Sorgfältig und atemberaubend

  01.06.2021 Wohlen

Prämierungsfeier für die besten Maturarbeiten des Kantons: Raphael Knecht (Muri) von der Kanti Wohlen ausgezeichnet

Welche Anerkennung. Raphael Knecht von der Kanti Wohlen nahm sich in seiner Maturarbeit dem Schicksal des Rhonegletschers an. Das Werk des Murianers zählt zu den sechs besten des Kantons und wurde nun ausgezeichnet. Die Prämierungsfeier war nicht nur wegen der Kanti Wohlen nahezu ein Wohler Heimspiel.

Die Aargauische Kulturstiftung Pro Argovia, die Aargauische Naturforschende Gesellschaft und die Historische Gesellschaft des Kantons Aargau prämierten zum 19. Mal die besten aargauischen Maturitätsarbeiten. Sechs von 26 Arbeiten bekamen eine Auszeichnung, die für Leistungsfähigkeit und gesellschaftliche Relevant steht. Ausgezeichnet wurde auch die Arbeit von Raphael Knecht von der Kanti Wohlen (siehe auch Ausgabe vom vergangenen Dienstag). Der Murianer widmete seine Arbeit dem Rhonegletscher. «Auf dünnem Eis. Das Schicksal des Rhonegletschers». Nun fand die Prämierung in der neuen Kantonsschule Aarau statt – mit mehrfacher Wohler Beteiligung. Heimspiel.

Goldiger Einstieg 

Bei der Feier hielt Regierungsrat Dieter Egli eine sehr gute und treffende Rede über die Bedeutung der Wissenschaft für die Politik. Die Wohlerin Martina Kuhn-Burkard, neu gewählte Rektorin der Neuen Kantonsschule Aarau, war eine umsichtige Gastgeberin. Martin Ammeter, Stiftungsrat der Pro Argovia, begleitete die Feier. Und Moderator der Veranstaltung war Ruedi Bürgi, Alt-Oberrichter aus Wohlen.

Regierungsrat Dieter Egli ging vom Phänomen der Fake News, die in den letzten vier Jahren durch den Präsidenten der USA zelebriert worden sind, aus. Er strich deshalb die Bedeutung von wissenschaftlich korrekten Informationen heraus. Diese sollen der Politik den Weg zur Meinungsbildung und zur Durchsetzung der Folgen der wissenschaftlichen Erkenntnisse öffnen. Die Politik sei auf das Zusammenspiel der verschiedenen Disziplinen angewiesen, so Egli. Daraus sei auch ersichtlich, von welcher Bedeutung der Zugang zur Wissenschaft sei. Das Gefäss der Maturarbeiten ist laut Egli dafür ein goldiger Einstieg, und die Erfahrungen, mit wie viel Kreativität, Leidenschaft und Fleiss die Themen bearbeitet werden, zeigen, dass die junge Generation auf dem richtigen Weg sei und sich nicht mit Fake News behelfen müsse. Die junge Generation wolle der Wahrheit auf den Grund gehen und dazu sei sie auch fähig.

Filmspezialistin hielt Laudatio

Zur Arbeit von Raphael Knecht und zur Einordnung. In einem einstündigen Dokumentarfilm über den Rhonegletscher setzt er sich mit den Folgen des Gletscherrückzugs auseinander. Er sprach im Obergoms mit den Menschen, die direkt davon betroffen sind und die Veränderungen aus nächster Nähe miterleben: den Betreibern der Gletschergrotte, einem Strahler, einer Gemeindepolitikerin, einem Bauern, einem Glaziologen und einem Forstwart. «Der Film wird so nicht nur zum Zeitzeugnis eines Phänomens, sondern lässt auch unmittelbare Stimmungen und Meinungen aus verschiedenen Warten und Sichtweisen einfliessen», heisst es in der Laudatio, die von Corinne Siegrist, Leiterin des Filmpodiums Zürich und damit Filmspezialistin, verfasst wurde. Gelesen an der Feier wurde die Laudatio vom Wohler Ruedi Bürgi, Alt-Oberrichter.

Aufgrund der vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema Gletscherschwund sei der Autor «ein aufmerksamer und kundiger Gesprächspartner, der mit gezielten, präzisen Fragen zu seinen Informationen kommt». Die Menschen, mit denen er sprach, brachten ihre Erfahrungen, Erinnerungen und zum Teil auch abweichenden Einschätzungen ein. «Ihre Statements ergeben so ein facettenreiches Bild dieser unumkehrbaren Entwicklung und ihrer Auswirkungen.»

Laut Laudatio sei der Dokumentarfilm bemerkenswert, weil der Streifen nicht nur viele Informationen vermittelt, «sondern immer wieder zum Nachdenken und zum Überprüfen der eigenen vorgefassten Meinung anregt». Die Machart sei ausgesprochen sorgfältig und durchdacht. Und weiter: «Raphael Knecht hat sich von Anfang an für einen langsamen Rhythmus entschieden, der dem Publikum Zeit lässt, das Gesehene und Gehörte aufzunehmen und zu verarbeiten, nicht zuletzt durch sehr bewusst eingesetzte Musik. Nicht nur bei seinen Gesprächen ist die Bildgestaltung ausgesprochen sorgfältig, der Film besticht auch durch eindrückliche Naturaufnahmen, seien es Details von schmelzendem Eis oder atemberaubende Bergaufnahmen.»

Die schönen Bilder dienen zudem zur Darstellung des Themas und der Auseinandersetzung, heisst es in der Laudatio. «Hervorzuheben ist etwa die sparsame Verwendung von Drohnenaufnahmen. Raphael Knecht vermeidet es, sie zur Überwältigung des Publikums einzusetzen, und macht ihren gezielten Einsatz damit umso wirkungsvoller.»

Auch der schriftliche Teil wird in der Laudatio gerühmt: «Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem fertigen Film rundet diese herausragende Maturarbeit ab, die auch durch sprachliche Präzision und einfühlsame grafische Gestaltung besticht.» Eine schöne und wertvolle Würdigung und Anerkennung der Arbeit.

Nächstes Jahr in Wohlen

Diese Auszeichnung für Raphael Knecht sollte auch Antrieb sein für die nächsten Abschlussklassen der Kanti Wohlen. Es gibt noch einen weiteren Motivationsgrund: Im nächsten Jahr wird die Prämierungsfeier von Pro Argovia sowie der Naturforschenden und Historischen Gesellschaft an der Kantonsschule Wohlen zu Gast sein. --rb/dm


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