Erste Hürde genommen

  04.06.2021 Boswil

Eine Fusion von Boswil und Bünzen kann abgeklärt werden – das Stimmvolk sagte Ja, aber knapp

Eine gemeinsame Zukunft der Gemeinden Boswil und Bünzen kann nun vertieft geprüft werden. Die Bevölkerung stimmte an der «Gmeind» dem Antrag zu.

Sabrina Salm / Annemarie Keusch

Je 115 000 Franken waren traktandiert für die vertiefte Prüfung eines Zusammenschlusses der Gemeinden Boswil und Bünzen. Die Stimmbürger von Bünzen haben dem Antrag mit 40 Ja-Stimmen zu 24 Nein-Stimmen zugestimmt. In Boswil war das Resultat deutlich knapper mit 41 Ja zu 37 Nein. Es ist damit zwar noch nichts über eine Fusion von Boswil und Bünzen entschieden. Doch mit der Annahme dieses Kredits ist die erste grosse Hürde auf dem Weg zu einer gemeinsamen Zukunft der beiden Dörfer überwunden. Im Rahmen des Hauptprojektes werden nun alle Themen und Fragen gründlich und professionell diskutiert und die geplante zusammengeschlossene Gemeinde in ihren Grundzügen skizziert.

Vollzug frühestens im Jahr 2024

Es gibt jedoch noch viele Hindernisse zu überwinden. Noch im Juni werden sieben Facharbeitsgruppen für verschiedenen Themen gegründet und eingesetzt. Diese Fachgruppen bestehen aus Gemeinderäten, Experten und Einwohnern aus beiden Gemeinden. Im Oktober von diesem Jahr soll die nächste wichtige Entscheidung anstehen. Dann wird in der Planungskommission entschieden, ob die Abklärungen gestoppt werden oder ob die Gemeinden an der nächsten Sommer-«Gmeind» mit einem Antrag an die Stimmbürger treten. Danach folgen noch weitere Abstimmungen und Urnengänge, bis es zum Vollzug des Zusammenschlusses kommen würde. Dieser ist auf den 24. Januar 2024 vorgesehen.


Noch fehlen klare Antworten

Die Gemeinden Boswil und Bünzen geben grünes Licht für die Prüfung eines Zusammenschlusses

Es ist knapp, aber es ist ein Ja. Wie ein möglicher Zusammenschluss der beiden Gemeinden aussehen würde, soll in den nächsten Monaten in kleinen Projektgruppen eruiert werden. «Dann haben wir Antworten auf viele Fragen», sagen Marlise Müller, Ammann Bünzen, und Michael Weber, Ammann Boswil.

Sabrina Salm / Annemarie Keusch

«Wir kommen oft an unsere Leistungsgrenzen», gibt Marlise Müller zu Bedenken. Die Gemeinde Bünzen hat Schwierigkeiten, Behördenmitglieder zu rekrutieren. Nach der Demission von Gemeinderat Marcel Egg sind sie wieder einmal nur zu viert. Wieder einmal hat sich in der gegebenen Frist niemand für eine Kandidatur für das Gemeinderatsamt angemeldet. «Und die Aufgaben werden nicht leichter. Im Gegenteil, es wird immer komplexer», so die Frau Gemeindeammann. Es komme dazu, dass sie eine hohe Fluktuation beim Gemeindeverwaltungspersonal in wichtigen Positionen haben. «Der Stellenmarkt ist ausgetrocknet, und auch das Stellenprofil hat sich geändert.»

Gleiche Argumente nennt der Boswiler Gemeindeammann Michael Weber. Auch wenn die Situation hier noch entspannter sei, gerade was die Bereitschaft für ein Behördenamt betreffe. In der Region und im Kanton als grössere Gemeinde mehr Gewicht zu haben, ist ein weiteres Argument, das die Gemeinderäte nennen. Aber sie wissen auch, dass es auch viele andere Meinungen gibt. «Etwa wird der Verlust der Bürgernähe befürchtet», sagt Weber.

Finanziellen Aspekt hervorheben

Müller und Weber sind überzeugt: «Eine gründliche Abklärung erachten wir als gut und nötig.» Dank dieser könne man dann faktenbasierte Diskussionen führen. Viele Fragen werden beantwortet mit den Erkenntnissen, die in Projektgruppen an drei Workshops besprochen werden. Fragen etwa zum Thema Forst, Liegenschaften, Name oder Finanzen.

Viel haben die Behördenmitglieder der beiden Gemeinden über ihre Beweggründe informiert und ihre Meinung geäussert. Bei den Umfragen seien sie froh darüber, dass sich so viele Bürger Gedanken darüber gemacht hätten. «Da war ersichtlich, dass 62 Prozent der Bünzer positiv über einen möglichen Zusammenschluss eingestellt sind», sagt Marlise Müller. Auch in Boswil sind die Behördenmitglieder zufrieden. «Die positiven Rückmeldungen sind ein klarer Auftrag, dieses Thema vertieft zu prüfen», sagt Michael Weber. Und auch den finanziellen Aspekt heben sie hervor. Der Kanton Aargau begrüsse eine vertiefte Abklärung für einen möglichen Zusammenschluss.

Er würde der neuen, zusammengeschlossenen Gemeinde einen Beitrag zahlen. Michael Weber spricht von möglichen sechs Millionen Franken.

Zwei Voten gegen Fusion

Richtige Diskussionen entstanden an beiden Gemeindeversammlungen nicht. Vereinzelte Stimmbürger sprachen sich deutlich gegen den beantragten Kredit aus, der mittels Änderungsantrag um 105 000 Franken auf 115 000 Franken erhöht wurde, damit die Sekretariatsarbeiten im Zusammenhang mit dem möglichen Zusammenschluss ausgelagert werden können und nicht die beiden Verwaltungen belasten. Ein Bünzer Einwohner kritisiert den Zeitpunkt für eine solche Entscheidung. «Warum gerade jetzt in der Pandemiezeit, wo die Möglichkeit für Treffen und somit Diskussionen nicht möglich sei?» Ein Ja zum jetzigen Zeitpunkt sei kein automatisches Ja zur Fusion, betonte die Bünzer Frau Gemeindeammann Marlise Müller. In Boswil äusserte sich ein Stimmbürger, dass er die Fusion als unnötig einstufe. «Sie bringt unserer Gemeinde zu viele Nachteile.» Er sprach vom Verlust der Selbstbestimmung und der Identität. Und er ist überzeugt: «Unsere Gemeinde muss nicht grösser werden, um Gewicht zu haben. Wir wachsen sowieso.»

Am Schluss waren es ganz knappe Entscheide. Der Weg zu einem möglichen Zusammenschluss kann weitergehen. Und das freut Marlise Müller: «Wir sind froh, nun die Chance erhalten zu haben, die Sache anzugehen und vertieft zu prüfen, ob eine Fusion Sinn macht.»

 


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