Ein Stück Vatikan in Boswil

  30.11.2021 Boswil

Versammlung ehemaliger Schweizer Gardisten

32 ehemalige Schweizer Gardisten der Sektion Argovia trafen sich in Boswil zu ihrer jährlichen Versammlung.

Alle haben sie dem Papst gedient. Alle waren sie Teil der Schweizer Garde. Den Kontakt untereinander haben sie auch dank der Sektion Argovia nicht verloren. Einer davon ist der heutige Boswiler Gemeindeammann Michael Weber. Er organisierte das Treffen und legte viel Wert darauf, dass Gardisten in Uniform im anschliessenden Gottesdienst dabei waren. «Das war ein Hühnerhaut-Moment», sagt er. --ake


Für Hühnerhaut gesorgt

Die Sektion Argovia der ehemaligen Schweizergardisten traf sich in Boswil

Generalversammlung, Gottesdienst und gemeinsames Essen. 32 ehemalige Schweizergardisten verbrachten einen Tag in Boswil. Für Organisator und Gemeindeammann Michael Weber ein ganz spezieller Moment. Zumal auch die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard dabei war.

Annemarie Keusch

«Wenn wir in Boswil sind, dann soll es kribbeln», sagt Michael Weber. Er ist es, der die Generalversammlung der Sektion Argovia der ehemaligen Schweizergardisten organisierte. Weber war selber Gardist, ist jetzt Gemeindeammann von Boswil und zum zweiten Mal Organisator dieses Anlasses. «Wunderbar», sagt er auf die Frage, wie er den Tag mit den ehemaligen Gardisten erlebt habe. Und gekribbelt habe es. Dafür fuhr Weber im Gottesdienst auch grosses Geschütz auf. Die Organistin begleitete die Messe, der Kirchenchor sang. «Eindrücklich», sagt Weber.

Gebannt waren alle Blicke zum Eingang der Kirche gerichtet, als die Uhr zur vollen Stunde schlug. Ein Gottesdienst mit fünf Gardisten in Uniform war angekündigt. Entsprechend waren die Kirchenbänke voller als in anderen Gottesdiensten. Wohl auch, weil ein Grossteil der 55 Gäste der vorherigen Generalversammlung auch beim Gottesdienst dabei war. Dann ging die Tür auf. In ihren farbigen Uniformen und strikten Bewegungen schritten die Gardisten durch den Kirchgang. «Hühnerhaut», beschreibt Michael Weber den Moment. Er verfolgt diesen als Sänger des Kirchenchors von der Empore.

Grosse Ehre für den Organisator

Der Gottesdienst gehört traditionell zur jährlich stattfindenden Generalversammlung der Sektion Argovia. Gegen hundert ehemalige Gardisten sind darin vereint, 32 davon waren am Anlass in Boswil dabei. Zum zweiten Mal holte Michael Weber die Gardisten ins Dorf, indem er die Versammlung organisierte. «Als ehemaliger Gardist ist es mir eine Ehre und Freude», sagt Weber. Entsprechend froh war er, dass alles reibungslos funktionierte. «Es war ein schöner Tag.»

Statutarisch unterhielten sich die ehemaligen Gardisten über die Rechnung oder das Jahresprogramm. Dieses besteht jeweils aus einer Metzgete, einem Pizzaplausch, der Generalversammlung. «Es ist uns wichtig, untereinander Kontakt zu halten», sagt Weber. Auch die Mitteilungen aus Rom gehören traditionellerweise zur Versammlung. Diese wurden durch die ehemalige Bundesrätin und Fahnengotte der Sektion Argovia, Doris Leuthard, überbracht. Die Merenschwanderin ist Präsidentin des Patronatskomitees, das für die Mittelbeschaffung für den Neubau der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan zuständig ist.

Damit einst auch Frauen Gardistinnen sein könnten

Die Kaserne der Schweizergarde in Rom ist in die Jahre gekommen. Die Gebäude entstanden im 19. Jahrhundert. Seither wurden kaum Erneuerungen durchgeführt. Die mangelhafte Isolation und die schlechte Gebäudesubstanz verursachen entsprechend unverhältnismässig hohe Unterhaltskosten. Das Projekt der Renovation der Gardekaserne umfasst die drei bestehenden Kasernengebäude. Zurzeit werden zwei Gebäude als Truppenunterkunft für nicht verheiratete Gardeangehörige sowie für den Verpflegungsbereich genutzt. Im dritten Kasernengebäude sind das Kommando sowie die im Quartier lebenden Gardefamilien untergebracht. Rund 50 Millionen Franken kostet das Projekt.

Doris Leuthard konnte in Boswil verkünden, dass schon einiges an Spendengeldern gesammelt wurde. Bis die neue Kaserne steht, dürfte es aber noch dauern. Leuthard berichtete von Verzögerungen und davon, dass mit dem Bau erst nach 2025, nach dem Heiligen Jahr, begonnen werden soll. «Die neue Kaserne wird derart modern, dass in ferner Zukunft auch Frauen als Gardistinnen aufgenommen werden könnten», weiss Michael Weber. Ob das je der Fall sein werde, entscheiden aber andere Instanzen.

Einige Freiämter dabei – auch heute noch in Rom

Weber ist nicht der einzige Boswiler oder Freiämter mit engem Bezug zur Schweizergarde. Marco Veil, Polizeichef der Regionalpolizei in Wohlen, etwa, ist ebenfalls ehemaliger Gardist. Gerold Brunner aus Villmergen ist ein weiterer. Gedacht wurde an der Versammlung auch Josef Fischers, des Wohlers, der bei der Gründung der Sektion Argovia vor 56 Jahren dabei war und im letzten Dezember verstarb. Und auch aktuell stehen Freiämter im Dienst als Gardisten in Rom. Der Boswiler Lorenz Keusch beispielsweise – und das im stolzen 21. Dienstjahr.


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