Zeichen der Solidarität

  08.03.2022 Wohlen

Fahnen der Ukraine sind sehr begehrt

Bei der Alpenfahnen AG in Wohlen dominieren derzeit nicht Rot und Weiss, sondern Blau und Gelb das Geschehen.

Wie viele Fahnen der Ukraine hat er vor dem Kriegsausbruch verkauft? Samuel Keller muss nicht lange nachdenken. «Keine», sagt der Inhaber der Alpenfahnen AG in Wohlen. Doch nur einen Tag nach dem Einmarsch der Russen kamen die ersten Nachfragen herein. Und weil das Wohler Unternehmen selber produziert, konnte es schnell reagieren. Seither dominiert die Fahne der Ukraine die Arbeit im Betrieb.

Dabei geht es nicht darum, schnelles Geld zu verdienen. Im Gegenteil: Das Unternehmen bietet eine speziell günstige Variante an, damit jede und jeder seine Solidarität ausdrücken kann. «Wir verdienen nichts, wir opfern sogar viel Zeit», erklärt Keller, der sich persönlich betroffen zeigt von den Vorgängen im Osten. --chh


Stoffmeer in Blau und Gelb

Die Alpenfahnen AG wird mit Anfragen für Ukrainefahnen überhäuft

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die Menschen in der Schweiz. Viele wollen ihre Solidarität mit dem gebeutelten Land ausdrücken. Und was eignet sich besser als die entsprechende Landesfahne? In Wohlen läuft deren Produktion auf Hochtouren.

Chregi Hansen

Die Wohler Alpenfahnen AG hat viel zu tun. Fast rund um die Uhr werden Fahnen der Ukraine bestellt. Sowohl die normale Nationalf lagge wie auch diejenige mit dem Solidaritätsherz. Die entsprechende Gestaltung stammt von den zwei Lernenden des Unternehmens. «In den letzten zwei Tagen hatten wir über 100 Bestellungen», erklärt Inhaber Samuel Keller.

Doch dieser Erfolg provoziert auch Fragen. Wird hier mit dem Leid anderer Geld verdient? «Diese Frage haben wir uns selber auch gestellt und im Team intensiv diskutiert», sagt Keller. Den Vorwurf aber weist er von sich. Man habe zuerst überlegt, auf die bestehenden Artikel einen Solidaritätszuschlag zu verlangen und dann einen Teil des Gewinns zu spenden. Man gehe jetzt aber einen anderen Weg. «Wir haben jetzt neben den normalen Produkten extra eine etwas billigere Variante entwickelt, die wir zum Selbstkostenpreis abgeben. Damit sie sich wirklich jeder leisten kann. Mit diesen verdienen wir keinen Franken», macht er deutlich. Diese einfachen Fahnen werden dann oft von Menschen gekauft, die ihrerseits eine Spendenaktion lancieren. «Letzte Woche hat ein Basler Quartierverein eine grosse Lieferung abgeholt, weil er eine Veranstaltung plant», erzählt der Inhaber.

Sein Unternehmen bietet alle Landesflaggen an. Vor Kriegsbeginn war diejenige der Ukraine überhaupt nicht gefragt. Das hat sich verändert, bereits einen Tag nach dem Einmarsch der Russen kam die erste Anfrage herein. Seither gibt es täglich neue. «Andere Händler sind schon ausverkauft», weiss Keller. Weil seine Firma selber produziert, kann sie weiter liefern. Aber auch das Wohler Unternehmen kommt an den Anschlag, schafft kaum noch alle Bestellungen. «Derzeit verwenden wir fast alle vorhandenen Stoffe für dieses eine Produkt», erklärt Keller.

Eine Fahne bedeutet Identität

Die grosse Nachfrage erstaunt ihn nicht. «Fahnen sind Symbolträger und tief verankert in der DNA des Menschen. Eine SAC-Hütte, vor der keine Schweizer Fahne flattert, hinterlässt doch irgendwie ein komisches Gefühl. Ohne Fahne fehlt die Identität», erklärt der Wohler. Im Krieg vereine man sich unter der Fahne. Und mit der Fahne der Ukraine würden die Schweizer jetzt ihre Unterstützung ausdrücken. «Die Fahne ist eben so viel mehr als einfach ein Stück Stoff», weiss Keller. Trotzdem kam der Grosserfolg für ihn überraschend. Er habe bei Kriegsbeginn die Bilder gesehen und war erschüttert. Er wollte ein Zeichen setzen und hat einen kleinen Hinweis auf die Homepage gesetzt, dass bei ihm Fahnen der Ukraine erhältlich sind. Was dann folgte, damit hatte Samuel Keller nie gerechnet. «Die Nachfrage ist unglaublich. Wir liefern quasi in die ganze Schweiz. Von der kleinen Balkonfahne bis zur grossen, welche dann am Mast hängt», erklärt er. Der Produktionsraum gleicht denn auch einem Stoffmeer in Blau-Gelb, die grosse Druckmaschine ist im Dauereinsatz. «So etwas habe ich noch nie erlebt», so Keller.

Eigentlich genug zu tun

Dabei würde es dem Unternehmen nicht an Arbeit mangeln. Zwar hat die Coronapandemie für einen grossen Einbruch im Eventbereich gesorgt, doch weil die Wohler Firma breit abgestützt ist und ganz viele verschiedene Produkte anbietet, hat die Alpenfahnen AG ein sehr gutes Jahr hinter sich. «Wir haben in der ganzen Coronazeit voll gearbeitet», kann Keller berichten. Gerade auch der Handel mit Fahnenmasten läuft auf Hochtouren. Und nun also auch die Fahne der Ukraine – die Mitarbeiter bleiben gefordert. «Aber sie leisten den Grosseinsatz gerne. Wir alle sind erschüttert von dem, was gerade passiert», weiss der Unternehmer. Und darum hoffen alle, dass die Flut der Bestellungen bald endet. Es wäre wohl das Zeichen, dass der Frieden wieder einkehrt.


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