel Ramuz fast die Tränen. Etwa dann, als zwei Besucher ihre Taschen geleert haben, kurz mit ihm sprechen, sich dann abdrehen und sagen: «Komm, wir gehen nochmals einkaufen.» «Die Solidarität zu spüren, bewegt mich sehr», sagt Ramuz. Vielleicht, weil er weiss, wie sehr die Hilfe benötigt wird. Ramuz hat es mit eigenen Augen gesehen, war vor knapp zwei Wochen in Polen, in Breslau. Für den privaten Verein «Brugg für die Ukraine» fuhr er Hilfsgüter in den Osten. Zehn Stunden hat die Fahrt gedauert, zu zweit haben sie die 950 Kilometer gemeistert. «Zu sehen, wie viele Leute vor Ort helfen, wie alle versuchen, etwas gegen die Not zu tun, das ist sehr emotional», sagt der Boswiler. Beispiele gäbe es viele. Er nennt eines, das des Priesters, der behinderte Kinder aus der Ukraine ins sichere Polen holt.

Gestern ist Marcel Ramuz wieder losgefahren, wieder mit einem Kleinbus voller Hilfsgüter. Diesmal ist Jarek Jaroslaw Galek sein Mitfahrer, der Gründer und Kopf des Vereins «Brugg für die Ukraine». Kennengelernt haben sich die beiden via Facebook. «Per Zufall», sagt Ramuz. Gekannt haben sie sich vorher nicht, vertieft mit humanitärer Hilfe befasst hat sich der Boswiler ebenfalls nicht. «Weil jemand seinen Beitrag gelikt oder geteilt hat, bin ich darauf gestossen.» Und Ramuz blieb in der Gruppe hängen, bot seine Hilfe an und diese wurde sehr gerne angenommen.

Alle Güter kommen direkt bei Bedürftigen an

Ramuz spricht vom Engagement, von der Dankbarkeit, die ihn vor Ort in Polen am meisten bewegten. «Das geht einem ans Herz.» Gerade wenn man wisse, wie viele Menschen die Hilfe nötig haben. Drei Millionen Flüchtlinge alleine in Polen seien es an diesem Tag gewesen. «Mittlerweile sind es vermutlich viel mehr.» Einmal hat Ramuz in Breslau übernachtet, vorher die Güter in einen Konvoi verladen, der sie an die ukrainische Grenze brachte.

Dass die Hilfe direkt ankommt, das ist ihm wichtig. «Jeder einzelne gespendete Artikel, jeder Franken», versichert er. «Das gespendete Geld wird vor Ort in medizinische Güter investiert. Diese braucht es am meisten und so bleibt ein kleiner Teil der Wertschöpfung im Land.»

Innerhalb einer Woche organisiert

Zurück von seiner ersten Fahrt nach Breslau, war für Marcel Ramuz klar, dass er weiterhelfen will. Also rief er Nicole Thalmann, die Präsidentin des Samaritervereins Boswil, an. Kurze Zeit später stand die Spendenaktion, am Samstag wurde sie durchgeführt. Und die Bevölkerung kam mit vollen Taschen mit Shampoo, Duschgel, Desinfektionsmittel, mit gewaschenen Schlafsäcken, mit Verbandsmaterial, mit Taschenlampen und Batterien. «Wir sind begeistert und überwältigt», sagt Marcel Ramuz. Auch Firmen unterstützten die Sammelaktion, Leute aus dem ganzen Freiamt kamen vorbei. «Viele sind dankbar, dass jemand etwas auf die Beine stellt und sie sich daran beteiligen können. Ganz viele Leute wollen helfen und das tun, was von hier aus eben möglich ist.»

Und auch Nicole Thalmann ist begeistert. Etwa von der Bereitschaft der Vereinsmitglieder, zu helfen. Aber auch von der Spendenbereitschaft der Leute. «Wir haben vor zwei Wochen schon gesammelt, für den Verein ‹Volunteers for Humanity›. Ich habe noch nie so viele Windeln gesehen», sagt sie und lacht. Jetzt zu helfen, das entspreche dem Gedankengut des Samaritervereins, entsprechend habe sie nicht lange überlegt, als Ramuz sie anrief.

Noch am Samstag wurde sortiert, verladen. Gestern fuhren Ramuz und Jarek Jaroslaw Galek los, schon morgen sollen die Güter da sein, wo sie am dringendsten benötigt werden, an der Grenze zwischen Polen und der Ukraine. «Direkter geht nicht.»

Wer Jarek Jaroslaw Galek und seinen Verein «Brugg für die Ukraine» unterstützen will, kann dies via Twint an 076 392 10 81 tun, mit dem Vermerk «Freiamt».


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