Kampf gegen das Wasser gewonnen

  26.10.2021 Wohlen

Sanierung der Nutzenbachstrasse: Die Arbeiten kommen gut voran

Der feuchte Untergrund und der viele Regen im Sommer haben die Verantwortlichen vor grosse Probleme gestellt. Vor allem die Arbeiten bei der Unterführung litten unter den Bedingungen. Dafür kam der Strassenbau gut voran. Und der Endtermin ist auch nicht gefährdet.

Chregi Hansen

Gebaut wird seit etwas mehr als einem Jahr. Und vor allem der Bereich Strassenbau kam sehr gut voran. Die Anglikerstrasse in Villmergen samt dem neuen Kreisel zwischen der Ferro und der Cellpack ist mehr oder weniger fertig gebaut und kann schon bald wieder in beide Richtungen befahren werden. Einzig der Deckbelag fehlt noch. «Wir hatten gehofft, dass wir das noch diesen Herbst schaffen. Aber die Witterung war zu unsicher», erklärt der Projektleiter. Der bestehende Belag reiche vorerst aus, was noch fehlt, sind die Beschilderung und die provisorischen Markierungen. Auch die Abschlüsse sind noch nicht ganz fertig, und die Bepflanzung wird dann im Frühling vorgenommen. Wie schon im oberen Teil der Anglikerstrasse sollen auch im weiteren Verlauf Bäume gepflanzt werden, dadurch erhält die Strasse nahezu eine einseitige Baumallee.

Sehr gute Zusammenarbeit

Dass die Arbeiten in diesem Teil des Perimeters hier so gut vorangekommen sind, ist alles andere als selbstverständlich. Im Gegensatz zur Wohler Seite, wo auf freiem Feld gearbeitet wurde, verläuft die Strasse hier auf dem alten Trassee. «Wegen der vielen Industriebetriebe hat es hier ganz viele Werkleitungen, die wir verlegen mussten», erklärt der Projektleiter. Zudem musste die Strasse stets einspurig befahrbar sein. Trotzdem liege man weit vor dem Zeitplan. «Das haben wir der sehr guten Zusammenarbeit aller Beteiligten zu verdanken», freut sich Meile. Statt wie geplant im April 2022 ist dieser Teil der Sanierung bereits in wenigen Wochen abgeschlossen. Schon bald kann dieser Abschnitt wieder zweispurig befahren werden, dann kann auch der Verkehrsdienst auf der Villmergerstrasse in Wohlen wieder aufgehoben werden.

Sehr schnell vorwärts kamen die Arbeiten an der Nutzenbachstrasse. Da diese neben der bisherigen Strasse im Landwirtschaftsland neu erstellt wird, gab es viel weniger Hindernisse als auf der Villmerger Seite. Während der Bauzeit konnte der Verkehr zudem auf der alten Strasse weiter zirkulieren. Einzig für die vielen Drainageleitungen in den benachbarten Feldern mussten gute Lösungen gefunden werden. Diese wurden verlängert und zusätzliche Schotter-/ Kiesriegel unter der Fahrbahn sorgen nun dafür, dass das Wasser nicht auf die Strasse, sondern in den Nutzenbach fliesst. Derzeit laufen die Arbeiten für die neuen Brücken bei den Knoten Wilstrasse und Sorenbühlweg auf Hochtouren. «Wir gehen davon aus, dass die neuen Übergänge Anfang November fertig sind, dann kann der provisorische Übergang bei der Wilstrasse entfernt und anschliessend der Rad- und Gehweg fertig erstellt werden», berichtet Meile. Noch wartet ein grosser Abschnitt, der Bau der neuen Bünzbrücke. Damit wird im kommenden Sommer gestartet.

Der tiefe Boden brachte den Terminplan durcheinander

Zum eigentlichen Knackpunkt mutierten die Arbeiten an der SBB-Unterführung. Der nasse Untergrund, das hoch stehende Grundwasser und der viele Regen verwandelten den Bereich zwischenzeitlich in eine Sumpf landschaft. Gleich dreimal wurde die Baugrube komplett überflutet. «Es gab Zeiten, in denen man ein Boot gebraucht hätte, um auf die andere Seite zu gelangen», erwähnt Thomas Meile leicht amüsant. Für Mauro Spada, Projektleiter Brückenund Tunnelbau, sowie die Bauleute war das weniger ein Spass, sondern zusätzlicher Aufwand und Zeitverlust. «Die Zeitfenster für die Arbeiten in der Nähe der SBB-Geleise muss man im Normalfall drei Jahre im Voraus bestellen. Der Schreck war gross, als wir feststellten, dass der Terminplan nicht eingehalten werden kann», berichtet er. Zum Glück habe die Bahn Hand geboten für eine Lösung. «Es handelt sich um eine viel befahrene Strecke, vor allem für den Güterverkehr. Die kann nicht beliebig unterbrochen werden», weiss Spada.

Weil die bisherige Höhe für eine Versorgungsroute zu gering war und die Gleise nicht nach oben verlegt werden konnten, musste nach unten gegraben werden. «Wir liegen 2 Meter unter dem vorigen Terrain, da geraten wir bereits ins Grundwasser», erklärt Spada. Sobald das Wetter schlechter wurde, mussten die Arbeiter gegen das Wasser ankämpfen. Nun aber ist die Grundwasserwanne eingebaut und sind die Dimensionen der neuen Unterführung sichtbar. «In Zukunft können zwei Lastwagen bequem kreuzen und gibt es daneben erst noch einen Geh- und Radweg», so der Projektleiter.

Nachtarbeiten unumgänglich

Schon in wenigen Wochen können die eingebauten Hilfsbrücken wieder entfernt werden. «Dafür müssen wir wieder an zwei Wochenenden rund um die Uhr arbeiten. Für die entstehenden Emissionen bitten wir jetzt schon um Entschuldigung», sagt Spada. Dies betrifft die Wochenenden vom 20. bis 22. November respektive 27. bis 29. November.

Trotz der aufgetretenen Probleme ist auch Spada stolz über das Geleistete und lobt vor allem die gute Zusammenarbeit mit den Baufirmen. «Wenn wir bei der Unterführung pausieren mussten, wurden andere Arbeiten vorgezogen», erklärt er. Das führe dazu, dass dieser Bereich zwar länger für den Verkehr gesperrt bleibt als geplant, der Endtermin aber nicht gefährdet sei. Froh sind Meile und Spada auch, dass die Arbeiten bisher unfallfrei über die Bühne gingen. Und auch bei den Kosten sei man auf Kurs und rechnet damit, dass man eher unter Kredit abschliesst. Offen sei noch, wann das grosse Einweihungsfest stattfindet. Aber ein Werk wie dieses habe ein solches Fest verdient, sind beide überzeugt.


Mehrwert für Gemeinde und Natur

Renaturierung des Nutzenbachs steht kurz vor dem Abschluss

Zum grossen Teil schon abgeschlossen sind die Arbeiten für die Renaturierung des Nutzenbachs. «Das Resultat macht Freude», strahlt Projektleiter Silvio Moser. War der Bach zuvor ein unschöner und eher eingezwängter Kanal, so kann das Wasser jetzt in mehreren Schwüngen Richtung Bünz fliessen. Weil der Nutzenbach im Normalfall eher wenig Wasser aufweist, wurde zusätzlich ein Niederwassergerinne ausgebaggert. Verschiedene Strukturelemente wie Astbündel und Wurzelstöcke sorgen zudem für ideale Laichplätze für Forellen.

«Wir haben mit dem Abschnitt zwischen der Unterführung und der Wilstrasse angefangen und geschaut, was alles möglich ist», so Moser weiter. Zwar basiere die Renaturierung auf Plänen, aber vor Ort präsentiere sich die Situation oft anders. Moser widerspricht auch dem oft gehörten Satz, dass das neue Bachbett viel zu gross dimensioniert sei für das wenige Wasser. «Diesen Sommer haben wir gesehen, was passieren kann. Wenn die Bünz Hochwasser hat, gibt es in diesem Bereich Rückstau.» Die Renaturierung bringe also nicht nur einen ökologischen Mehrwert, sondern diene auch dem Hochwasserschutz. Und darum brauche es die jetzt gewählte Breite.

Abschluss in einem Jahr

Sobald die beiden Brücken an der Wilstrasse und dem Sorenbühlweg fertig sind, werden auch diese Abschnitte noch angepackt. Zuletzt wartet dann der unterste Abschnitt bis hin zur Bünz. «Das ist nochmals ein anspruchsvoller Teil. Aber da müssen wir warten, bis die Arbeiten an der neuen Bünzbrücke abgeschlossen sind. «Im Prinzip können wir jetzt dann ein Jahr Pause machen», lacht Moser.

Am Ufer wurde bereits eine erste Ansaat gemacht, ab November werden dann gezielt Bäume und Sträucher gepflanzt sowie weitere Kleinstrukturen angelegt, die als Lebensraum für Kleintiere und Amphibien dienen. Besonders Freude hat Moser auch darüber, dass mehrere alte, markante Bäume entlang des Baches erhalten werden konnten. «Es ist ein tolles Projekt, bei dem wir ganz viele Synergien nutzen konnten und das der Gemeinde und der Natur einen Mehrwert bringt», so Moser. --chh


Änderungen Verkehrsregime

Ab Freitag, 29 Oktober, sind die Anglikerstrasse und die Industriestrasse wieder in beiden Fahrtrichtungen offen und auch die neue Bushaltestelle Höhe Cellpack in Betrieb. Ab Samstag, 6. November, ist die Brücke Wilstrasse offen, der Rückbau der befristeten Umfahrung erfolgt bis ca. Mitte November. Drei Wochen später, ab Samstag, 27. November, ist dann auch die Brücke am Sorenbühlweg geöffnet und damit die Verbindung zur Nutzenbachstrasse.

Weiterhin gesperrt bleibt die SBB-Unterführung. Sie soll im Juni einsatzbereit sein, anschliessend wird die Bünzbrücke in Anglikon gesperrt für den Bau des neuen Übergangs. Die Arbeiten dürften bis November 2022 dauern.

Die Erschliessung Wilstrasse, Sorenbühlweg und Sandackerstrasse erfolgt in dieser Zeit via Anglikerstrasse (Villmergen). Geöffnet ist ab Juni auch der Radweg in beiden Richtungen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote