«Ich bin stolz auf euch»

  29.10.2021 Merenschwand

Der «Schwanen» in Merenschwand wird mit Gilde-Tafel ausgezeichnet

Im kleinen Kreis wurde im Landgasthof Schwanen die Tafelübergabe der Gilde gefeiert. Dieser Einladung folgte auch Alt-Bundesrätin Doris Leuthard.

Sabrina Salm

In Fach- und Gästekreisen nennt man sie einfach «die Gilde». Gemeint ist die Gilde etablierter Schweizer Gastronomen. Die Gilde bürgt für Qualität, Kreativität und Gastlichkeit. Vor einem Jahr wurde der «Schwanen» mit drei von fünf möglichen Gilde-Sternen bewertet und ist nun einer von rund 300 Gastronomiebetrieben in dieser Fachvereinigung. Diese Aufnahme bedeutet Martin und Christoph Küng, die den «Schwanen» in dritter Generation seit zwei Jahren führen, viel.

Eine «Ehrensache» für Doris Leuthard

Im kleinen Rahmen feierten sie mit den Leuten, die sie in der Vergangenheit unterstützt haben, diese Auszeichnung. Mit dabei auch einer ihrer besonderen Stammgäste: die Merenschwanderin und Alt-Bundesrätin Doris Leuthard. «Ich verbinde viel mit dem ‹Schwanen›», sagt sie. Wer in Merenschwand aufgewachsen sei, komme nicht am «Schwanen» vorbei. Auch alleine wegen des geschichtsträchtigen Hauses. Hier war im Jahr 1830 der Ausgangspunkt zum «Freiämtersturm». Eine «Ehrensache» sei es deshalb für sie gewesen, eine Laudatio zu halten. Nicht nur die private und die historische Verbindung haben Doris Leuthard dazu bewogen, an dem Fest teilzunehmen. «Ich finde es sehr wichtig, dass der Gastronomie, insbesondere den jungen Gastronomen, geholfen wird.» Es sei nicht selbstverständlich, dass Martin und Christoph Küng das Restaurant übernommen hätten und somit sich auch verpflichtet hätten, eine Tradition zu bewahren. «Das schätze ich und bin stolz auf euch.» Als Vizepräsidentin des Verwaltungsrates Coop-Gruppe, in dem Doris Leuthard auch das Verwaltungsratsmandat Transgourmet Holding AG innehat, weiss sie um den Zustand der gebeutelten Branche. «Unterstützung ist besonders in diesen Zeiten enorm wichtig.»


«Das muss man unterstützen»

Der Landgasthof Schwanen in Merenschwand wird in die Gilde gehoben und Doris Leuthard war dabei

Unter der Führung von Martin und Christoph Küng wurde der Landgasthof Schwanen in den exklusiven Kreis der «Gilde etablierter Schweizer Gastronomen» aufgenommen. Zu den Gratulanten gehört Alt-Bundesrätin Doris Leuthard. Ihr liegt der «Schwanen» sehr am Herzen.

Sabrina Salm

Der General-Fischer-Saal ist bereit. Langsam trudeln die Gäste ein und gesellen sich zu den anderen Leuten in den Weinkeller, wo der Apéro serviert wird. Er sei schon etwas nervös, gesteht Martin Küng. «Aber eigentlich spüre ich vor jedem Anlass eine gewisse Nervosität.» Heute sei aber eben ein ganz spezieller Anlass. Dass der Landgasthof Schwanen nun zu den besonderen ein Prozent aller Gastronomiebetriebe der Schweiz gehöre, bedeute ihm und seinem Bruder Christoph viel. «Jetzt gehören wir auch zum Club der Verrückten», wie er lächelnd sagt. In der Gilde etablierter Schweizer Gastronomen (siehe Kasten) geht es um das Handwerk, die Freundschaft und die Gastfreundschaft. Küng freue sich auf das Networking mit den Kollegen. Er ist als Geschäftsleiter und Sommelier der Mann an der Front. Christoph Küng ist der Herr in der Küche. Die Brüder Küng haben vor zwei Jahren den «Schwanen» in dritter Generation übernommen.

Im kleinen Kreis soll an diesem Abend die Aufnahme in die Gilde gefeiert werden. Mit dabei alles Vertraute, die die «Schwanen»-Wirte in der Vergangenheit unterstützt haben. Unter ihnen auch der «Gilde-Götti» des «Schwanen» und ehemalige Präsident von Gastro Aargau, Sepp Füglistaller (vormals Kellerämterhof, Oberlunkhofen). Er gab der Gilde auch den Tipp, den Landgasthof Schwanen aufzunehmen.

Tiefe Verbundenheit

Die berühmteste Merenschwanderin, Alt-Bundesrätin Doris Leuthard, liess sich nicht zweimal bitten, um an diesem Abend im «Schwanen» die Laudatio zu halten. Ihre Verbindung zur Familie und zum Landgasthof ist gross und vielseitig. «Der ‹Schwanen› ist ein Treffpunkt», sagt Doris Leuthard. Das Ambiente sei schön, das Essen sei gut und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme. Die Aufnahme in die Gilde passe. Und sei auch gut für das Freiamt. «Das mag es hier leiden.» Die Gastronomie auf dem Land müsse sich nicht verstecken. «Wir haben hier ganz viele tolle Lokale, die etwas zu bieten haben.» Dies gelte es zu fördern. Neben dem «Schwanen» in Merenschwand gehören auch das Gasthaus Waldheim in Hermetschwil, das Hotel-Restaurant Stalden in Berikon, der Landgasthof Löwen in Sins und das Restaurant Maiengrün in Hägglingen zur Gilde.

Die Verbundenheit führt noch viel weiter. «Mein Vater war wohl einer der grössten Stammgäste hier», sagt sie schmunzelnd. Auch habe sie hier ihr Hochzeitsessen und viele weitere Familienfeiern gehabt. Wenn Doris Leuthard auswärts essen gehe, dann meistens in den «Schwanen». «Es hat einfach eine gute Gastronomie und hier fühle ich mich wohl.» Dies sei bereits zu Zeiten der Eltern Franz und Martha so gewesen. Als die neue Generation mit Martin und Christoph Küng einstieg, habe es sie sehr gefreut. «Das muss man unterstützen und ihnen so gut, wie es geht, helfen», ist die Alt-Bundesrätin überzeugt.

Geschichtsträchtiges Haus

Sie bewundere auch den Mut der Gastronomen. «Es ist sicher eine gebeutelte Branche», weiss Doris Leuthard, die seit diesem Jahr Vizepräsidentin von Transgourmet ist. Sie weist darauf hin, dass es seit der Krise enorm schwierig sei, gutes Fachpersonal zu finden. Doch nicht nur das macht der Gastronomie zu schaffen. «In dieser Branche muss man enorm flexibel sein. Die Kundenwünsche verändern sich stetig.» Das seien Herausforderungen, die zu akzeptieren sind, aber auch angegangen werden müssen. Viel Herzblut braucht es von den Gastronomen, um mit diesen Veränderungen umgehen zu können.

Auch die historische Beziehung zu dem Haus, in dem der «Schwanen» ist, ist für Doris Leuthard wichtig. Im Jahr 1615 erhielt der «Schwanen» das Tavernenrecht und diente bis 1798, als die alte Ordnung zusammenbrach, zusätzlich als Amts- und Gerichtshaus des damals noch luzernischen Amtes Merenschwand. Das Kellergewölbe lässt sich sogar in die Entstehungszeit des Klosters Muri, um 1027, zurückdatieren. Hier war auch der Ausgangspunkt zum Freiämtersturm im Jahr 1830.

Mit der Übernahme haben die Brüder Küng sich dazu verpflichtet, auch das Haus zu pflegen und eine Tradition zu bewahren. Die historische Verantwortung sei sicher nicht immer einfach. «Ich schätze es ungemein, dass dies weitergeht. Sie nehmen Tradition und Historie mit und verbinden es mit der Moderne und Innovation.» Und das scheint zu funktionieren.


Die Gilde

Vor einem Jahr wurde der «Schwanen» mit drei von fünf möglichen Gilde-Sternen bewertet. Die Tafelübergabe wurde pandemiebedingt nun auf dieses Jahr verschoben. Bei den knapp 300 Betrieben, die schweizweit zur Gilde gehören, stehen eine hohe Qualität, Kompetenz und Gastlichkeit im Vordergrund. Sie alle bieten eine kreative, gepflegte Küche mit sorgfältig zubereiteten Speisen mit frischen Produkten an, eine aufmerksame und herzliche Betreuung der Gäste und ein persönliches Engagement des Gastgebers.

Wer in die Gilde etablierter Schweizer Gastronomen aufgenommen werden will, muss sich zunächst beweisen. Erst wenn wirklich alles passt, darf ein Betrieb die begehrte Tafel am Eingang montieren. «Beim Testessen haben wir sofort das Feuer der ‹Schwanen›-Wirte gespürt», erzählt Eli Wengenmaier, der in Seengen mit dem «Eichberg» ebenfalls erfolgreich einen Aargauer Traditionsbetrieb führt. Er ist Mitglied im Vorstand der Gilde und in dieser Funktion verantwortlicher Ambassador für die Region Aargau-Basel. Wengenmaier überreichte den Küngs die Gilde-Tafel. Gerhard Kiniger vom Restaurant zum Grünen Glas ist der Präsident der Gilde und erklärte kurz die Gilde. Klar sei die Tafel eine Marke, die einen beflügeln kann. Doch es ist auch ein Druck, der einem verliehen wird. Eines schien ihm aber wichtig zu unterstreichen: «Restaurants werden nicht durch Marken, sondern durch Personen geführt.» --sab


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