Ganz viel Gutes tun

  17.12.2021 Wohlen

Der Wohler Herbert Wiederkehr engagiert sich im Hilfswerk «Friends of Teco»

1984 reiste Herbert Wiederkehr erstmals als Entwicklungshelfer nach Uganda. Und verlor sein Herz an das Land. Seither engagiert er sich immer wieder für Projekte. Aktuell versucht ein Verein, mit der Aufforstung von Urwald Lebensraum für Schimpansen zu retten.

Chregi Hansen

Die Weihnachtstage verbringt der Wohler wie so oft in seiner zweiten Heimat, in Uganda. Hier hat er mit Mary nicht nur seine Frau fürs Leben gefunden, hier setzt er sich seit Jahren für die Menschen und die Umwelt ein. «Es ist ein faszinierendes Land mit vielen wunderbaren Menschen, die ich teilweise seit bald 40 Jahren kenne», erklärt er seine Motivation. Und: Er wolle einen Beitrag leisten, um ein kleines Paradies zu erhalten.

Das kleine Paradies, von dem er spricht, ist der Itohya Forest, ein 340 Hektaren grosses Stück Urwald, umgeben von Gras- und Buschland. Der Wald liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Internatsschule Teco Munteme, rund 30 Kilometer südwestlich der Stadt Hoima. Die Schule wurde 1976 von einem katholischen Missionsorden gegründet mit dem Ziel, junge Burschen zu Schreinern auszubilden. Heute werden hier gegen 60 Schüler und Schülerinnen in sechs verschiedenen Berufen ausgebildet.

Gefragte Handwerkerschule entwickelt

Wiederkehr kam 1984 erstmals als Entwicklungshelfer nach Teco. Er hatte sich für drei Jahre verpflichtet – und blieb gleich zehn Jahre im Land. «Ich hatte in jungen Jahren immer den Wunsch, ins Ausland zu reisen. Ich war lange in Südamerika und später in Australien unterwegs. Aber ich habe gemerkt: Ich möchte noch stärker in eine fremde Kultur eintauchen, noch länger an einem Ort bleiben», erzählt er. Das Engagement bei Interteam ermöglichte dem gelernten Drechsler, seinen Traum zu verwirklichen. «Ich gehörte zur zweiten Generation der Entwicklungshelfer vor Ort. Wir wohnten in ganz einfachen Verhältnissen, vieles war noch im Aufbau. Strom gab es noch keinen, und fast alle Gebäude des Internats wurden durch uns selbst gebaut», erinnert er sich.

Damals gab es für junge Männer vom Land wenig Möglichkeiten für eine Ausbildung. «Nur die wenigsten hatten das Geld, ihre Kinder an eine weiterführende Schule zu schicken», erzählt der Wohler. In der Internatsschule konnten die Jugendlichen das Schreinerhandwerk erlernen, gleichzeitig mussten sie aber überall im und ums Haus anpacken, «Wir waren Selbstversorger, auch die Arbeit im Garten und im Wald gehörte zur Ausbildung. Wir machten den Jungs klar: Mit dem Handwerk werdet ihr euren Lebensunterhalt nicht völlig finanzieren können; ihr müsst lernen, selbst für eure Ernährung zu sorgen.» Zum Abschluss erhielten die Absolventen einen Werkzeugkoffer mit den wichtigsten Utensilien, mit dem sie in ihrem eigenen Dorf eine eigene Existenz auf bauen konnten. «Unsere Schule war gefragt. Wir hatten jedes Jahr weit über 100 Bewerbungen, haben aber nur etwa 10 bis 15 genommen», so Wiederkehr.

Nach der Rückkehr in die Schweiz blieben Herbert und Mary Wiederkehr immer in Kontakt mit anderen Entwicklungshelfern. Und auch mit der Schule. Sie haben erlebt, wie die Institution immer mehr Probleme bekam. Die in Afrika typische Korruption hielt eben auch hier Einzug, erzählt der Wohler. Er sagt dies, ohne zu werten – es sei eben so. Als ehemalige Wegbegleiter aus Uganda um Hilfe baten, gründete Wiederkehr zusammen mit anderen früheren Entwicklungshelfern den Verein «Friends of Teco». Ziel des Vereins ist die kontinuierliche, nachhaltige Unterstützung der Handwerkerschule. Dank einer neuen Führung geht es mit der Institution seither wieder aufwärts.

Ein Umdenken hat stattgefunden

Und damit zurück zum kleinen Paradies, dem Itohya Forest. Der nahe der Schule gelegene Urwald wurde viele Jahre gepachtet, aber kaum genutzt. Bis der Verein aktiv wurde. «Wir haben nach einem Projekt gesucht, welches wir als eher kleiner Verein von der Schweiz aus stemmen können. Vor Kurzem haben wir die Möglichkeit erhalten, das Land zu kaufen», berichtet der Wohler. Ziel des Vereins ist der Unterhalt und der Werterhalt des Urwaldes. Damit wird ein Beitrag geleistet für den Schutz der Tierwelt, denn noch leben hier verschiedene Affenarten, unter anderem auch Schimpansen. Aus diesem Grund arbeitet der Verein auch mit der ugandischen Organisation CSWCT (Chimpanzee Trust) zusammen.

Anfänglich waren die im Wald wohnenden Primaten eher lästig; vor allem die grosse Zahl Paviane, die in regelmässigen Abständen die Felder der Schule und anderer Anstösser plünderten oder zerstörten, berichtet Wiederkehr. Heute hat ein Umdenken stattgefunden. Inzwischen wurde die Bedeutung des Waldes für die Zukunft der Schule erkannt. «In den letzten Jahren wurde ein Grossteil der Bäume katalogisiert und wurden zur Aufforstung schnell wachsende einheimische Bäume angepf lanzt», berichtet der ehemalige Entwicklungshelfer. Durch das Waldprojekt wurden zehn Arbeitsplätze geschaffen, die durch den Verein finanziert werden. «Es ist toll, zu sehen, was hier passiert.»

Neben der Aufforstung und dem Schutz der Schimpansen dient der Wald bald einem weiteren Zweck. «Wir möchten den sanften Tourismus fördern und dazu Übernachtungsmöglichkeiten bieten», erklärt der Wohler. Naturverbundene Reisende können hier ein Stück unberührten Urwald antreffen und mit Glück auch Schimpansen und andere Primaten beobachten. Der Wald liegt genau zwischen zwei grossen Nationalparks, ideal also für einen kurzen Aufenthalt. «Die Einnahmen daraus könnten helfen, die anderen Projekte zu finanzieren», schaut der Wohler voraus. Zudem würden erneut Arbeitsplätze geschaffen. «Wir planen keine Hotelanlage, sondern ganz einfache Unterkünfte für Menschen, welche der Natur nahe sein wollen.» Das Konzept steht, nun geht es an die Umsetzung.

Den Menschen eine Perspektive geben

Wiederkehr hat während seines Aufenthaltes auch wilde Zeiten erlebt, wurde Zeuge des Bürgerkrieges und musste manch heikle Situation erdulden. Trotzdem wird er auch in Zukunft regelmässig nach Uganda reisen und vor Ort mit anpacken. «Ich möchte einen kleinen Beitrag leisten, um einen wertvollen Lebensraum zu erhalten und den Menschen dort eine Perspektive zu geben. Und ich spüre eine riesige Dankbarkeit», erklärt er seine Motivation. Und er hofft, dass sein geliebtes Land irgendwann zur Ruhe kommt. «Es tut weh, wenn man sieht, was hier alles passiert. Aber ich kann wenigstens im Kleinen viel Gutes bewirken», meint Wiederkehr zum Schluss.


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