Traumhaus wird zum Lebenswerk

  06.07.2021 Wohlen

Das Seckelmeisterhaus: Nach dreieinhalb Jahren intensiver Arbeit hat Simon Heusser die Renovation fertiggestellt

Es war am Verlottern. Stand unbewohnt seit Jahren da. Simon Heusser erkannte praktisch als Einziger die Qualität und den Charme des Seckelmeisterhauses. Er kaufte das historische Haus, sanierte und renovierte es fachmännisch. Nun erstrahlt das Seckelmeisterhaus in neuem Glanz – alle drei Wohnungen sind jetzt bewohnt.

Daniel Marti

Vor fast 220 Jahren wurden die Räumlichkeiten im Untergeschoss in den Felsen der Steingasse gehauen. Und auf dieser Basis entstand das Haus an der heutigen Steingasse 47. Der Erbauer war Anton Isler, Kantonsrat und Seckelmeister. Darum der Name Seckelmeisterhaus, erbaut von 1803 bis 1805 als Zweiwohnungshaus.

Das Seckelmeisterhaus ist ein imposantes Bauwerk. Zwar von aussen eher schlicht gehalten, aber mit mächtigen Mauern, mit einem gewaltigen Keller und mit geschichtsträchtigen Räumlichkeiten. Im Obergeschoss war einst eine legendäre Gaststube mit hochklappbarer Wand vorhanden. Die Reisenden – die Steingasse war Hauptader zwischen Zürich und Bern – tauschten dort die Neuigkeiten aus. Und die Kutschenpferde konnten in der benachbarten Scheune ruhen.

3,5 Jahre Bauzeit: 8000 Stunden an Eigenleistung

Es könnte ganz viele Geschichten erzählen, das Seckelmeisterhaus. Trotzdem ist es schier in Vergessenheit geraten. Fast zwei Jahrzehnte lang blieb es unbeachtet. Die tollste Geschichte rund um das Seckelmeisterhaus hat jedoch Simon Heusser geschrieben. Er, der gelernte Möbelschreiner mit Berufsmatura aus dem Kanton Zürich, «entdeckte» das Haus, kaufte es, um es praktisch im Alleingang wieder auf Vordermann zu bringen. Zwei bis drei Jahre werde er für die Renovation benötigen, prognostizierte er, der schon andere historische Häuser erneuert hat. «Ich habe immer gedacht, dass es eher drei Jahre werden», sagt er jetzt. Im Februar 2018 war Baustart, nun ist das renovierte Seckelmeisterhaus weitgehend fertig. «Mit dieser Dauer kann ich gut leben.» Gewiss, es braucht noch ein paar Handgriffe bei der Umgebung.

Dreieinhalb Jahre lang war Heusser an der Arbeit, immer auch an Samstagen, praktisch ohne Ferien. 8000 Stunden Eigenleistung, hat er ausgerechnet. «Es ist eben ein Vollzeitprojekt.» Er habe seine ganze Energie reingesteckt in dieses Haus, sagt es und lässt seinen Blick über die Dachwohnung, die er zusammen mit seiner Freundin selber bewohnt, schweifen. Die beiden anderen Wohnungen sind nun ebenfalls vermietet, die zweite seit dem 1.Juli. Nun ist Simon Heusser auch erleichtert, die Vermietung hilft natürlich bei der Finanzierung.

Fast alles verlief reibungslos

Es gibt selbstverständlich mehr als «nur» Fakten und Zahlen. Vor allem viel Verbundenheit sei entstanden, betont er. «Ich habe die Geschichte dieses Hauses kennengelernt und habe vieles entdeckt.» Wie beispielsweise 30 alte Münzen (siehe Kasten). Seit seiner Lehrlingszeit hat Simon Heusser von einer solchen umfassenden Renovationsarbeit geträumt. Darum: Das Seckelmeisterhaus sei ein Lebenswerk. Und traumhaft.

«Das Haus bringt nicht nur mir etwas, sondern es ist für die ganze Umgebung eine Aufwertung», so der Besitzer. Auch mit dieser Einschätzung liegt er richtig. Und während der dreieinhalbjährigen Umbauzeit hatte er nicht einen Durchhänger. «Ich habe mich von einer Herausforderung zur nächsten durchgearbeitet. Eigentlich verlief alles reibungslos.» Alles, was möglich war, hat Simon Heusser am Haus erhalten. Und einheimisches Material und Schaffen berücksichtigt. Mit dem Ziel vor Augen, dass das Seckelmeisterhaus unter kantonalen Denkmalschutz gestellt wird. Auch das erreichte er.

Grösstmögliche Wertschätzung

Mit den Leuten des Denkmalschutzes gab es zwar viele lange Diskussionen. Aber das sei normal bei einem Haus, das über 200 Jahre alt sei. Letztlich stiess er bei seiner ganzen Arbeit nie auf negative Überraschungen. «Weil der Zustand des Gebäudes eben recht gut ist.» Das kommt nun auch den Bewohnern zugute. Historisches Haus, fachmännisch renoviert, gut in die Nachbarschaft integriert, modern eingerichtet auch neben einem alten Kachelofen. Eine solche Kombination besticht.

Die grösste Anerkennung ist jedoch die Unterschutzstellung. Für Simon Heusser fast schon eine Ehre: «Das ist die grösste Wertschätzung für meine Arbeit. Alles, was ich an diesem Haus realisiert habe, ist nun geschützt. Das kann niemand zerstören.» Ein bisschen Stolz erkennt man aus seinen Worten. Berechtigter Stolz.


Alte Münzen – bis 1640

Bei den Bauarbeiten rund ums Seckelmeisterhaus sind dem Besitzer etliche ältere Gegenstände in die Hände gekommen. Im Bereich der ehemaligen Gaststube fand er viele Münzen. Darunter 30 alte Geldstücke. Die älteste Münze trägt den Jahrgang 1640.

Unter den Fundstücken sind Münzen aus neun verschiedenen Kantonen. Eine stammt aus Frankreich, und darunter ist auch ein Kronentaler aus Österreich. Simon Heusser freut sich aber ebenso über zwei Einräppler mit den seltenen Jahrgängen 1863 und 1866. Die Münzen sind so etwas wie ein kleiner persönlicher Schatz.

Weiter entdeckte er besonderes Dämmungsmaterial. Zum Beispiel eine Ausgabe des kantonalen amtlichen Anzeigers aus dem Jahr 1827. Auch das ist eine Besonderheit, denn sie erinnert an den Erbauer des Hauses Anton Isler, eben Seckelmeister. --dm


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote