Mit viel Respekt ans Werk gehen

  10.12.2021 Wohlen

Der Chappelehof kann für 13,3 Millionen Franken umfassend saniert werden

Einstimmig genehmigten die Mitglieder des Vereins St. Leonhard den Baukredit und die notwendigen Verträge. Gegen das Baugesuch gab es keinerlei Einsprachen. Schon im Februar sollen die Vorarbeiten starten, bevor es ab April an das Eingemachte geht.

Chregi Hansen

Es ist vollbracht. Ohne Gegenstimme sagten die Vereinsmitglieder Ja zur Gesamtsanierung. Und damit zu einem 13,3-Millionen-Franken-Projekt. Damit wurde der Schlusspunkt gesetzt unter eine Planung, welche viele Jahre in Anspruch nahm. Und manche Kehrtwendung erforderte.

Nun aber soll möglichst schnell mit den Arbeiten begonnen werden. «In Wohlen selber gab es keine Einsprachen. Jetzt warten wir noch auf das Okay aus Aarau», konnte Präsident Paul Huwiler bekannt geben. Nach wie vor ist es das Ziel, unmittelbar nach Ostern mit der ersten von drei Etappen zu starten. Zuvor sind noch gewisse Vorarbeiten nötig. «Wir werden im ersten OG einige provisorische Wohnungen einrichten», erklärt Architekt Roland Konrad. Diese dienen als Ausweichstation für die Bewohner während den eigentlichen Sanierungsarbeiten. So muss während der zweijährigen Bauzeit niemand das Haus verlassen.

Die vielen Mängel ausmerzen

Richtig los geht es dann ab April. Die Liste der notwendigen Arbeiten ist lang. «Wir packen das Gebäude quasi neu ein und sorgen dafür, dass es fit wird für die kommenden Jahrzehnte und es gleichzeitig auch alle notwendigen Normen und Vorschriften einhält», erklärte Architekt Kurt Kolb an der GV. So wird beispielsweise fast die ganze Installation ersetzt, werden die Probleme mit der Statik behoben, gibt es eine neue, ökologischere Heizung, neue Nutzungen und ein neues Gastrokonzept. Dabei gehe man nicht mit dem Vorschlaghammer vor, versicherte Kolb. «Der Chappelehof ist aus architektonischer Sicht von höchster Qualität. Wir hatten alle alten Pläne zur Verfügung und staunen heute, wie konsequent der Bau durchdacht ist», sagt Kolb. Und darum werde man die Sanierung mit grossem Respekt angehen. «Die besondere Ausstrahlung des Hauses soll unbedingt erhalten bleiben, die notwendigen Eingriffe erfolgen mit Zurückhaltung.»

Innenhof als «Wohlfühl-Oase»

Kolb und Konrad stellten das Sanierungsprojekt nochmals im Detail vor. Und sie erklärten auch, warum es etwas teurer geworden ist als im Vorprojekt veranschlagt. Dies habe vor allem mit dem neuen Konzept für das Restaurant zu tun, für das ein externer Gastroplaner hinzugezogen wurde. «Das Lokal wird eine wichtige Funktion erhalten im neuen Chappelehof. Ganz besonders soll der Innenhof aufgewertet und vermehrt genutzt werden, er soll begrünt werden und zu einer Wohlfühl-Oase werden», so Kolb. Auf eine Überdachung wird verzichtet, hingegen ist ein auffaltbares Sonnensegel geplant. Markant ist der neue Treppen- und Liftaufgang an der Nordfassade. Er ermöglicht, dass dieser Teil des Gebäudes ganz unabhängig funktionieren kann.

In diesem Trakt über dem Saal gibt es in Zukunft keine Wohnungen mehr, weil es hier einfach zu laut ist. «Wir planen darum Praxisräume», erklärt Präsident Paul Huwiler. Solche sind auch im ersten Obergeschoss vorgesehen, wo früher die Wohnung des Verwalters war. «Wir sind in Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten», erklärte der Präsident auf Anfrage. Definitive Zusagen gibt es noch keine. Ins Detail wollte er nicht gehen. «Wir möchten diese Verhandlungen nicht öffentlich führen», bat der Präsident um Verständnis. Es sei schon schwierig genug – weil der Chappelehof in einer Zone für öffentliche Bauten und Anlagen steht, ist die Nutzung eingeschränkt. «Eine Arztpraxis wäre also möglich, ein Anwaltsbüro nicht», machte Huwiler ein Beispiel. Kein Thema war bisher eine Teilnutzung durch Abteilungen der Gemeindeverwaltung.

Die Finanzierung steht

Die Planung ist also abgeschlossen, die drei Bauetappen sind definiert. Doch wie steht es um die Finanzierung? «Vor zwei Jahren fehlten uns noch 12 Millionen Franken, jetzt nur noch 320 000», konnte Kassierin Andrea Fuchs verkünden. Und dieser Fehlbetrag verhindere den Baustart nicht, weil notfalls die Hypothek noch etwas erhöht werden kann. Den Grossteil der Finanzierung machen eine günstige Hypothek und verschiedene langjährige und teilweise zinslose Darlehen aus. Dazu kommen Beiträge von Stiftungen und Spenden von Privaten sowie ein Eigenkapital von 700 000 Franken. «Wir sind gerührt und erfreut über die grosse Unterstützung, die wir von ganz vielen Seiten erhalten», erklärte Fuchs. Aber gerade bei den Spenden und Stiftungen wolle man dranbleiben. Ziel ist es, weitere 2,3 Millionen Franken zu generieren. Damit die Hypothekarlast von derzeit acht Millionen Franken gesenkt werden kann.

Die Finanzierung der Sanierung sei das eine. Wie aber stehe es danach mit den jährlichen Kosten und den Abschreibungen, wollte ein Mitglied wissen. Gehen allenfalls die Mieten hinauf? Paul Huwiler konnte Entwarnung geben. Bei den 21 Wohnungen werde der Mietzins zwar leicht angehoben, dafür werden die Heizkosten ganz klar sinken. «Unter dem Strich gleicht sich das aus.» Bei den Mieten für externe Nutzer, etwa bei den Praxisräumen, werde man marktübliche Mieten verlangen. Der Finanzplan rechnet mit jährlichen Einnahmen von 665 000 Franken und Ausgaben von 383 000 Franken. Pro Jahr verbleiben so rund 280 000 Franken für Abschreibungen. «Wir können uns das Projekt leisten», machte Andrea Fuchs deutlich.

Der Weg ist frei

Und das fanden auch die Mitglieder. Sie stimmten dem Baukredit einstimmig zu. Anwesend waren 27 der 156 Mitglieder. Diese genehmigten auch fünf Verträge mit der Kirchgemeinde, darunter den Abtretungsvertrag für das Grundstück und den Darlehensvertrag. «Es ist schön, dass wir den Konflikt mit der Kirche lösen konnten und der Weg nun frei ist für unser Projekt», betonten Huwiler und Fuchs. Und auch die beiden Architekten freuen sich auf den Baustart. «Es ist ein wunderbares Haus. Es ist wichtig, dass es erhalten bleibt», findet etwa Kurt Kolb.


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