In ein Juwel verwandelt

  15.03.2022 Wohlen

Freiämter Sozipreis der SP des Bezirks Bremgarten: Übergabe an Simon Heusser

Er hat das Seckelmeisterhaus in Wohlen nicht nur gekauft und gerettet. Simon Heusser sanierte das geschichtsträchtige Haus und sorgte dafür, dass die Liegenschaft nun unter nationalem Denkmalschutz steht. Und Wohlen ein Schmuckstück vorzeigen darf. Dafür gab es nun die verdiente Ehrung.

Daniel Marti

Das Haus birgt ganz viele Geschichten in sich. Gleiches gilt für seinen Besitzer Simon Heusser. Er könnte stundenlang über das Seckelmeisterhaus erzählen, über Historisches und über die professionelle Instandsetzung. Heusser wusste eigentlich schon beim ersten Augenschein: Das ist es. Dieses Haus hat seinen Reiz. Auch wenn es bei der ersten Stippvisite noch eine «Lotterbude» war. Nun ist es ein Vorzeigestück an der Steingasse – vor allem dank dem unermüdlichen Einsatz von Simon Heusser.

Über 8000 Arbeitsstunden steckte er in die Liegenschaft. Heute ist das Seckelmeisterhaus ein Schmuckstück. Von diesem vorbildlichen Engagement war und ist die Jury, die für die Vergabe des Freiämter Sozipreises verantwortlich ist, hell begeistert. Diesen Preis vergibt die SP des Bezirks Bremgarten nun zum 20. Mal. «Ich schätze es sehr, wenn historische Substanz erhalten bleibt», sagte Stefan Dietrich, Präsident der SP Bezirk Bremgarten, bei der Ehrung im Gasthof Rössli in Wohlen.

Leidenschaft und Engagement von Simon Heusser seien beeindruckend, so Dietrich weiter. «Historische Bauten verbinden uns zudem zu vergangenen Zeiten. Das Seckelmeisterhaus ist prägend für das Erscheinungsbild der Gemeinde Wohlen.» Es stiftet laut Dietrich zudem Identität.

Mut, Entschlossenheit, Durchhaltewillen

Die Laudatio hielt Jurymitglied Rosmarie Groux, Frau Vizeammann der Gemeinde Berikon. Sie rühmte das «persönliche Engagement von Simon Heusser». Und der Titel eines Zeitungsartikels sei doch passend: «Traumhaus wird zum Lebenswerk.» Unbewohnt und verlottert war das Haus, als es Heusser übernommen hat. Ein Zürcher entdeckte ein spezielles Haus im Aargau, auch das strich Groux heraus. Eine eher ungewöhnliche Konstellation. Rosmarie Groux erwähnte auch gerne, dass es einst im Obergeschoss des Seckelmeisterhauses eine Gaststube gab. Extra für Reisende, denn die Steingasse war in früheren Zeiten ein Teil der Hauptverkehrsachse von Bern nach Zürich.

«Es hat sicher Mut und Entschlossenheit gebraucht, um dieses Haus zu kaufen und zu sanieren», so Groux, die mit dieser Einschätzung genau richtig liegt. Es sei wichtig für ein Dorf, dass solche alte Häuser erhalten bleiben. Bestes Beispiel ist auch der Ort der Feier: Das Gasthaus Rössli stammt aus dem Jahr 1738. Und ist damit rund 65 Jahre älter als das Seckelmeisterhaus, das in den Jahren 1803 bis 1805 erbaut wurde. Erbauer war Anton Isler, Kantonsrat und Seckelmeister.

«Mit Durchhaltewillen hat Simon Heusser aus diesem Haus ein Juwel gemacht», fasste Rosmarie Groux das Geschehen in einem Satz zusammen. Im März 2017 gab Heusser seine Ziele bekannt, im Februar 2018 war Baustart. Dann folgten dreieinhalb Jahre Arbeit, über 8000 Arbeitsstunden. Für so viel Hingabe und Leidenschaft gab es nun den Freiämter Sozipreis. Das sind 100 Fünfliber, Briefmarken mit dem Seckelmeisterhaus drauf, ein feiner Apéro und zwei Torten mit der passenden Verzierung drauf. Erraten, mit dem Bild des sanierten Seckelmeisterhauses.

«Bruchbude» hatte ihren Reiz

«Das Haus hat ein gute Aura, eine gute Atmosphäre», betonte Heusser gleich zu Beginn seines Vortrages. Und es war wie eine Art Liebe auf den ersten Blick. Als Zürcher in Wohlen ein Haus zu kaufen, das sei schon ein wesentlicher Schritt, gibt Heusser zu. Aber letztlich war es auch eine Erfüllung eines Traumes. Simon Heusser hat schon als Kind immer gewusst, was er denn einst werden möchte. «Ich wollte mit Holz arbeiten.» Und so hat er nur als Schreiner geschnuppert. Nichts anderes. Sein Lehrmeister sei ein Perfektionist gewesen. Menschlich habe es nicht so besonders gepasst, dafür konnte er fachlich viel profitieren. Und als sein Vater selber ein altes Haus umbaute, kam er während zwei Jahren zu umfassenden Einblicken. Früh hat Heusser gespürt, dass seine Erfüllung in der Selbstständigkeit liegt. Und beim Seckelmeisterhaus konnte er selbstständig wirken – denn nur seine Selbstständigkeit rettete den historischen Ort.

Immer gute Lösungen gefunden

Als er es kaufte, war es in keiner Art geschützt. «Man hätte es abreissen können.» Aber diese «Bruchbude» hatte einfach ihren Reiz. «Denn es war viel Bausubstanz vorhanden.» Und Simon Heusser verfolgte von Anfang an das Ziel, das Seckelmeisterhaus unter Schutz stellen zu lassen. «Das ist die grösstmögliche Wertschätzung, meine Arbeit ist so geschützt.» Es war auch sein Ziel, das Seckelmeisterhaus im alten Zustand zu belassen. So, dass alles der früheren Zeit entspricht. Bewusst wählte er Holz aus dem Wohler Wald oder verwendete Materialien von alten Abbruchhäusern. So schaffte es das Seckelmeisterhaus über den Ensembleschutz zum nationalen Schutzobjekt. Gewiss, es habe Diskussionen gegeben mit der Denkmalpflege, fügt er an. Aber er habe von Anfang an gewusst, dass gemeinsam immer gute Lösungen gefunden werden.

Simon Heusser hat in der langen Umbauzeit viel über das Haus an der Steingasse und die Bewohner erfahren sowie zahlreiche alte Münzen gefunden, die älteste ist über 400 Jahre alt. Die Bauzeit der Liegenschaft Steingasse 47 dauerte von 1803 bis 1805. Im Jahr 1828 wurde die Liegenschaft erstmals umgebaut, damals gab es auch einen Besitzerwechsel. 1861 folgten weitere bauliche Veränderungen. 1877 kaufte Hanspeter Lüthy das Haus. Lüthy war Schuldenbott, eine Art Betreibungsbeamter.

Im Besitz der Familie Lüthy blieb das Gebäude in seinem Zustand, bis es praktisch vergessen ging, bis es sich selber überlassen wurde und verlotterte. Das geschichtsträchtige Haus bot bis ins Jahr 2017 wahrlich einen traurigen Anblick. Dann kam Simon Heusser, er erkannte die Qualitäten des imposanten Hauses und seine wertvolle Historie. Und er verwandelte das Seckelmeisterhaus in ein Bijou mit drei Wohnungen. Dass er nun noch mit dem Sozipreis ausgezeichnet wurde, macht ihn auch ein wenig stolz. «Aber vor allem ist es eine grosse Wertschätzung.»


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