«Politik geht uns alle etwas an»

  26.05.2021 Wohlen

Kanti Wohlen: Online-Politpodium zum Covid-19-Gesetz, organisiert vom Verein «Discuss it»

Zum dritten Mal lud der Verein «Discuss it» die Schüler der Kanti Wohlen zu einer Podiumsdiskussion ein. Diese fand coronabedingt online statt. Trotzdem verfolgten über 180 Jugendliche das Wortgefecht zwischen Ruth Humbel von «die Mitte» und Lukas Reimann von der SVP. Nach einer Stunde war klar, wer die Teilnehmenden zu überzeugen wusste.

Dass das Interesse an der Politik und die Stimmbeteiligung junger Leute in der Schweiz häufig zu wünschen übrig lässt, ist ein bekanntes Problem. Aus diesem Grund wurde der unabhängige, neutrale Verein «Discuss it» ins Leben gerufen. Engagierte Studierende und junge Berufsleute setzen sich ehrenamtlich dafür ein, das politische Interesse und das dazugehörende Wissen bei Jugendlichen zu fördern. «Weil Politik uns alle etwas angeht», wie Moderatorin Flurina Wäspi zu Beginn der Veranstaltung sagte.

Schüler waren bestens vorbereitet

Vor Abstimmungen und Wahlen organisiert der Verein in verschiedenen Kantons- und Berufsschulen jeweils Podiumsdiskussionen zu aktuellen politischen Themen. So auch an der Kanti Wohlen, wo bei der dritten Ausgabe das Bundesgesetz über die gesetzlichen Grundlagen für Verordnungen des Bundesrates zur Bewältigung der Covid-19-Epidemie (Covid-19-Gesetz) im Mittelpunkt stand. Die beiden Nationalräte Ruth Humbel von «die Mitte» (Befürworterin) und Lukas Reimann von der SVP (Gegner) standen sich in diesem Duell gegenüber.

Als Einstieg wurde zuerst der Wissensstand der Schüler zum Covid- 19-Gesetz getestet. Die Auswertung der Online-Umfrage ergab, dass die Jugendlichen sich sehr wohl mit diesem politischen Thema auseinandergesetzt und sich umfassend informiert haben. Trotzdem durfte man gespannt sein auf die schlagkräftigen Argumente der beiden Hauptfiguren des Anlasses. Diese liessen sich nicht zweimal bitten und bezogen sofort Position für oder eben gegen das Covid-19-Gesetz. Die Diskussion war lanciert.

«Wir brauchen zwingend diesen Rettungsring für stark betroffene Branchen und Unternehmungen», meinte etwa Ruth Humbel von die Mitte. Dem widersprach Lukas Reimann von der SVP nicht. «Was aber ganz und gar nicht geht ist, dass die Finanzhilfe und die Macht des Bundesrates in einem solchen Pandemiefall in einem einzigen Gesetz geregelt sind. Diese beiden Punkte müssen ganz klar voneinander getrennt werden», ergänzte er. Uneinig waren sich die beiden auch darüber, wie es bei einem allfälligen Nein an der Urne weitergehen soll.

Souverän und kompetent meldete sich die Moderatorin Flurina Wäspi zwischen den Voten immer wieder mit interessanten Fragen aus dem Schüler-Chat oder eigenen Ausführungen zu Wort. Sie verstand es, allen Teilnehmenden gerecht zu werden und das Gespräch auf das Kernthema zu fokussieren, obwohl Themen wie Impfen, Impfprivilegien und Impfzertifikat sowohl die Jugendlichen als auch die beiden Politiker fast mehr zu interessieren schienen. «Einen Impfzwang darf es nicht geben. Dies wäre ein massiver Eingriff in die persönliche Freiheit», erläuterte Lukas Reimann seine Haltung. «Aber nur mit konsequentem Impfen und Testen kann ein Sommer mit Grossanlässen möglich werden», entgegnete die Gesundheitspolitikerin Humbel.

Kleine Verzögerung wegen Lausbubenstreich

Die Diskussion wirkte nie langweilig. Der Umgang untereinander war sehr ruhig und respektvoll, bis auf den Lausbubenstreich von ein paar Studenten, die die beiden Politiker anfangs kurzzeitig auf «stumm» schalteten und ihnen so das Wort verwehrten. Doch auch das brachte die erfahrene Moderatorin nicht aus dem Konzept. Mit einem freundlichen Lächeln und der Bitte, damit aufzuhören, konnte sie die Täter besänftigen und das Podium gekonnt weiterführen.

Nach einer Stunde Polit-Pingpong mit unterschiedlichsten Meinungen und Argumenten zeigte die Schlussabstimmung ein klares Bild: Rund drei Viertel der Jugendlichen sprachen sich für ein Ja, ein Viertel für ein Nein zum Covid-19-Gesetz aus. Wie sich das Schweizer Volk entscheidet, erfährt man am 13.Juni. --nl


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