Der Neustart ist geglückt

  16.11.2021 Wohlen

15. Jugendsession mit überraschend grosser Beteiligung

Nach der letztjährigen Absage war die Unsicherheit gross. Wie viele Jugendliche werden sich anmelden? Es waren dann über 50 junge Menschen, die zuerst unter sich und später dann mit Erwachsenen engagiert über ganz verschiedene Themen diskutierten.

Chregi Hansen

«Restart»: So lautete das Motto der diesjährigen Session. Der Titel kommt nicht von ungefähr. Teilnehmen können jeweils Schüler und Schülerinnen der 7. und 8. Klasse. Weil die letzte Ausgabe coronabedingt abgesagt wurde, war diesmal niemand dabei, der schon eine Session erlebt hat. Es war also wirklich ein Neustart. Aber einer, der geglückt ist.

«Wir sind erfreut über die grosse Zahl Jugendlicher, die am Freitag an den Workshops und am Samstag an der Session selber teilgenommen haben», sagt Gian Wiegner von der Jugendarbeit Wohlen, der den Jungen als Coach zur Seite steht. Es sei der Beweis dafür, dass die Jungen sich für Wohlen einsetzen wollen. «Sie wollen einen Beitrag leisten. Und sie haben ganz viele Ideen eingebracht, wie die Gemeinde noch attraktiver werden kann», so Wiegner weiter. Vier dieser Anliegen (siehe Kasten) wurden schliesslich ausgewählt und dem Gemeinderat übergeben.

Debatte als Trainingsfeld

Die Jugendsession dient aber nicht nur dafür, Wünsche der Jugendlichen an die Gemeinde weiterzuleiten. Mindestens ebenso wichtig sind die Diskussionen im Vorfeld. Die Teilnehmer lernen, für ihre Überzeugungen einzustehen, aber auch andere Meinungen zu akzeptieren. «Sie können hier an der Session und später eventuell im Jugendrat allererste politische Erfahrungen sammeln», hält der Mitarbeiter des Vereins für Jugend und Freizeit fest. Und die Saat scheint aufzugehen. Gleich drei ehemalige Mitglieder des Jugendrates kandidieren Ende Monat für den Einwohnerrat. «Das freut uns und macht uns auch etwas stolz», so Wiegner.

Leider kam auch die diesjährige Session nicht ohne Absagen aus. Das geplante Referat zum Thema Rassismus konnte wegen Krankheit der Referentin nicht stattfinden. So bestand das Programm praktisch nur noch aus dem Speed Debating. An sechs Tischen diskutierten die Jungen untereinander und mit Vertretern und Vertreterinnen der Parteien. Diese nahmen ebenfalls in grosser Zahl teil, was angesichts der bevorstehenden Wahlen keine Überraschung war.

Vielfältige Themenwahl

Die sechs gewählten Diskussionsthemen waren vielfältig. Es ging um die Corona-Impfungen, Rassismus, um die Ehe für alle, Online-Welten, die Situation von Flüchtlingen und um das Autofahren ab 17 Jahren. Diskutiert wurde in sechs Blöcken, sodass alle die Möglichkeit hatten, sich einmal an jedem Tisch zu beteiligen. Während die Jugendlichen die Zeit nutzten und sich teilweise sehr engagiert einbrachten, machte sich bei den Erwachsenen mit der Zeit eine gewisse Müdigkeit bemerkbar. Den ganzen Nachmittag über nur Speed Debating, das war vermutlich des Guten zu viel. Der Jugendsession ist zu wünschen, dass das Programm in den kommenden Jahren wieder mehr Abwechslung enthält. «Wir werden die diesjährige Session sicher noch genauer analysieren», erklärte Gian Wiegner. Letztlich aber sei es den Jugendlichen überlassen, wie sie den Nachmittag gestalten. «Es ist ihr Anlass, ich will mich da nicht zu fest einmischen.»

Muri plant ein ähnliches Projekt

Besuch erhielt die diesjährige Session von Behördenvertretern aus der Region Muri. Hier soll schon bald ein ähnliches Projekt realisiert werden, wie Schulsozialarbeiter Martin Schneider berichtet. Zwar gibt es in vielen Schulhäusern bereits eigene Parlamente, doch mit dem Austritt aus der Schule müssen die Teilnehmenden dieses verlassen. Eine Institution wie der Jugendrat Wohlen könnte hier Abhilfe schaffen. «Es ist spannend, zu erleben, wie Wohlen das macht. Wir können sicher einiges übernehmen, werden aber auch einige Dinge anders machen», schaut Schneider voraus. Vorerst muss das Projekt aber noch von den Gemeinden bewilligt werden.

Zum Schluss des Nachmittags kam es zu Neuwahlen. Die beiden Co-Präsidenten Mentor Morina und Moritz Berger treten zurück. «Die Aufgabe hat mir viel Spass gemacht», betonte Morina, der in Kürze ein Studium beginnt und daher keine Zeit mehr hat für das Projekt. Der Rat wird auch in Zukunft von einem Duo präsidiert: Amélie Bun und Maurin Rey werden sich diese Aufgabe teilen. Sie werden dabei ganz viel Unterstützung erhalten. Die Liste der Interessierten für das Mitmachen im Jugendrat war am Ende des Nachmittags sehr lang. Auch dies ein Zeichen, dass die Jungen in Wohlen mitreden wollen. Das macht Hoffnung, dass das Projekt auch weiterhin für spannende Begegnungen sorgt.


Die Anliegen der Jugendsession

In verschiedenen Workshops haben sich die Jugendlichen bereits am Freitag mit spannenden Themen rund um Wohlen beschäftigt und dabei verschiedene Ideen und Anliegen formuliert. Vier dieser Wünsche wurden am Schluss der Session an den Gemeinderat übergeben mit der Hoffnung, dass dieser sich ihrer annimmt. Der Jugendrat steht ihm dabei unterstützend zu Seite.

Begegnungsorte schaffen

Die Jugendlichen haben sich ein «Lerncafé» gewünscht. Aus diesem Anliegen hat der Jugendrat herauskristallisiert, dass das Bedürfnis nach einem Begegnungsort besteht, der ebenfalls als geschützter Austauschort fungiert und Lernmöglichkeiten bietet. Eine grosse Kritik der Jugendlichen ist, dass ihnen in Wohlen kein Ort zusteht, an welchem sie bedenkenlos verweilen können. Es wurde mehrfach erwähnt, dass Jugendliche von Ordnungskräften nach 22 Uhr von öffentlichen Plätzen (zum Beispiel Skatepark) weggewiesen werden, ihnen aber keine Alternativen zur Verfügung stehen.

E-Scooter mieten

Die teilnehmenden Jugendlichen der diesjährigen Jugendsession haben das Bedürfnis geäussert, dass auch in der Gemeinde Wohlen mietbare E-Scooter zur Verfügung stehen. Ein beliebtes und genutztes Angebot, auf das man schon in vielen anderen Schweizer Ortschaften zurückgreifen kann.

Hygieneprodukte an Schulen

Im Bereich der Schule sind auch einige verbesserungswürdige Punkte erwähnt worden. Ein spezifischer davon ist das Fehlen von Hygieneprodukten in den Toiletten. Gerade vonseiten der Schülerinnen und Schüler wurde das grosse Bedürfnis geäussert, dass diesbezüglich die Schulen etwas unternehmen und zum Beispiel notwendige Hygieneprodukte den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellen.

Schülerausweis nutzen

Ein immer wiederkehrendes Bedürfnis der Jugendlichen betrifft den Schülerrabatt auf gewisse Angebote in Wohlen. Die Rabatte sollen mittels eines allgemeinen Schülerausweises ermöglicht werden. Der Schülerausweis ist vorhanden, birgt jedoch keinen Nutzen. Früher konnte man gratis in die Wohler Badi, doch seit der Neueröffnung (Privatisierung) der Badi ist dies weggefallen. Auch andere Vorteile wie zum Beispiel Mittagsermässigungen, Eintrittsermässigungen für unterschiedliche Angebote werden von der Wohler Jugend gefordert. --red


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