Sommaruga zu Gast in Wohlen

  10.09.2021 Wohlen

Bund, Kanton und Gemeinden wollen den Verkehr besser vernetzen. Der Start dazu erfolgte in Wohlen. Mit einem prominenten Gast.

Noch ist der Bushof nicht in Betrieb. Trotzdem fuhr gestern erstmals ein Postauto von hier los. Darin sass ein prominenter Fahrgast: Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Im Rahmen eines Medienevents zum Projekt ‹Verkehrsdrehscheiben› kam die Magistratin am Nachmittag mit dem Zug nach Wohlen. Und fuhr danach mit dem Bus nach Emmenbrücke. Die Bundesrätin zeigte sich erfreut über das noch nicht ganz fertige Projekt. «Hier entsteht etwas Wunderbares», sagte sie. Wohlen schaffe als Verkehrsdrehscheibe die Verbindung zwischen Stadt und Land. --chh


Verbindung von Stadt und Land

Bundesrätin Simonetta Sommaruga besichtigte die neue Verkehrsdrehscheibe in Wohlen

Sie kam mit der S-Bahn. Und sie fuhr mit dem Postauto weiter. Dazwischen lobte die Bundesrätin den neuen Bushof in Wohlen. Ein gemeinsames Programm von Bund, Kanton und Gemeinden soll solche Verkehrsdrehscheiben weiter fördern.

Chregi Hansen

Und dann war sie da.Angereist mit dem Zug, durchschritt Simonetta Sommaruga die neue Personenunterführung West und traf unter dem noch nicht fertigen Dach des Bushofs auf Vertreter von Politik und Medien. So erfuhr sie gleich persönlich, wie einfach in Zukunft das Umsteigen sein wird.

«Ich bin wohl die idealtypische Nutzerin solcher Verkehrsdrehscheiben», betonte Sommaruga in ihrer kurzen Ansprache. Sie wähle immer das Verkehrsmittel, welches gerade am besten passt. «Ich war heute schon zu Fuss unterwegs, mit dem Tram, dem Schnellzug, der S-Bahn und nehme nachher den Bus», fuhr die Vorsteherin des Verkehrsdepartements fort. Damit dies in Zukunft noch mehr Menschen so handhaben, dafür brauche es heute Investitionen. «Mit dem Bau neuer Verkehrsdrehscheiben setzen wir ein wichtiges Zeichen», ist die Bundesrätin überzeugt.

Solche Drehscheiben sollen in Zukunft aktiv gefördert werden. Bund, Kanton und Gemeinden haben gestern Donnerstag eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben. Im Vorfeld dazu präsentierte das Bundesamt für Verkehr den nationalen Medien zwei gute Beispiele solcher Anlagen. Zum einen in Emmenbrücke. Zum anderen in Wohlen. «Hier sind solche Drehscheiben besonders wichtig, denn hier kommen Stadt und Land zusammen», so Sommaruga. Für die Zukunft und den Zusammenhalt der Schweiz sei es wichtig, die ländlichen Regionen besser mit den Zentren zu verbinden.

Mensch muss im Zentrum stehen

Sie lobte die neue Anlage in Wohlen. Diese sei grosszügig, biete viel Platz, lasse das Aus-, Ein- und Umsteigen, aber auch viele Begegnungen zu. Alle Verkehrsmittel hätten hier gleichberechtigt ihren Platz. «Es geht nicht um das Für und Wider von Bus, Zug oder Auto, sondern um die bestmögliche Kombination.» Dabei gebe es keine Patentlösungen, mahnte die Verkehrsministerin: «Jede Drehscheibe muss individuell an den Ort angepasst werden.» Man habe aber ein Konzept, das man überall anpassen kann. Dabei müsse in der Planung der Mensch und nicht das Verkehrsmittel im Zentrum stehen. Bei dieser Aufgabe müssten alle Staatsebenen Hand in Hand arbeiten. So, wie es in Wohlen der Fall war.

Vorbild sein für die Schweiz

Auch der Aargauer Regierungsrat Stephan Attiger betonte die Wichtigkeit von gut funktionierenden Verkehrsdrehscheiben. Die Mobilität in der Agglomeration nehme zu. Man müsse jetzt Lösungen suchen und nicht erst, wenn es zu spät ist. Entscheide zur Abstimmung von Siedlung und Verkehr müssten künftig gemeinsam von Bund, Kanton und Gemeinden gefällt werden, «es geht nur miteinander». Das Beispiel Wohlen zeige jetzt, dass so etwas möglich ist. «Hier in Wohlen haben wir das erreicht, was wir uns schweizweit vorgenommen haben», lobte Attiger. Insofern ist der Besuch der Bundesrätin im Freiamt auch für den Aargauer Regierungsrat ein Freudentag.

Freude herrschte auch bei Gemeindeammann Arsène Perroud. Er war stolz, der Parteikollegin aus Bern den neuen Bushof zu zeigen, auch wenn er noch nicht ganz fertig ist. Er erinnerte die Zuhörer daran, dass die Südbahnlinie durchs Freiamt die schnellste Verbindung zwischen Basel und dem Tessin sei. «Leider rollen auf ihr vor allem Güter durch das Land, und wir haben immer noch keinen Schnellzughalt», bedauerte Perroud. Was dies bedeutet, bekamen die Gäste aus Bern hautnah zu spüren, regelmässig sorgten die lauten Güterzüge für kurze Unterbrüche bei den Reden.

Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen

Für Perroud ist zudem klar. Bei aller Freude über das bisher Geleistete sei die neue Verkehrsdrehscheibe mit Bushof, neuer Unterführung und direktem Anschluss an die Tiefgarage nur der erste Baustein bei der Modernisierung des Bahnhofs Wohlen. Es werde weiter geplant und gebaut. So etwa die Einführung der Bahnlinie von Bremgarten her direkt zum Bahnhof und der Auszug des Freiverlads aus Wohlen. «Es ist ein Unding, dass der Schwerverkehr mitten durch eine Kleinstadt fahren muss, um die Rüben auf den Zug zu bringen», erklärte der Ammann. Mit der Umplatzierung werde viel Potenzial geschaffen für die weitere Siedlungsentwicklung.

Dabei solle auch Raum für Begegnungen geschaffen werden. «Denn ein Bahnhof ist in erster Linie eine Verkehrsdrehscheibe. Aber eben nicht nur. Er ist auch eine Visitenkarte», so Perroud. Insofern kann Simonetta Sommaruga vielleicht schon bald wieder Wohlen und die Entwicklung am Bahnhof besichtigen. Und wer weiss, vielleicht kann sie dann mit dem Schnellzug statt mit der S-Bahn anreisen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.


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