Wenn Schwieriges ganz leicht wirkt

  13.07.2021 Wohlen

Das Bühnenfestival Nousu bot artistische Höchstleistungen, poetische Momente und viel Humor

Trotz drohenden Wolken und später einsetzendem Regen lockte das Festival am Samstag viele Besucher an die Sommerbar. Wer freitags kam, konnte die drei Programme bei schönstem Sommerwetter geniessen.

Chregi Hansen

Wohl selten hat Andreas Muntwyler so oft den Wetterradar kontrolliert wie an diesem Samstag. «Es zieht eventuell vorbei», meinte er mit Blick auf die drohende Gewitterzelle, die sich im Anmarsch befand.

Trotzdem passte er das Programm an. Das ursprünglich für das Finale angekündigte Duo Kaos trat schon früher auf. «Auf einer nassen Bühne können sie nicht spielen, das wäre bei ihren Fahrten auf dem Velo viel zu gefährlich», erklärt Muntwyler. Schon am Freitagabend sei es wegen der Luftfeuchtigkeit heikel gewesen, aber Regen würde die Nummer komplett verhindern. Und darum gaben die Organisatoren am Samstag etwas Gas – damit alle fünf Artisten zumindest einmal im Trockenen auftreten durften. Das Vorhaben gelang, auch das Duo Kaos konnte seine Nummer noch präsentieren – bei den jeweils zweiten Auftritten von Lotta & Stine sowie Victor Rubilar goss es dann aber doch noch.

Positives Fazit

Trotzdem zeigten sich die Organisatoren zufrieden. «Der Freitag war wunderbar», erklärt Lukas Stäger, während er die Technik installiert. Hinter dem Bühnenfestival steht die Compagnie Roikkuva, zu der neben Stäger und Muntwyler auch Ulla Tikka gehört. Die gebürtige Finnin, die seit vielen Jahren im Freiamt lebt, freute sich, Gäste aus ihrer alten Heimat zu präsentieren. Und was Lotta & Stine auf der Bühne zeigten, was schlicht sensationell. Die zwei Frauen paaren akrobatische und artistische Höchstleistungen mit viel Witz und Augenzwinkern – und ziehen das Publikum vom ersten Moment an in ihren Bann. Nicht zuletzt durch ihr Outfit, eine Parodie auf die biedere Hausfrau.

«Wir haben das Konzept in diesem Jahr etwas angepasst», erklärt Stäger. Zum einen tritt Roikkuva selber nicht auf, zum anderen fand das Programm nur auf einer einzigen, extra für den Anlass aufgestellten Bühne statt. In den zwei Jahren zuvor gab es jeweils mehrere Spielstätten, «das hat das Ganze etwas verzettelt», so Stäger. Und dank dem Verzicht auf einen eigenen Auftritt konnten sich die drei voll und ganz auf die Organisation konzentrieren. Dabei wurde einmal mehr deutlich, wie gut sie vernetzt sind in der Festivalszene. «Wir mussten das Programm im letzten Moment nochmals ändern und eine Nummer auswechseln», erklärt Muntwyler.

Sich nicht ablenken lassen

Letztlich aber erwies sich das als glückliche Fügung. Der als Ersatz engagierte Fussball-Jongleur Victor Rubilar unterhielt die Besucher mit seinen Tricks und seinen Gags bestens. Dabei wurde deutlich, was gute Strassenkünstler ausmacht: Sie können wunderbar mit dem Publikum spielen und lassen sich durch nichts stören – weder durch bellende Hunde, spielende Kinder, schwatzende Besucher noch durch schwarze Wolken. Der Argentinier brachte die Zuschauer jedenfalls immer wieder zum Lachen und Mitjubeln und beendete seine Nummer mit einem seiner fünf Weltrekorde, indem er mit fünf Fussbällen gleichzeitig jonglierte.

Während er sowie Lotta & Stine für viele Lacher sorgten, war das Duo Kaos für die poetischen Momente an diesem Abend besorgt. In ihrem Programm «Time to loop» tragen die Italienerin Giulia Arcangeli und Luis Paredes aus Guatemala erst einen Kampf um ein Rad aus, um dann quasi mit sich und ihm zu verschmelzen. Es ist eine wortlose Erzählung über Balance, Leichtigkeit und Romantik, bei der dem Publikum schon mal der Atem stockt, wenn die beiden zu zweit auf dem Rad knapp am Bühnenrand vorbeirasen. Da wird einem verständlich, warum sie unbedingt trockenes Wetter benötigen.

Wunderbares Ambiente

Die Artisten sorgten an den beiden Abenden für die Höhepunkte. Aber auch der Rahmen war perfekt. Die Sommerbar ist der ideale Anlass für ein solches Bühnenfestival, dazu verwöhnte die frühere Kulti-Köchin Käth Galizia die Besucher mit ihrer Kochkunst. Kein Wunder, traf man an beiden Abenden nur auf gut gelaunte Menschen. Den drohenden Wolken am Himmel zum Trotz. Und so hoffen Publikum und Künstler, dass Nousu auch im nächsten Jahr eine Wiederholung erfährt.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote