Eindrückliche Familienstory

  17.12.2021 Wohlen

Schüwo Trink-Kultur feiert heuer das 75-Jahr-Jubiläum: Kontinuierliches Wachstum als Erfolgsrezept

Apfelsaft. Das war das erste «Rinnsal» der Firma Schüwo. Daraus wurde ein Lebenselixier, ein Lebenssaft. Heute, 75 Jahre später, hat die Firma rund 7000 Produkte im Angebot. Schüwo Trink-Kultur ist nicht «nur» eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Sondern auch eine eindrückliche Familienstory.

Daniel Marti

Peter und Margrit Schürmann, man kennt sie im Dorf. Sie werden überall sehr geschätzt, respektiert – und auch bewundert. Denn sie haben rund um den Familienbetrieb Grosses geleistet. Peter und Margrit Schürmann – beide können sich noch bestens an die Anfangszeiten der eigenen Firma an der Aeschstrasse erinnern. Sie kennen viele Anekdoten, sie könnten stundenlang erzählen, wie sie damals das eigene Wohnzimmer in ein Büro umwandelten. Wie der Platz im Keller fürs Geschäft gebraucht wurde. Wie die Bauern draussen Schlange standen, um ihr Obst abzuliefern. «Der Stau reichte manchmal bis zur Kapelle bei der Jurastrasse», blickt Peter Schürmann voller Freude zurück.

Mit Stolz und Dankbarkeit

1946 gründete Peter Schürmann senior die Mosterei an der Aeschstrasse. Erst f loss der Apfelsaft, dann sprudelte das Mineralwasser. 1955 übernahm dann Peter Schürmann das Geschäft von seinem Vater. Heute ist Peter Schürmann Ehrenpräsident des Verwaltungsrates. Und bis im vergangenen Frühling war der 83-Jährige praktisch jeden Tag im Geschäft. Das nennt man Verbundenheit. Verbundenheit mit der Firma, die er während 66 Jahren mitgestaltet und mitgeprägt hat. Sehr ähnlich ist das Engagement von Margrit Schürmann, sie ist heute noch jeden Samstag im Betrieb anzutreffen und kocht für die Belegschaft.

Im Jahr 2007 wurde der Generationenwechsel vollzogen. Peter und Margrit Schürmann gaben damals nach gemeinsamer und sehr erfolgreicher unternehmerischer Tätigkeit die Firma in die Hände ihrer Söhne: Urs Schürmann (Geschäftsleiter), Adrian Schürmann (Leiter Marketing und Informatik) und Christoph Schürmann (Leiter Logistik). Alle drei Söhne sind schon vorher in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Der Übergang von den erfahrenen Schürmanns zu den Jungen darf als beispielhaft und vorbildlich bezeichnet werden.

Und noch ein Trumpf: Hanspeter Weisshaupt, ein Freund der Familie, wurde als Mentor und Verwaltungsratspräsident hinzugezogen. Diese Konstellation hat sich sehr bewährt.

Nun konnte das Unternehmen heuer das 75-Jahr-Jubiläum feiern. Ein grosser Meilenstein. «Dieses Jubiläum macht uns stolz», sagt Urs Schürmann berechtigterweise, «wir konnten in dieser langen Zeit die Familientradition aufrechterhalten, und wir sind dankbar, dass immer alles gut funktioniert hat.» Denn eine Krisenzeit haben die Schüwos nie erlebt. «Es steckte eben immer harte Arbeit dahinter», ergänzt Peter Schürmann. Und das Unternehmen sei immer gleichmässig und kontinuierlich gewachsen. Das gab Halt, Stabilität und auch Zuversicht.

Vom Aesch-Quartier zum «grossen Wurf»

Das Wohnhaus an der Aeschstrasse 25, das zum Geschäftshaus umfunktioniert wurde, ist der Ausgangspunkt der eindrücklichen Familiengeschichte. Senior Schürmann kam 1946 von Zufikon nach Wohlen. Nach dem Tod seiner Frau alleine mit sieben Kindern. «Er wollte einen klaren Schnitt in seinem Leben», erinnerte sich Peter Schürmann. Ihm selber bereitete die Arbeit in der Mosterei stets Freude. Diskussionen gab es nicht – beim Mithelfen und 1955 bei der Übernahme der Mosterei. «Für mich war es nie ein Müssen.» Und er hatte schon früh eine grosse Freude, wenn er die Bauern beim Anstehen beobachten konnte. Entweder kamen sie mit Traktoren oder eben noch mit Ross und Wagen.

Die Mosterei an der Aeschstrasse war die einzige weit und breit, der nächste Konkurrent war die Fremo in Muri. Die Bauern kamen von allen Nachbardörfern an die Aeschstrasse in die Mosterei. Die Erfolgsgeschichte zeichnete sich also schon früh ab. Erweiterungsbauten, Vergrösserungen waren zwingend und wurden in den Jahren 1952, 1957 und 1963 realisiert. Ans Wohnen an der Aeschstrasse war nicht mehr zu denken. Das Wohnhaus wurde zur Arbeitsstätte. Im gleichen Zug wurde das Sortiment laufend erweitert. Sogar eine eigene Marke für Tafelgetränke wurde lanciert. Die Expansion hatte ihren Preis: Die Liegenschaft an der Aeschstrasse stiess an ihre Grenzen, das Verkehrsaufkommen ebenfalls. Peter und Margrit Schürmann planten den grossen Wurf: der Wein- und Getränkefachmarkt, damals der erste und grösste seiner Art in der Schweiz, wurde 1987 in der Gewerbezone Rigacker eröffnet. Peter Schürmann wollte einfach viel Platz sowie Autoparkplätze vor dem Haus, einen schmucken Laden, ein Getränkecenter und ein neues Logistikzentrum, das effiziente Abläufe garantierte. Auch Platzreserven für die Zukunft standen auf dem Wunschzettel.

Ein extrem mutiger Schritt

Übrigens, die drei Söhne waren 1987 noch nicht in der Firma. Margrit und Peter Schürmann bereiteten aber vieles vor, damit die Familiengeschichte überhaupt so erfolgreich ausfallen konnte.

«Der Standort im Rigacker war wegweisend für die Zukunft», sagt heute Urs Schürmann. «Das war damals ein extrem mutiger Schritt», staunt Adrian Schürmann noch heute. Mit der Aussiedlung aus dem Aesch-Quartier vor 34 Jahren wurden die Weichen gestellt: Wachstum und damit auch Erfolg wurden ermöglicht. Es sei anfänglich ein Risiko gewesen, allerdings ein kalkulierbares Risiko, sind sich die Schüwos einig.

Der Sitz am Schützenmattweg 32 wurde von Branchenkennern sogar als Referenzobjekt betrachtet. Ein tolles Kompliment. Die Firma Schüwo hatte nun definitiv Ausstrahlungskraft über die Kantonsgrenzen hinaus. Und somit eine weitere Startrampe für die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte.

Neuer Sitz ermöglichte viele Highlights

Die weiteren Highlights folgten: 1999 war Schüwo der erste Getränkehändler der Schweiz im Internet. Im gleichen Jahr wurde der erste Online-Shop von den Schürmanns eröffnet. Im 2007 folgte die neue Filiale in Berikon. Und 2011 ein neuer Auftritt mit neuem und modernem Logo. Von da an nannte man sich Schüwo Trink-Kultur. Im September 2011 fand der Spatenstich für eine zusätzliche Lagerhalle statt. Die Lagerkapazität wurde um 6000 Quadratmeter erhöht. Im nächsten Jahr wird die Weinschule bereits ihr 10-Jahr-Jubiläum feiern. Sie wird von Lidwina Weh, Weinakademikerin, Sommelière und Ehefrau von Urs Schürmann, geführt.

Und vor sieben Jahren konnte der komplett erneuerte Fachmarkt eröffnet werden. Die Fläche wurde auf 900 Quadratmeter verdoppelt. Damit ist das grösste Wein- und Getränkeparadies der Deutschschweiz längst in der Zukunft angekommen. «Bauen», sagt Adrian Schürmann, «verändert viel, die Leute nehmen einen dann einfach anders wahr.»

105 Mitarbeitende und 7000 Produkte

Nicht nur der Werdegang des Unternehmens ist eindrücklich, auch die aktuellen Zahlen sind es: Schüwo Trink-Kultur zählt 105 Mitarbeitende (inklusive drei KV-Lernende). Die Firma ist im Handel mit Weinen und allen anderen Getränken tätig, sie bietet diverse Dienstleistungen (Geschenke, Catering), sie betreut unzählige Feste bis hin zu Top-Events wie die Streetparade in Zürich mit einem Millionen-Publikum. Und das Sortiment sucht nach Vergleichen: 7000 Produkte, davon 2300 Weine, 1600 Spirituosen, 600 Biere, Softdrinks, Delikatessen. Bei solchen Zahlen ist die Einschätzung von Urs Schürmann nachvollziehbar: «Wir sind erfolgreich unterwegs und setzen alles daran, dass dies auch so bleibt.»

Die Richtung wird so bestehen bleiben. Um diese Aussage zu tätigen, muss man kein Prophet sein. Denn kürzlich wurde die Kooperation mit den Brauereien Müller und Falken lanciert. Schüwo übernimmt die Logistik der Brauerei Müller und bezieht das Müllerbräu künftig von der Brauerei Falken. Schüwo wird somit 400 weitere Restaurants beliefern können. «Das ist ein starkes Wachstum», folgert Urs Schürmann, «bei so einem Schub könnte die Lagerkapazität knapp werden.» Aber die Schürmanns kennen sich aus mit grossen Kisten. Wer die Versorgung der Streetparade 18-mal vorzüglich realisiert hat, der muss gewappnet sein. Christoph Schürmann hat diese Herkulesarbeit als Leiter Logistik jeweils mit Bravour gemeistert.

Erfolgsrezept mit vielen Komponenten

«Wir müssen stets optimieren», sagt dazu Urs Schürmann. Dies gilt auch für das Sortiment. Je nach Marktverhältnisse könnten täglich neue Produkte aufgenommen werden. Ob Wachstum oder Produkteoptimierung, die Familie Schürmann kann sich auf ihr Erfolgsrezept stützen. Dies besteht aus viel Kompetenz und aus einer fachmännischen Beratung. Das Schüwo-Erfolgsrezept kennt noch weitere wichtige Eckpfeiler: Verlässlichkeit, familiäres KMU, Wissen, kurze Entscheidungswege, offen für Neuerungen. «Man darf einen Betrieb nie verstauben lassen. Es braucht Neuerungen wie Logo, Online-Shop, Namen oder bei der Infrastruktur», sagt Adrian Schürmann, «man muss stets in Bewegung und mit den Gedanken voraus sein.» Genau das lebt die Familie mit ihrem Unternehmen vor.

Mit Zuversicht in die Zukunft

Apropos vorwärtsschauen: Wo steht Schüwo Trink-Kultur in zehn Jahren? «Der Standort wird sicher weiter hier in Wohlen sein», antwortet Urs Schürmann. Denn Wohlen sei ein idealer Standort, die Städte Basel, Luzern, Zürich sind schnell erreichbar. «Wir fühlen uns wohl hier.» Momentan sei die Firma mit der Kooperation mit Müller Bräu jedoch gefordert. «Den nächsten Schritt werden wir dann später angehen.»

Und alle fünf Schürmanns sind überzeugt davon, dass man zuversichtlich in die Zukunft blicken kann. «Alles ist gut aufgegleist», betont Urs Schürmann. Man nimmt das dem erfolgreichen Geschäftsleiter ab. Aus dem «Apfelsaft-Rinnsal» vor 75 Jahren ist mittlerweile ein respektabler Fluss geworden.


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