Gedenken an Ausnahmeerscheinung

  17.12.2021 Oberlunkhofen

Gemeinde weihte einen Gedenkstein für Josef Gumann ein

Er ist der erste Oberlunkhofer Einwohner, der einen Gedenkstein erhalten hat: Josef Gumann. An einer kleinen Einweihungsfeier würdigten die Verantwortlichen das Schaffen des in diesem Jahr verstorbenen ehemaligen Gemeindeammanns. Gumann war aber noch viel mehr.

Roger Wetli

«Leute wie Josef Gumann sind selten», gab der aktuelle Oberlunkhofer Gemeindeammann Alain Maître zu bedenken. «Sein Einsatz war aussergewöhnlich und seine Spuren sind bis heute in Oberlunkhofen und im gesamten Kelleramt zu sehen.» Beim Apéro nach der Einweihung des Gedenksteins erklärte der Abwasserverband-Kelleramt-Präsident Toni Burkard und Gumanns direkter Nachfolger: «Er war eine Ausnahmeerscheinung und hat sehr viel erreicht. Seine Werke sind tatsächlich allgegenwärtig.»

Emotionale Diskussionen

Der Gedenkstein wurde jetzt in der Nä he des Forst magazi ns platziert. «Er stammt aus dem Oberlunkhofer Wald. Also von dort, wo Josef Gumann zwischen 1951 und 1995 44 Jahre lang als Förster arbeitete», erklärte Alain Maître. Ein leicht aufgewerteter Weg führt zum Stein, bei dem auch ein Bänklein platziert wurde. Eine Metalltafel weist auf einen Teil des Schaf fens d ieser Persön l ich keit hin.

Denn Josef Gumann war nicht nur Förster, 28 Jahre lang Oberlunkhofer Ammann und 16 Jahre Aargauer Grossrat, sondern gestaltete auch die Reusstalsanierung zwischen 1958 und 1975 mit. Die dazugehörige Reusstalkommission vertrat er als deren zweiter Präsident. Nach Ende der Umgestaltung leitete er die danach gegründete «Beratende Kommission Reusstal» elf Jahre als Präsident. «Gemäss Josef Gumann verliefen diese Sitzungen sehr emotional. Es seien dort stark unterschiedliche Interessen aufeinandergeprallt», weiss der aktuelle Ammann. In der gleichen Zeit wie die Reusstalsanierung entstand auch der Abwasserverband Kelleramt, an dessen Gründung Josef Gumann massgeblich beteiligt war und den er danach viele Jahre präsidierte. «Er war in seinem Umgang mit anderen Personen äusserst angenehm und vertrauenswürdig», erinnert sich Toni Burkart. «Josef Gumann hat immer den Konsens gesucht und versucht zu schlichten.» Kritik habe er nie persönlich genommen und auf allen Ebenen gute Arbeit geleistet. «Und was er anpackte, zog er auch durch. Zudem konnte er durch seine Beharrlichkeit die Interessen des Kelleramtes gegenüber dem Kanton durchsetzen», lobt ihn der heutige Abwasserverbandspräsident.

Wald im Herzen

In all diesen Jahren blieb dem diplomierten Förster der Wald besonders wichtig. «Eines seiner Ziele war, den Forst nachfolgenden Generationen gesund und ordentlich zu übergeben», erinnerte sich Maître. Die Betriebsstrukturen des Forstbetriebs Kelleramt, der bis heute ebenfalls Waldungen in Zufikon und Eggenwil betreut, baute Gumann auf. Ebenfalls an der Einweihung dabei waren sein letzter Forstlehrling Christian Zimmermann, der noch immer im Forstbetrieb Kelleramt arbeitet, und Hans Brunner, der Gumann als Chef im Forstbetrieb Zufikon erlebt hatte. «Er war ein guter Chef, der seinen Mitarbeitern Freiraum liess», waren sich beide einig. «Er schenkte Vertrauen, das man besser nicht enttäuschte», so Brunner. «Wie damals üblich legte er grossen Wert auf Pünktlichkeit und Disziplin. Arbeitsbeginn war jeweils um 7 Uhr und Ende um 17 Uhr – keine Minute früher oder später.» Zimmermann kümmerte sich mit dem Forstbetrieb noch bis kurz vor Gumanns Tod um dessen Garten. Er erlebte seinen ehemaligen Ausbildner aber auch am jährlichen Brätelanlass des Forstbetriebes, den Gumann noch bis 2019 mitorganisierte.

Einziger Ehrenbürger

Am 13. Dezember 2020 feierte Josef Gumann seinen 90. Geburtstag. Am 21. März schlief er friedlich für immer ein. «Er ist bis heute der einzige Ehrenbürger von Oberlunkhofen. Dieser Titel wurde ihm bereits 1982 verliehen», wusste Maître an der Einweihung. «Wir schätzten ihn als Bürger dieser Gemeinde sehr. Der Stein soll jetzt langfristig an ihn erinnern.»


Viele Aufgaben

Der Oberlunkhofer Josef Gumann war in der Gesellschaft extrem stark engagiert. Entsprechend lange ist die Liste seiner Tätigkeiten: 44 Jahre Förster, 28 Jahre Gemeindeammann, 16 Jahre Grossrat, Mitglied der Reusstalkommission von 1958 bis 1975 und deren 2. Präsident, anschliessend 11 Jahre Präsident der «Beratenden Kommission Reusstal», Mitglied des Aargauischen Geschworenengerichts, massgebliche Beteiligung an der Gründung des Abwasserverbandes Kelleramt und danach dessen lang jähriger Präsident, Vorstandsmitglied der Regionalplanungsgruppe, 29 Jahre im Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Lunkhofen und davon 24 Jahre deren Präsident, 11 Jahre im Stiftungsrat des Spitals Muri, 12 Jahre Mitglied der kantonalen Jagdkom m ission, Mitgl ied des Schützenvereins und Ehrenmitglied, Feuerwehrmann, Ehemann und Vater einer Tochter. --rwi


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