Lebensfreude pur

  24.08.2021 Wohlen

Premiere des Open Airs Stoppelfäld

Schluss mit Trübsal blasen und Abstand halten. Das Wohler Festival sorgte für viele wunderbare Begegnungen.

Die Stimmung ist enorm entspannt. Und immer wieder hört man die gleichen Worte: «Schön, dass so etwas wieder möglich ist.» Nach mehr als einem Jahr voller Einschränkungen wollen die Menschen das Leben wieder geniessen. Wollen Lebensfreude tanken, bevor der Herbst allenfalls neue Massnahmen mit sich bringt. «Es ist noch total ungewohnt, ohne Maske unter so vielen Menschen zu sein. Aber es ist ein gutes Gefühl», sagt eine Festivalbesucherin. Und spricht damit vielen aus dem Herzen. --chh


Komplimente von allen Seiten

Die Premiere des Open Airs Stoppelfäld ist in allen Belangen gelungen

Ein perfektes Festivalgelände. Ein höchst abwechslungsreiches Programm. Begeisterte Gäste. Motivierte Helfer. Und fast bis zum Schluss perfektes Wetter. Der Start des neuen Open Airs könnte kaum besser gewesen sein.

Chregi Hansen

Ehre, wem Ehre gebührt. Das Duo «Catalyst» sprach nach seinem Auftritt vom besten Festival, auf dem die Band je gespielt hat. Was für ein Kompliment für einen Anlass, der doch zum ersten Mal stattfand.

Wobei, so ganz stimmt das nicht. Denn das Stoppelfäld ist sozusagen der designierte Nachfolger des Zamba Loca. Vieles war denn auch gleich. Etliche bekannte Gesichter im OK. Ein Gelände, auf dem auch das Zamba Loca schon haltmachte, bevor es zu gross wurde. Ein ebenso spannendes wie abwechslungsreiches Programm. Die 10-Minuten-Bühne im Barzelt. Und doch ist das neue Open Air nicht einfach ein Abklatsch. Es ist kleiner, intimer und familiärer geworden. Und zog vor allem Menschen aus der Region an.

Livemusik stand wieder im Mittelpunkt

«Wir sind stolz. Wir haben es geschafft, unsere anfängliche Vision in die Realität umzusetzen», freut sich OK-Mitglied Jonas Arnet. Damit haben sich die Macher selber glücklich gemacht, aber auch viele andere. «Es kamen viele spontan auf uns zu und haben sich bedankt dafür, dass wir diesen Aufwand auf uns nehmen», berichtet Arnet. Auch die Musiker seien alle happy gewesen. «Es war unser Ziel, dass die Livemusik wieder mehr im Zentrum steht. Und ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen», so Arnet.

Tatsächlich fanden alle Künstler ihr Publikum. Und dabei erlebten die Besucher einige Kontraste. Da die sphärischen Rhythmen von «Tompaul», die Freitagnacht die Zuhörer in Ekstase brachten. Dort die poetischen Texte junger Kantischüler am Poetry Slam auf der kleinen Bühne. Da die fast schon entrückten Gesichter der jungen Musiker der Wohler Band «r.u.ok», die ihr Glück gar nicht fassen konnten, auf einer so grossen Bühne zu spielen. Dort das Wiedersehen mit «Harvey Rushmore & the Octopus», die bereits zum fünften Mal ihren genialen Mix aus Garage, Surf, Psych und Kraut-Rock in Wohlen zelebrierte – und offenbar so etwas wie die Hausband des Vereins für Kultur wird. Es gab schräge Momente wie den Live-Podcast mit Chaos und Untergang alias Siro Bingesser und Samuel Meier. Und absolute Höhepunkte wie den musikalisch-karibischen Surftrip von JPson, dem Südafrikaner mit Schweizer Wurzeln, der mit seinen warmen Klängen die kühlen Temperaturen wegzauberte. Und der mit seinen Ansagen und Geschichten in radebrechendem Schweizerdeutsch viel Sympathien eroberte. Ihn würde man gerne ein weiteres Mal in Wohlen erleben.

Mehr als 1000 Zuschauer und Zuschauerinnen

Kein Wunder, kann Jonas Arnet eine positive Bilanz ziehen. «Noch fehlen die genauen Zahlen, aber wir gehen davon aus, dass wir mit einem Gewinn abschliessen», erklärt er. Rund 550 Besucher waren am Freitagabend vor Ort, 600 waren es am Samstag. Das bedeutet ausverkauft – grösser will das neue Open Air gar nicht werden. Auch das Testcenter vor dem Eingang hat tadellos funktioniert. An beiden Abenden kamen mehr als 100 Tests zusammen, die Wartezeit für das Ergebnis betrug nur 15 Minuten, wobei man da schon ein Auge und ein Ohr vom Festival mitbekam. Dass es vermutlich schwarze Zahlen gibt, freut Arnet besonders, läuft das neue Open Air doch unter dem Dach des Vereins für Kultur, dessen Präsident er ist. Und ein allfälliger Gewinn kommt auch anderen Kulturevents zugute.

Warteschlangen vor der Bar

Natürlich könne man das eine oder andere noch verbessern, ist Arnet klar. «So haben wir beispielsweise unterschätzt, wie trinkfreudig unser Publikum ist. Wir mussten in einer Notfallaktion einen zweiten Bierausschank installieren», lacht er. Auch der Sturm in der Nacht von Samstag auf Sonntag machte den Organisatoren zu schaffen. Nicht alle Zeltblachen hielt den Böen stand, und wegen des Regens kam es zu einem kurzen Stromunterbruch. «Das Sicherheitskonzept müssen wir überarbeiten. Alles in allem sind wir aber sehr zufrieden», so der Sprecher des OK.

Zufrieden ist sicher auch der Grossteil des Publikums. Die Freude, endlich wieder ohne Einschränkungen feiern zu können, sie war überall greifbar. Und zwar nicht nur bei den Jungen, vom Senior bis zum Kleinkind waren alle Generationen versammelt. Und genossen gemeinsam zwei unvergessliche Abende. Das Stoppelfäld hat sich schon bei der ersten Austragung als würdiger Nachfolger des Zamba Loca bewährt. Die Tradition der Open Airs in Wohlen wird also fortgeführt. Dafür sollte man dankbar sein.


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